Strabag plant Pilotprojekt für nachhaltigen Materialkreislauf
17.07.2023
Strabag Circular Construction & Technology Center (C3) in Bremen: Nach einer umfassenden Flächensanierung wird die Strabag Umwelttechnik GmbH auf einem 13 Hektar großen Areal im früheren Bremer Ölhafen ihr erstes Circular Construction & Technology Center (C3) bauen und betreiben (Lageplan, Visualisierung Ausbauzustand)
© Strabag Umwelttechnik GmbH
Mit dem geplanten Strabag Circular Construction & Technology Center (C3) in Bremen will der Konzern den Aufbau einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft im Bausektor initial vorantreiben. Auf dem Weg dahin sind am Markt noch wichtige Weichen zu stellen: Welche das sind, diskutierten Strabag-Projektpartner:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft am 17.6.2023 mit der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Klara Geywitz und dem Strabag-Vorstandsvorsitzenden Klemens Haselsteiner bei einem Austausch zu den Chancen des zirkulären Bauens auf der C3-Baustelle am ehemaligen Bremer Ölhafen. Das Pilotprojekt markiert den Einstieg in das systematische Recycling von Bauschutt aus der Region (Urban Mining) und soll branchenweit und grenzüberschreitend Schule machen. Derzeit läuft die vorgeschaltete, umfassende Flächensanierung des stark verunreinigten, früheren Raffinerie-Geländes. Darüber und über den Stand der Anlagenplanung informierte das Projekt-Team die Bundesministerin im Zuge ihres Baustellenbesuchs. Für Strabag ist das Bremer C3 nur ein erster Schritt: Zusätzliche Standorte werden aktuell gesucht und sollen unter Federführung der Strabag Umwelttechnik GmbH europaweit ausgebaut werden.
Bundesministerin Geywitz betonte im Gespräch mit Projektbeteiligten: „Der Bedarf an Baumaterialien ist groß und die Ressourcen sind begrenzt. Wir müssen daher die Gebäude und das verbaute Material vergangener Generationen wertschätzen und mit Blick auf Klimaschutz und Energieeffizienz weiternutzen. Dazu zählt auch das Recycling. Was für Papier oder Glasflaschen gilt, sollte auch für Beton oder Stahl gelten. Unternehmen wie die Strabag haben diesen Trend erkannt und sind mit dem C3 Bremen Vorreiter auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft Bau. Damit dies gelingen kann, müssen wir nicht nur am technisch Machbaren arbeiten, sondern mehr Rechtssicherheit und gesellschaftliche Akzeptanz für den Einsatz von Recyclingbaustoffen schaffen."
Auf der Baustelle des Strabag C3 in Bremen (von links): Dirk Brozio, Geschäftsführer Strabag Umwelttechnik GmbH, Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klemens Haselsteiner, Vorstandsvorsitzender STRABAG SE, und Uwe Schmidt, Bundestagsabgeordneter (SPD)
© Strabag SE / Carsten Baucke
„Wir sind stolz darauf, dieses Leuchtturmprojekt für die Stadt Bremen und die Region entwickeln und vorantreiben zu können. Es entspricht auch unserem Anspruch als Strabag-Gruppe, bei der Etablierung nachhaltiger und ressourcenschonender Bauprozesse und -produkte branchenweit voranzugehen. Das C3 hat für uns Modellcharakter und soll als Blaupause dienen für weitere Kreislaufwirtschaftszentren der Strabag in Europa. Dafür brauchen wir ein klares Bekenntnis der Politik und Planungssicherheit“, sagte Klemens Haselsteiner.
In der Realität ist die Bauwirtschaft indes noch weit entfernt von einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Nur ein Bruchteil der rd. 229 Mio. t Bau- und Abbruchabfälle in Deutschland wird derzeit zu hochwertigen Sekundärrohstoffen aufbereitet und entsprechend eingesetzt; gängige Praxis sind dagegen das Downcycling von Bauschutt (z.B. als Füllmaterial im Straßenbau) oder dessen Entsorgung auf Deponien. Lediglich 13 % der bundesweit eingesetzten Baustoffe bestehen aktuell aus Recyclingmaterial. Folge: Ressourcen werden zunehmend knapp; der Druck auf das Ökosystem wächst. Obwohl das Know-how für effizientes und ökologisches Stoffstrommanagement längst vorhanden ist, fehlt es bisher sowohl an Nachfrage als auch an Angebot von RC-Baustoffen. Kurz: Es besteht Handlungsbedarf, um den Materialkreislauf am Bau in Schwung zu bringen.
Meilenstein auf dem Weg zum zirkulären Bauen von morgen
Mit dem C3 in Bremen setzt Strabag einen Meilenstein auf dem Weg zu geschlossenen Baumaterialkreisläufen in der Region und damit auch zum nachhaltigen und zirkulären Bauen der Zukunft. Das Ziel ist ambitioniert: Nach den Flächensanierungs- und Bauarbeiten sollen in dem neuen Kreislaufwirtschaftszentrum Rückbaumaterialien sortenrein getrennt und zu Sekundärrohstoffen bis hin zu feinsten Körnungen wiederaufbereitet werden, sodass sie als vollwertiger Ersatz für Primärrohstoffe z.B. in der Asphalt- und Betonproduktion einsetzbar sind. Zur stetigen Optimierung und Weiterentwicklung der technischen Prozesse wird der Baukonzern das Zentrum zu einem Technologie- und Forschungsstandort mit einem Startup-Campus für Bauschuttrecycling und andere umwelttechnische Geschäftsfelder ausbauen. Gemeinsam mit Hochschulen, Prüfanstalten und Fach-Instituten sollen im C3 neue Recyclingmöglichkeiten für die Kreislaufwirtschaft von morgen erforscht und entwickelt werden. In dem neuen Zentrum für Urban Mining und Bauschuttaufbereitung werden perspektivisch rd. 130 Mitarbeiter:innen unterschiedlicher Einheiten der Strabag-Gruppe arbeiten.
Das C3 wird in nachhaltiger Bauweise vor allem mit den klimafreundlichen Baustoffen Holz und Recycling-Beton errichtet. Nach Fertigstellung soll der Standort künftig energieautark und klimaneutral betrieben werden. Dafür sorgen u.a. Photovoltaikanlagen und eine Windkraftanlage; Lastspitzen werden mit Stromspeichern abgefangen.
C3 mit Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet
Beim Deutschen Award für Nachhaltigkeitsprojekte ist das Strabag Circular Construction & Technology Center in Bremen als Gewinner in der Kategorie Rohstoffe und Beschaffung ausgezeichnet worden. Im Rahmen der Preisverleihung an das Projekt-Team der Strabag Umwelttechnik GmbH würdigte die Jury des Awards das C3 als „ganzheitlichen und zukunftsorientierten Ansatz mit Modellcharakter und erheblicher Relevanz für die Baubranche“. Dass Industrie und Forschung gemeinsam daran arbeiten und das Vorgehen mit wissenschaftlicher Begleitung überprüft werde, sei der richtige Ansatz, erklärte die Jury weiter: Hier entstehe Potenzial zur Entwicklung neuer Technologien.