Rechenzentren-Trends 2025

KI-Boom und steigende Anforderungen an Infrastruktur und Nachhaltigkeit

Das neue Jahr ist in vollem Gange, und die Dynamik der Rechenzentrumsbranche zeigt bereits, dass zentrale Entwicklungen, die wir für 2025 erwartet haben, an Bedeutung gewinnen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, einen genaueren Blick auf die Trends zu werfen, die die Branche in den kommenden Monaten prägen werden. Laut Herbert Radlinger, Geschäftsführer von NDC-Garbe, sind drei Themen besonders entscheidend für die Zukunft der Rechenzentren: Zum einen steht die Energieversorgung und -verfügbarkeit im Zentrum – vor allem im Zusammenhang mit dem Energienetz, der Infrastruktur sowie der Energieerzeugung und -beschaffung im Markt. Zum anderen ist die Erschließung neuer Rechenzentrumstandorte essenziell, um den hohen Bedarf zu decken. Dieser entsteht vor allem durch den Boom der künstlichen Intelligenz (KI), die auf leistungsfähige Rechenzentren angewiesen ist und die Digitalisierung insgesamt vorantreibt.

Energieversorgung und -verfügbarkeit für Rechenzentren sichern

In diesem Jahr wird es entscheidend sein, die Energieversorgung und -verteilung für Rechenzentren weiter zu sichern und auszubauen. Dies erfordert Investitionen in das Energienetz, nachhaltige Energieerzeugung und den Aufbau von Speichermöglichkeiten und Notstromlösungen – wie zum Beispiel Gaskraftwerke. In der Zukunft wären auch Lösungen mit Wasserstoff denkbar. In den USA setzen Betreiber wie Amazon, Google und Microsoft neuerdings auf Atomkraft zum Betrieb ihrer Rechenzentren. In Europa ist das jedoch nicht vereinbar mit dem Energieeffizienzgesetz und eine Rückkehr zur Kernenergie ist keine Option. Deswegen ist es wichtig, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben, damit große Rechenzentren entstehen und betrieben werden können – nur so bleibt die Branche im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig.

Erschließung neuer Rechenzentrumstandorte

Doch um neue Rechenzentren bauen zu können, muss es passende Grundstücke auch abseits der Tier-1-Standorte Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und Dublin geben. Die Verfügbarkeit einer zuverlässigen Infrastruktur mit Internetverbindungen, Gas, Strom und Wasser ist eng mit der Suche nach neuen Rechenzentrumsstandorten verbunden. Allerdings herrscht derzeit Knappheit vor: Einer aktuellen Studie von Bitkom zufolge muss Deutschland die Investitionen in neue Rechenzentren intensivieren, um nicht weiter hinter Ländern wie den USA und China zurückzufallen. Laut den Zahlen von NDC-Garbe werden etwa 25 bis 30 % aller weltweit gespeicherten Industriedaten in Deutschland erzeugt. Um die Digitalisierung und den KI-Einsatz in diesem Bereich weiter voranzutreiben, werden mehr Rechenzentren benötigt. Der deutsche Rechenzentrumsmarkt wird in den kommenden acht Jahren voraussichtlich von rund 40 auf fast 80 Mrd. US-Dollar zunehmen.

Anstieg des Rechenzentrumsbedarfs durch KI

Ein weiterer Schlüsselfaktor, der das Wachstum von Rechenzentren antreibt, ist der KI-Einsatz. Dabei stellt sich die Frage, wie nachhaltig das erwartete Wachstum von KI wirklich ist. Denn KI-Rechenzentren benötigen enorme Mengen an Energie von mehr als über 500 Megawatt, manchmal sogar rund 1 Gigawatt. Doch woher soll diese Energie kommen? Wenn Deutschland eine Diskussion über die Rückkehr zur Kernenergie vermeiden will, sind erneuerbare Energien die Antwort.

Rechenzentren: Das Rückgrat der Digitalisierung

Rechenzentren sind unverzichtbar für die digitale Gesellschaft – sowohl im privaten als auch im beruflichen Alltag. Als Teil der kritischen Infrastruktur erfordern sie sorgfältige Planung und umfangreiche Investitionen, an denen verschiedene Akteure beteiligt sein müssen. Zukünftige Infrastrukturpläne sollten Rechenzentren deshalb konsequent berücksichtigen. Damit ausreichend Kapital in die digitale Zukunft Deutschlands fließt, dürfen politische Entscheidungen nicht durch bevorstehende Wahlen verzögert werden. Deutschland muss 2025 deutlich schneller Fortschritte hin zu einer datengetriebenen Wirtschaft machen, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können.

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