DGNB mit neuer internationaler Version der Gebäudezertifizierung


Foto: DGNB

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Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat zwei wichtige Weiterentwicklungen ihrer Zertifizierung abgeschlossen. Veröffentlicht wurde zum einen die internationale Version des DGNB Systems für Neubauten, das erstmals für eine Vielzahl unterschiedlicher Gebäudenutzungen anwendbar ist. Mit dem ganzheitlichen, lebenszyklus- und performanceorientierten Nachhaltigkeitsansatz gilt es weltweit als das fortschrittlichste Zertifizierungssystem für Gebäude. Es umfasst alle wesentlichen Zukunftsthemen wie Klimaschutz, Circular Economy und Gesundheit. Auch für die Zertifizierung von nachhaltigen Quartieren gibt es eine neue Version des DGNB Systems. Als Planungs- und Optimierungstool hilft es dabei, Stadtquartiere, Gewerbegebiete und Industriestandorte so zu entwickeln, dass sie auf die Bedürfnisse der Menschen einzahlen und dabei ökonomisch sinnvoll, ressourcenschonend und klimagerecht sind.


Weltweit hat die Nachhaltigkeitszertifizierung von Bauprojekten in den letzten zehn Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Mehr als 6.000 Auszeichnungen konnte allein die DGNB bereits vergeben, verteilt auf fast 30 Länder. „Einen richtigen Mehrwert liefert eine Zertifizierung dann, wenn sie als Planungs- und Optimierungswerkzeug bereits in einer frühen Projektphase angewandt wird“, sagt DGNB Geschäftsführer Johannes Kreißig. „Es geht nicht darum, Checklisten ohne Bezug zum konkreten Projekt abzuarbeiten, sondern die sinnvollsten Maßnahmen im Sinne einer ganzheitlichen Nachhaltigkeit umzusetzen, um das Gebäude oder Quartier nachweislich besser zu machen.“


Internationale DGNB Zertifizierung berücksichtigt lokale Gegebenheiten

Mit der neuen internationalen Version ihrer Neubauzertifizierung setzt die DGNB weltweit Maßstäbe. Es ist im Vergleich zu anderen Labels das ambitionierteste, differenzierteste und zukunftsorientierteste. „Dies ist kein Selbstzweck, sondern vielmehr eine Notwendigkeit vor dem Hintergrund, wie dringlich wir die großen globalen Herausforderungen wie den Klimawandel angehen müssen“, erklärt Kreißig. Eine Besonderheit der DGNB Zertifizierung: Bei der Anwendung im Ausland berücksichtigt es spezifische lokale Anforderungen, so etwa die regulatorischen, klimatischen und kulturellen Gegebenheiten. Entsprechend ist die internationale Version des DGNB Systems auch deutlich mehr als eine Übersetzung der deutschsprachigen Version.

Auf umfassende Weise greift es die vielfältigen Anforderungen an den Klima- und Ressourcenschutz auf. So ist das DGNB System das weltweit erste seiner Art, das Circular-Economy-Lösungen auf Gebäudeebene bewertbar und messbar macht sowie klare Anreize für die Planung und Umsetzung von klimapositiven Gebäuden setzt. Wichtige Nachhaltigkeitsanforderungen, wie sie aktuell etwa über die EU-Taxonomie und Level(s), dem europäischen Berichtsrahmen für nachhaltige Gebäude, gefördert werden, sind bei der DGNB Zertifizierung seit jeher verankert und umfassend praxiserprobt. Hierzu zählen die Ökobilanzierung, die Lebenszykluskostenrechnung und die verpflichtende Messung der Innenraumluftqualität. Zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit von Gebäuden hat die DGNB hohe Anforderungen an die Qualität von Bauprodukten in den Kriterien verankert. Dies betrifft etwa die Vermeidung von Schad- und Risikostoffen. In Verbindung mit der Auszeichnung „DGNB Diamant“ ist das DGNB System zudem das weltweit erste, das die Aspekte einer gestalterischen und baukulturellen Qualität adäquat berücksichtigt.

