Krisenstimmung am Büromarkt?!
In Deutschland ist die Nachfrage nach Büroraum stark gesunken. Beim Investitionsvolumen für Büroimmobilien im Jahr 2023 gab es einen Rückgang von 73 % im Vergleich zum Vorjahr, so Daten von BNP Paribas Real Estate. Ivan Cossu, CEO und Co-Founder von deskbird, zeigt, was dieser Trend für deutsche Unternehmen bedeutet und wie sie erfolgreich aus der Krise hervorgehen können.
Von New Work und leeren Büros: Status Quo
Inflation und steigende Zinsen auf der einen sowie Hybridarbeit und Remote Work auf der anderen Seite erschweren Unternehmen das wirtschaftliche Handeln enorm. Laut BNP Paribas Real Estate gibt es bei Bürogebäuden eine durchschnittliche Leerstandsquote von 6,1 % und insgesamt sind rund 2,6 Mio. m² angemietete Bürofläche ungenutzt. Das entspricht einer Größe von 364 Fußballfeldern! Und mit dieser sinkenden Nachfrage fielen auch die Preise für Büroimmobilien im 4. Quartal 2023 um 13,3 % – stärker noch als bei Wohn- und Gewerbeimmobilien. Während Investoren aufgrund dieser Entwicklungen günstige Einstiegschancen wittern, fürchten neben den Unternehmen selbst mitunter auch Banken ein Risiko, denn deutsche Banken halten Immobilienkredite über rund 500 Mrd. €, so das Handelsblatt.
Wo besonders in Großstädten viele Büros – genutzt oder ungenutzt – Flächen einnehmen, fehlt jedoch der Platz für bezahlbaren Wohnraum. Viele Angestellte ziehen deshalb raus aus dem Stadtkern. Das Problem: Damit erhöhen sich gleichzeitig die Pendelstrecken und Kosten für die Fahrt ins Office, sodass sich der Trend zur hybriden Arbeit noch verstärkt. Hand aufs Herz: Wer pendelt schon gerne täglich ein bis zwei Stunden ins Büro, wenn man auch remote arbeiten kann?
Für Unternehmen wird es daher immer schwieriger, High Potentials anzuziehen und zu halten. Denn wer nicht in direkter Nachbarschaft zum Büro lebt, wünscht sich noch größere und konkretere Anreize, um den Fahrtweg auf sich zu nehmen. Ohne die richtige Koordination von Office-Tagen ist der Mehrwert für viele nicht mehr groß genug, wenn kaum Kolleg:innen gleichzeitig vor Ort und die Tage im Büro z. B. nicht für die Teamarbeit nutzbar sind.
Wo und wie deutsche Arbeitnehmende wirklich arbeiten wollen, zeigt eine Studie des Technologieunternehmens Slack zur generationsübergreifenden Zusammenarbeit. Ideal ist für eine Mehrheit von 31 % eine Office-Präsenz von zwei bis drei Tagen. Vollzeit zurück ins Büro möchten nur 16 % aller Befragten, bei der Gen Z sind es mit 12 % noch weniger. Auffällig: Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden (57 %) arbeitet aktuell schon in einem hybriden System. Wie also können Unternehmen auf diese Bedürfnisse und Entwicklungen eingehen, um die beste „Hybrid Experience“ zu schaffen – und damit auch selbst in Krisenzeiten zu profitieren?
Was ein attraktives und effizientes Büro ausmacht
Damit beide Seiten, Mitarbeitende und Unternehmen, als Gewinner hervorgehen können, sind verschiedene Faktoren zu beachten:
Individualität: Bei allen Studienergebnissen gilt es zu klären, was individuell für das eigene Team funktioniert. Wie viele Bürotage lassen sich mit Ansprüchen an Arbeit und Privatleben bestmöglich vereinbaren? Braucht jeder Mitarbeiter einen eigenen Arbeitsplatz oder ist ein Konzept mit geteilten Schreibtischen (Desk Sharing) geeignet? Welche Tools und Geräte braucht das Team und wie kann es optimal zusammenarbeiten?
Flexibilität: Sind die individuellen Anforderungen geklärt, geht es an die Umsetzung. Besonders in hybriden Unternehmen lohnt sich das Desk Sharing, bei dem Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz im Büro je nach Bedarf auswählen.
Technologie und Koordination: Neben den Basics wie einer stabilen Internetverbindung und der passenden Hardware sind verschiedene digitale Tools entscheidend dafür, dass besonders Hybrid Worker wie auch Führungskräfte in der flexiblen Arbeitsumgebung nicht den Überblick verlieren. Mit Lösungen für das digitale Arbeitsplatzmanagement können Mitarbeitende Bürotage planen, Ressourcen wie Schreibtische buchen und in Echtzeit sehen, wo die Kollegen arbeiten. Das erleichtert die Koordination gemeinsamer Tage vor Ort sowie die Zusammenarbeit. Für die Akzeptanz aller neuen Tools ist es besonders wichtig, dass sie sich unkompliziert in bestehende Systeme integrieren lassen.
Effizienz: Auf Basis von Buchungsdaten lassen sich aber nicht nur Arbeitstage koordinieren, sondern auch Ressourcen effizienter planen: Es wird erkennbar, wie stark das Büro ausgelastet ist und welche Bereiche weniger genutzt werden. So können die Daten dabei helfen, Entscheidungen über zu reduzierende Büroräume oder deren Umgestaltung zu treffen – ein wichtiger Faktor in der Büromarkt-Krise!
Es zeigt sich: Eine Universallösung in der Krise gibt es nicht. Individualität ist auch beim Thema Büro der Schlüssel, damit sowohl Mitarbeitende als auch Unternehmen profitieren. Aufgrund des anhaltenden Trends zur Hybridarbeit und der bestehenden Herausforderungen am Büromarkt braucht es eine kluge Nutzung von Daten sowie eine offene Kommunikation über die Bedürfnisse der Belegschaft. So kann es gelingen, Fachkräfte zu binden, sie wieder fürs Büro zu begeistern sowie Flächen effizient zu nutzen und Ressourcen zu planen. Die richtigen digitalen Konzepte sind gefragt, um der Krise zu trotzen.