Faktor Mensch vs. Facility Management
Mit provokanten Themen-Sessions wie „Klimaschutz durch FM: Was ist uns die Zukunft unserer Kinder wert?“ und „Billig will ich! Hat Qualität im Facility Management heute noch ihren Preis?“ wollten die Initiatoren der diesjährigen Veranstaltung „GEFMA - Professionals im Dialog“ die Besucher in Düsseldorf zum durchaus kontroversen Dialog einladen. Und es wurde tatsächlich Tacheles gesprochen am 14. September 2018 in der SkyLounge des Vodafone-Campus in Düsseldorf. Rund 100 Teilnehmer waren gekommen, um über diese und andere Themen der Branche zu diskutieren.
Gleich zu Beginn hatte Keynote-Speaker Prof. Dr. Gerhard Reese von der Universität Koblenz-Landau einen provokanten Titel für seine Ausführungen parat: „Ein Herz für uns selbst – wie wir es schaffen, zukünftige Generationen erfolgreich zu ignorieren“. Damit wollte der Leiter des Studiengangs „Mensch und Umwelt: Psychologie, Kommunikation, Ökonomie“ die Anwesenden zum Nachdenken und Handeln anregen.
Wie solch ein Umdenken hin zu nachhaltigem Handeln aussehen kann, zeigte der Vortrag von Dr. Stefan Beretitsch, Global Head of Green CREM and Facility Management bei ABB. Unter der Headline „Platin-Zertifikat oder nachhaltige Immobilienstrategie – Was bringt die langfristigen Erfolge in Sachen Energieeffizienz und ökologischer Performance?“ stellte er die bei ABB umgesetzten Maßnahmen vor. Dabei betonte er, dass der Hype um Green Building und Zertifikate zwar weitestgehend vorbei zu sein scheint, aber es nach wie vor wichtig sei, ein Bewusstsein für nachhaltige Maßnahmen zu schaffen. Dazu sollten sich die Verantwortlichen u.a. die Frage stellen, wie sich Beleuchtung, Pflanzen, Lüftung etc. auf die Mitarbeiter auswirken.
Im Anschluss ging es unter dem Motto „direkt aber fair“ in DIE ARENA. Hier diskutierten die Experten der ersten Themen-Session mit dem Moderator Jörg-Michael Junginger wie Nachhaltiges FM und Renditeoptimierung zusammenpassen. Einer der Diskutanten bestätigte mit seiner Aussage Inhalte aus dem Vortrag von Dr. Beretitsch: „Wir fragen konkret die Nutzungskosten nach Wasser, Energie usw. ab und zahlen nicht einfach mehr für irgendwelche Zertifikate. Das ist weitaus zielführender.“ Und dies konnten auch Teilnehmer aus dem Publikum bestätigen. Für sie geht es darum Ziele zu vereinbaren und für deren Umsetzung zu sorgen. Die Quintessenz der Arena-Diskussion lautete dann allerdings, dass jedes Ziel nur mit der Hilfe - oder besser der Mitarbeit - der Menschen im Unternehmen umgesetzt werden kann. So brachte es einer der Redner auf den Punkt: „Der Mensch ist das Vehikel das es zu benutzen gilt!“ (Anmerkung der Redaktion: Einmal mehr gilt vielleicht auch, dass FM manchmal viel mit dem FAKTOR MENSCH zu tun hat!?)
Auch in der zweiten Session der Veranstaltung stand der Faktor Mensch im Mittelpunkt. Unter dem Titel „Billig will ich! Hat Qualität im FM heute noch ihren Preis?“ gingen die Vortragenden u.a. auf Strategische Partnerschaften in der FM-Branche ein. Für Prof. Dr. Torben Bernhold von der Uni Münster bedeutete das beispielsweise, dass es im Markt mehr Collaboration statt Kontrolle geben muss. Bisher würde zwar oft von strategischen Partnerschaften geredet, gemeint sei aber trotzdem häufig Kontrolle. Neben seinem Plädoyer für mehr Collaboration gab er den Teilnehmern auch die Idee für eine „Agenda des Unbequemen“ mit auf den Weg. Es gebe noch immer zu viele Massenausschreibungen, und auch die seien dafür verantwortlich, dass das Vertrauen und die vielbeschworene Partnerschaft oftmals auf der Strecke bleibe.
Dies wurde auch im Vortrag von Stefan Schwan, Mitglied der Geschäftsführung der Engie Deutschland, deutlich. Er beschrieb die FM-Vergabe aus Dienstleistersicht und gab zu bedenken, dass FM-Leistungen strategische Leistungen sind – diese aber in rund 90 % der Ausschreibungen als Leistungsverzeichnis mit Cent-genauen Angaben auftauchen. Es müsse insgesamt ein Wertewandel stattfinden und die Einkäufer müssten mehr Know-how über die ausgeschriebenen Prozesse im Unternehmen haben.
Das bestätigte auch Stefan Wolter, Head of Global Real Estate Services bei ThyssenKrupp. Sind die internen Prozesse nicht sauber ausgestaltet, scheitert die Ausschreibung. Aus dem Publikum wurde dazu angemerkt, dass der Dienstleister außerdem nicht nur zuständig sein sollte, sondern auch verantwortlich. Was wiederum bedeutet, dass die Auftraggeber auch Verantwortung abgeben müssen.
Dies bestätigte sich auch in der Abschluss-Diskussion „Brauchen wir eine neue Wertekultur bei der FM-Vergabe?“. Themen wie Compliance, Ehrlichkeit und Verantwortung waren allen Diskutanten gleichermaßen wichtig. Und man war sich schlussendlich einig, dass es in Zukunft nur ein „gemeinsam“ geben kann. Insgesamt wurde inhaltsstark diskutiert und kein Blatt vor den Mund genommen. Eben wie von den Organisatoren gewünscht: hart aber fair!
Weiterführende Infos zum Veranstaltungsformat „Professionals im Dialog“ finden Sie auch unter www.gefma.de