„Das Interesse an der DGNB Zertifizierung aus dem Ausland nimmt ungebrochen zu, und es ist schön zu beobachten, dass die dazugehörige Planungsphilosophie immer besser verstanden wird“, sagt Kreißig. „Richtig angewandt ist es der perfekte Startpunkt zur Planung und Optimierung von Gebäuden, denen es gelingt, die Klimaschutzziele zu erfüllen, und die den Menschen eine gesunde, lebenswerte Umgebung bieten.“

Die bisherige internationale Version des DGNB Systems stammte aus dem Jahr 2014 und wurde speziell für Büro- und Verwaltungsgebäude entwickelt. Die neue Version gilt gleich für neun verschiedene Gebäudenutzungen wie Wohnen, Büro, Handel, Logistik, Industrie, Hotel oder Bildung.

Entwicklung nachhaltiger Quartiere als Schlüsselaufgabe der Stadtentwicklung

Seit 2012 bietet die DGNB ein Zertifizierungssystem speziell für nachhaltige Quartiere an, das dabei hilft, eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsqualität zielgerichtet, systematisch und wirtschaftlich umzusetzen. Die jetzt veröffentlichte neue Version des Systems ist eine wichtige Weiterentwicklung der bisherigen Quartierszertifizierung. Sämtliche Kriterien wurden auf ihre Aktualität, Methodik, Zielorientierung und praktische Anwendbarkeit hin überprüft und, wo es sinnvoll war, adaptiert. Dabei wurden einige Elemente aus der neuesten Version der Gebäudezertifizierung übernommen. Hierzu zählt die Einführung von Bonuspunkten, die sich positiv auf das Zertifizierungsergebnis auswirken, sowie das Prinzip der Innovationsräume, das eine größere planerische Freiheit ermöglicht. Auch der Abgleich sämtlicher Kriterien im Hinblick auf ihren Beitrag zur Erreichung der globalen Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen ist neu.

Zu den Kernthemen, die mit der neuen Version adressiert werden, zählen Klimaschutz, Klimaanpassung und Resilienz. Konkret unterstützt die Zertifizierung dabei, Quartiere zu entwickeln, die einen möglichst geringen CO2-Ausstoß über den Lebenszyklus verursachen – in Planung und Bau, genauso wie in der späteren Nutzung. Das Stadt- und das Mikroklima werden ebenso betrachtet wie die Umweltrisiken und der damit verbundene Werterhalt eines Quartiers. Ein weiterer Fokus liegt auf der Förderung der Biodiversität. Und auch die Mobilität steht im Blickfeld: Dabei wird der Umweltverbund bestärkt, Mobilitätsmanagement-Strategien für autofreie Quartiere werden belohnt. Ein zentrales Thema ist die Circular Economy, also die Förderung eines Denkens und Handelns in Kreisläufen im Umgang mit den verwendeten Ressourcen und Flächen. Zudem steht der Mensch im Mittelpunkt, indem Räume mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werden und eine gute Durchmischung im Quartier unterstützt wird. Für eine größere Akzeptanz und Identifikation wird die frühzeitige Einbindung der späteren Nutzer im Sinne der Partizipation gestärkt.

Das System ist erstmals für fünf verschiedene Quartiersnutzungen anwendbar: Stadtquartiere, Businessquartiere, Gewerbegebiete, Event Areale, Industriestandorte. Zusätzlich wurden die Kriterien des Quartierssystems mit denen der Gebäudezertifizierung stärker aufeinander abgestimmt, um Synergien zu fördern.

„Die Entwicklung von nachhaltigen Quartieren zählt zu den Schlüsselaufgaben der heutigen Stadtentwicklung“, sagt Johannes Kreißig. „In Zeiten von Klimawandel, Ressourcenknappheit und sozialer Spaltung kommt den Planern, Entwicklern, kommunalen und institutionellen Bauherren eine besondere Verantwortung zu. Es geht um die Schaffung von zukunftsfähigen, lebenswerten Quartieren, in denen Menschen sich wohlfühlen können, ohne dass Klima und Umwelt unnötig beeinträchtigt werden. Genau hier setzt das DGNB System an, mit dem wir europaweit marktführend sind.“

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