FACILITY MANAGEMENT im Interview

Digitale Lösung!

FM-Redakteurin Kerstin Galenza im Interview mit Malte Bährens, Lead of Supply Engineering beim Pflanzenzüchtungsunternehmen KWS in Einbeck. Bährens erläutert den Stellenwert, den der Betrieb der Anlagentechnik im Gebäudebestand hat. Und wie die Betreiberpflichten mit einer ­digitalen zentralen Schnittstelle optimal verwaltet werden.

Herr Bährens, die KWS ist eines der führenden Pflanzenzüchtungsunternehmen weltweit. Welche Rolle spielt die Anlagentechnik, insbesondere die Kälte- und Klimatechnik in Ihrem Gebäudebestand?

Wir züchten für verschiedenste landwirtschaftliche Kulturarten, z. B. Zuckerrübe oder Weizen, jährlich neue Sorten mit verbesserten Eigenschaften. Von den ersten Forschungsaktivitäten im Labor bis zur Marktzulassung der neuen Sorte können gern zehn Jahre vergehen. Um diesen Züchtungszeitraum so effizient wie möglich zu gestalten, klimatisieren wir große Teile unserer Gewächshäuser, um die Versuchsbedingungen stabil und witterungsunabhängig zu halten. Des Weiteren betreiben wir große, vollklimatisierte Laborflächen mit dazu gehörigen Klimaräumen.

Unsere Anlagentechnik muss daher ganzjährig den Kältebedarf zu jeder Tag- und Nachtzeit decken können, und das mit 100 % Betriebssicherheit.

 

Und über welche Größenordnung an technischen Anlagen sprechen wir?

Unsere zentrale Kälteversorgung besteht aus drei Absorptions-Kälteanlagen mit je 1.000 kW in Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, außerdem zwei strombetriebene Anlagen mit je 400 kW. Zudem verfügen wir über gut 100 kleinere dezentrale Anlagen, die sich zumeist im Temperaturniveau oder Entfernung zu der zentralen Kälteversorgung unterscheiden.

Wie aufwändig war die Dokumentation dieser Anlagen in der Vergangenheit?

Die KWS genießt den großen Vorteil eine eigene Instandhaltung zu unterhalten, die neben den täglichen Kontroll- und Instandhaltungsarbeiten auch einen eigenen Kältefachbetrieb mit Meister beinhaltet. Dadurch ist die KWS im Bereich der Betriebsführung seit jeher fachlich exzellent aufgestellt. Die Dokumentation mit händisch geführten Betriebstagebüchern und diversen anderen Pflichten war bei unserer Anzahl an Kälteanlagen sehr arbeitsintensiv. Das Zusammenspiel zwischen eigenem Personal und fremder Wartung bei größeren Anlagen musste aufwändig geplant und die Dokumentation des jeweiligen Fachpersonals an der Anlage überwacht werden.

Wie sind Sie auf die ­Branchen-Software VDKF-LEC aufmerksam geworden?

Durch die Vernetzung unserer Fachkräfte für Kälteanlagen, insbesondere unseres Kälteanlagenbauer-Meisters, wurden wir als Betreiber der Kälteanlagen über die Software informiert. Nach einer kurzen Vorstellung und einem internen Austausch fiel die Entscheidung leicht, sich für die digitale Lösung zu entscheiden.

Was hat sich durch den ­Software-Einsatz verändert?

Die Umstellung hat zu einigen erheblichen Optimierungen geführt. Zum einen funktioniert die tägliche Betriebsführung zeitoptimiert, da das wartende Personal direkt bzw. im Auftrag dessen das jeweilige digitale Betriebstagebuch führt. Weiterhin werden alle Pflichten des täglichen Betriebs im Umgang mit unseren Kälteanlagen in der Software erfasst. Zum anderen sehe ich als Betreiber über meine Betreiberversion bei Bedarf sofort den aktuellen Zustand aller erfassten Kälteanlagen, kann mit wenigen Klicks Zusammenfassungen verschiedenster Art, z.B. über nachgefüllte Kältemittelmengen eines bestimmten Zeitraums, generieren und bekomme alle Infos zur Ausübung der Betreiberpflichten an einer digitalen zentralen Stelle.

 

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