„Unsere Strategie zu diversifizieren, hat uns Erfolg gebracht.“

FACILITY MANAGEMENT im Interview

Seit nunmehr 111 Jahren kann der FM-Dienstleister Klüh auf eine im wahrsten Sinne glänzende Firmengeschichte zurückblicken. Aus einem ­kleinen Reinigungsunternehmen mit nur fünf Mitarbeitern, wurde bis heute ein internationaler Multidienstleister mit mehr als 52.000 Beschäftigten. Im Interview mit Frank Theobald, Sprecher der Klüh-Geschäftsführung, geht FM-Redakteurin Kerstin Galenza den Erfolgsgeschichten und Herausforderungen des Düsseldorfer Unternehmens auf die Spur.

111 Jahre Firmenschichte – einen solch langanhaltenden Geschäftserfolg können nicht viele Unternehmen für sich beanspruchen. Was ist das Geheimnis ­dieses Erfolges?

Die Erfolgsgeschichte der Klüh-Gruppe begann mit einem kleinen Familienbetrieb mit zunächst nur fünf Mitarbeitenden, den der Großvater des heutigen Alleininhabers Josef Klüh 1911 gründete. Dieser übernahm 1962, als Zwanzigjähriger, die Geschäfte. Von da an wuchs der kleine Familienbetrieb rapide: Von einem lokalen Cleaning-Unternehmen zur Nummer 1 in Düsseldorf, dann zu einer Größe in NRW.

Im späteren Verlauf der Firmengeschichte hat uns unsere Strategie, zu diversifizieren, weiteren Erfolg gebracht. So folgten Anfang der 1990er Jahre zwei weitere Dienstleistungszweige: Catering und Security, etwa zeitgleich entstanden Niederlassungen in ganz Deutschland.

Analog zum vergrößerten Angebotsspek­trum haben wir im Laufe der Zeit zudem auch unsere Leistungsfähigkeit kontinuierlich weiterentwickelt, um den gewachsenen Ansprüchen unserer Kunden gerecht zu werden. Auch heute noch investiert Klüh deshalb stark in Innovationen und nimmt etwa eine führende Rolle beim Einsatz digitaler Technologien ein.

Im Jahr 2000 begann die internationale Expansion des Unternehmens. Heute
­ist Klüh Multiservices in mittlerweile sieben Ländern aktiv. Aus dem kleinen Reinigungsbetrieb, den er mit vorgezogener Volljährigkeit übernommen hatte, hat Josef Klüh eine leistungsstarke Dienstleistungsgruppe mit den Fachbereichen Cleaning, Catering und Clinic Services, Airport-Dienstleistungen, ­Security- und Personal Service errichtet.

All das wäre jedoch nicht möglich gewesen ohne unsere loyalen und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ihren Dienst mit hoher Motivation und Leidenschaft verrichten, sowie unseren treuen Kundinnen und Kunden.

 

In der aktuellen Lünendonk-Studie heißt es, dass die Gebäudedienstleister auf den Wachstumspfad zurückgefunden haben. Allerdings dämpfe das Catering-Geschäft noch vielfach die Entwicklungen. Wie gehen Sie mit damit um? Bzw. haben Sie ihr Catering-Modell verändert?

