Im Interview mit Thomas Busse und Udo Freyer

Mehr als nur Akustik

Die Deckensegel im Siemens Campus spielen ihre Performance
nicht nur in der Akustik aus, sondern auch in der Architektur,
Thermik und Belichtung. Denn die Segel zonieren und rhythmisieren gleichsam die Arbeits- und die Kommunikationsbereiche, ohne die Höhe und damit den Raumeindruck zu nehmen.

Herr Busse, welche Gestaltungsidee bestimmt die neuen Arbeitswelten von Siemens?

Wir haben maßgeschneiderte Gebäude geplant, die flexible Arbeitswelten bieten. Siemens ist ein vielfältiger, großer Arbeitgeber, der den Anspruch hat, allen Mitarbeiter:innen einen gleichwertigen, optimalen Arbeitsplatz zu bieten.

Diese sind nicht personifiziert. Die Mitarbeiter:innen suchen sich ihren Platz jeden Morgen neu aus. Die Büros haben eine Tiefe von 16,70 m und bekommen von zwei Seiten Tageslicht, sodass das Arbeiten auch in der Mittelzone gut funktioniert.

 

Wie hören sich diese Räume an? Wo ist es laut, wo leise?

Zwischen den gut belichteten Arbeitsplätzen an der Fassade liegt eine kommunikative Mittelzone mit kleinen, unterschiedlich ausgebildeten Boxen, in die man sich für Besprechungen oder zum konzentrierten Arbeiten zurückziehen kann. Durch besonders hohe Räume mit einer lichten Höhe von 3 m erreichen wir ein besseres Raumgefühl für das ­Arbeiten. Zusätzlich gibt es Meet-and-Talk-Bereiche als aktive Zonen, die in einer „gläsernen Fuge“ zum Innenhof ausgerichtet sind.

 

Welche Elemente tragen ­innerhalb der Büroräume
zur guten Akustik bei?

Um die Anforderungen an die Akustik im Großraum zu erfüllen, reicht der Boden nicht aus, da ist es wichtig, dass die Deckensegel die Grundbedämpfung übernehmen. Die Segel sind ein sehr gutes Produkt und haben den Vorteil, dass sie die Funktion der Betonkernaktivierung so gut wie nicht einschränken, da sie rund 30 cm von der eigentlichen Betondecke abgehängt sind. Gleichzeitig hat man aber das Gefühl, dass der Raum bis zur konstruktiven Decke geht. Wir können also auf eine vollflächig verlegte Rasterdecke verzichten und erreichen dennoch, auch bei sehr warmen Außentemperaturen, ein angenehmes Raumklima.

 

Herr Freyer, was haben Sie mit Ihrem Akustikkonzept erreicht?

Die offenen Bürobereiche haben eine ausgewogene Belegungsquote mit Deckensegeln von 40 Prozent und somit eine gute Grundbedämpfung. Sehr gut gelungen ist die Verbindung von Thermik und Akustik. In der Vergangenheit waren Thermikplaner durch Vorsicht demgegenüber vorbehalten. Heute wissen wir, dass das auch bei Gebäuden mit Betonkernaktivierung funktioniert – ohne Kühl- oder Heizverlust: effiziente Klimatisierung und gute Akustik.

 

Wie harmonieren die ­Ecophon-Decken mit der ­Architektur und dem Raum?

Unsere Akustikdecken – die Oberfläche, die Kante und damit die durchgängige Materialität und die Anmutung –passen visuell zum Charakter des Gebäudes und ihre akustische Performance zur räumlichen Nutzung. Außerdem harmonieren die Deckensegel perfekt mit dem geplanten Beleuchtungskonzept. Die mikroporös strukturierte Oberfläche der Deckensegel reflektiert das Licht von Deckenstrahlern oder Stehleuchten diffus. So bekommt man ein weiches, angenehmes Licht.

 

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