Den allgemeinen Aufwärtstrend kann ich auch für Klüh bestätigen. Trotz der Herausforderungen infolge der Pandemie, haben wir das Geschäftsjahr 2021 bei ­einem leichten Umsatzplus mit einem Gesamtumsatz von 814 Mio. € abgeschlossen. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten wir sogar ein Umsatzplus von bis zu 10 %. Unsere Diversifizierung in Länder, Branchen und Dienstleistungen hat sich dabei erneut als stabiles Fundament erwiesen. Bewährt hat sich auch, die Entwicklung der zentralen Zukunftsthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Facility Management weiter voranzutreiben. Neue digitale Tools und Geschäftsansätze aus unserem unternehmenseigenen Center of Digital Excellence (CoDE) schaffen dabei die Basis für Prozessoptimierungen, Effizienzsteigerungen und reibungslose Kommunikation, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Unsere Zukunftsstrategie kommt natürlich auch in unserer Catering-Sparte zum Tragen. So haben wir dort etwa die Möglichkeit, den Nachhaltigkeits-Wert zu jedem Menü transparent zu machen. Zudem haben wir mit der Gründung der Keros Consult GmbH als neue Dienstleistungsgesellschaft in diesem Jahr als 100%ige Tochter der Klüh-Gruppe auf die größten Herausforderungen im Verpflegungsmarkt reagiert: Kostendruck, Personalmangel sowie stetig steigende Anforderungen der Gäste in den Bereichen Nachhaltigkeit und Qualität mit verpflichtenden Nachweiserbringungen seitens des Gesetzgebers.

Das neue Beratungsangebot ermöglicht es, die Arbeitsabläufe in Betriebsrestaurants, Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, bei Schul- und Kita-Caterern sowie in Großküchen nachhaltig zu verbessern. Durch eine Analyse entlang der Arbeitsabläufe in der Küche, werden praxisnahe Konzepte zur nachhaltigen Optimierung des Küchenmanagements entwickelt und implementiert, die Einsparungsmöglichkeiten schaffen und wichtige Zeitressourcen heben.

Dabei setzt Keros Consult auf speziell für die Gemeinschaftsverpflegung entwickelte digitale Systeme in Verbindung mit pragmatischer Prozessoptimierung, die modular aufgebaut und optimal aufeinander abgestimmt sind. Hierdurch können nahezu alle individuellen Anforderungen der Gastronomie – vom Einkauf über das Küchenmanagement bis zur Nachhaltigkeit – berücksichtigt werden.

ESG und Nachhaltigkeit sind Treiber und Herausforderung des FM-Geschäftes zugleich. Wo sehen Sie für die Dienstleister besondere Chancen in den Markt einzugreifen?

Umwelt- und Klimaschutz haben in der Gebäudebewirtschaftung eine stetig wachsende Bedeutung. Immer mehr Auftraggeber sehen in umweltfreundlichen Facility Services einen Mehrwert. Wir haben es uns daher zur Aufgabe gemacht, Kunden auch in diesem Bereich zu unterstützen, damit sie den Anforderungen unternehmerischer Verantwortung auf allen Ebenen nachkommen können. So werden professionelle Dienstleistungen erbracht und gleichzeitig Support bei Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele geleistet.

Dabei bietet etwa unsere Catering-Sparte von ihr betreuten Betriebsrestaurants die Möglichkeit, im Speiseplan den Nachhaltigkeits-Wert zu jedem Menü anzugeben. Die transparente Angabe des Umwelt-Fußabdrucks einer Speise soll es den Gästen ermöglichen, innerhalb der Menüauswahl ein nachhaltigeres Angebot auszuwählen. Damit möchten wir der Nachfrage nach klimafreundlichen Speisekonzepten Rechnung tragen und zugleich das Bewusstsein für den Zusammenhang von Ernährung und Klima stärken.

Als größter Dienstleistungsbereich der Unternehmensgruppe überzeugt unsere Cleaning-Sparte wiederum mit besonders nachhaltigen Reinigungskonzepten, bei denen über die gesamte Wertschöpfungskette CO2-reduzierende Maßnahmen berücksichtigt werden. Dazu gehört unter anderem der Einsatz von innovativen, wassersparenden Reinigungsgeräten, umweltschonender Reinigungschemie und Arbeitskleidung aus recyceltem Material. Individuell auf die Kundenbedürfnisse abgestimmte ressourcenschonende Abläufe, die quantifizierbar, dokumentierbar und jederzeit transparent sind, helfen darüber hinaus, Emissionen zu verringern und den Umwelt-Fußabdruck des Kundenunternehmens zu verbessern. Für die systematische und strukturierte Umsetzung nachhaltiger Standards arbeitet Klüh Cleaning in den Bereichen Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagement mit integrierten Managementsystemen. Diese ermöglichen dem Kunden einen genauen Nachweis der Nachhaltigkeit über den gesamten Reinigungsprozess.

 

Ihr Unternehmen ist international aktiv und hat gut 52.000 Mitarbeitende. Vor welche Hürden stellt Sie der aktuelle Fachkräftemangel gerade? Und wie begegnen Sie dem?

Klüh ist wie die gesamte Facility Management-Branche nicht nur von einem reinen Fachkräftemangel, sondern von einem allgemeinen Arbeitskräftemangel betroffen. Mit Unternehmens-Benefits, Weiterqualifizierungsangeboten und einem niedrigschwelligen Bewerbungsverfahren kann sich Klüh im Wettbewerbsumfeld jedoch erfolgreich behaupten.

So können sich Interessenten beispielsweise direkt über WhatsApp bei uns bewerben. Der Bewerbungskanal bietet eine besonders intuitive Candidate Journey ergänzend zum bereits etablierten Schnellbewerbungsverfahren in der Desktopanwendung und reduziert die sogenannte Time to Hire – die Zeit zwischen Bewerbung und Einstellung –, die häufig ausschlaggebend für den Recruitingerfolg ist.

Bei einem stetigen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und gleichzeitig steigender Nachfrage sind aber auch technische Lösungen und insbesondere die Digitalisierung einiger Prozesse für die Branche tatsächlich wichtige Faktoren, um einige infrastrukturelle Dienstleistungen weiterhin anbieten zu können. Im Security-Bereich leisten beispielsweise eine gute Kameraüberwachung und zum Teil auch schon etwa digitale Empfangsschalter für eine visuelle Besucherbegrüßung wertvolle Dienste zur Personalentlastung. Im Cleaning-Bereich schaffen der Einsatz modernster Reinigungsmaschinen und -technologien bis hin zu Robotik, Cleaning mit Augmented Reality und digitale Unterstützung durch das Klüh-eigene Tool DigiClean®, das Prozesse optimiert und die Qualität sichert, spürbare Entlastung.

Demgegenüber ist aber auch klar, dass gerade der Sicherheitssektor nie vollständig auf Mitarbeitende aus Fleisch und Blut, die im Notfall eingreifen können, verzichten kann.

 

 

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die FM-Branche?

Neben dem allgemeinen Arbeitskräftemangel sind aus unserer Sicht die schwächelnde Konjunktur, die steigende Inflation und die beeinträchtigten Lieferketten die derzeit größten Herausforderungen. Speziell letztere treiben die Preise beispielsweise für Lebensmittel und Verbrauchsmaterial deutlich nach oben.

Eine darüber hinaus bestehende Herausforderung sind die sich zunehmend verändernden Arbeitswelten, die flexible infrastrukturelle Dienstleistungskonzepte erforderlich machen. Um den gestiegenen Anforderungen der Auftraggeber individuell gerecht werden zu können, hat sich Klüh durch den Einsatz von Digitallösungen und mithilfe von KI, IoT, Assistenzsystemen und Robotik über die letzten Jahre zu einem wissensbasierten Partner gewandelt.

Wir sind so in der Lage, Nutzungsprofile zu erstellen, die in konkreten Personaleinsatzplänen verarbeitet werden können. Zudem können wir Service-on-Demand gewährleisten, also Leistungen nach Bedarf und auf Abruf.  Unsere Mitarbeitenden werden dabei über mobile Endgeräte bezüglich ihrer Aufgaben und akuter Handlungsbedarfe informiert, die unsere Kunden über ein personalisiertes Dashboard anfordern können. Die erbrachten Leistungen werden automatisch erfasst und können vom Kunden jederzeit in einem Reporting eingesehen werden.

Das komplette Interview lesen Sie ­unter
www.facility-management.de
Webcode: FM3RW8ZL
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