Nachhaltige Immobilien bleiben lukrative Wertanlage
Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen.“ Das von Ruprecht Eser in der Schlussdiskussion aufgegriffene Zitat von NRW-Europaminister Andreas Krautscheid ist aktuell wie nie. Und die 500 anwesenden Teilnehmer der ILM-Konferenz wussten genau, was gemeint war. Denn nicht nur in Europa ist die Finanzkrise spürbar, auch in den Emerging Markets – besonders Dubai war Thema der Eser-Runde – ist sie angekommen. Auf der Düsseldorfer Konferenz wurde vor allem eins deutlich: Die Immobilienwirtschaft ist trotz ernst zunehmender Alarmsignale gut aufgestellt.
Eine „feste Größe im Kalender der Immobilienwirtschaft“ sei sie geworden, die Konferenz für Immobilien Lebenszyklus Management (ILM). So der Vorstandsvorsitzende der HOCHTIEF Construction AG, Henner Mahlstedt, Mitglied des 22köpfigen ILM-Programmkomitees, und weiter: „Im Sommer konnten wir noch nicht ahnen, wie brisante das zentrale ILM-Thema ‚Wachstum‘ werden würde. Denn Fakt ist: Die Bankenkrise hat sich längst zu einer ernsten Bedrohung für unsere Branche entwickelt. Finanzierungen für Projekte liegen auf Eis, Nutzer und Erwerber sind stark verunsichert, der Staat stützt die angeschlagenen Banken mit vielen Milliarden. Dieses Geld fehlt möglicherweise bald für dringend notwendige Investitionen.“ Gerade jetzt aber mache es doppelt Sinn, die Perspektiven der Bau- und Immobilienwirtschaft zu erörtern. Und die seien trotz der Turbulenzen nach wie vor gut: „Ohne unsere Branche gäbe es keine Straßen, keine Schulen, keine Opernhäuser, keine Krankenhäuser, keine Büros, keine Industrieanlagen, keine Einkaufszentren und auch keine Wohnungen, mehr noch: Diese Infrastruktur muss ständig gewartet, gemanaged und revitalisiert werden. Es geht einfach nicht ohne.“
Tenor der Konferenz, auf der über 40 Referenten und Moderatoren zu Wort kamen und für die sich mehr als 50 Unternehmen, Verbände und Medien engagieren, war: In schweren Zeiten sehnen sich die Menschen nach etwas, das sie sinnlich erfahren und verstehen können. „Sie wollen“, so Mahlstedt, „ihr Geld nicht in Luftbuchungen, Wetten und Optionen anlegen. Nutzen wir dieses Bedürfnis für uns aus.“ In vielen Vorträgen wurde zudem klar: Gebäude mit überhöhten Energiekosten finden in Zukunft keine Käufer oder Mieter mehr. Steigende Preise für Strom, Gas und Öl werden weiter dafür sorgen, dass Nebenkosten nicht mehr nur ein Thema für Insider sind. Investoren und Entwickler, die sich heute mit Büroimmobilien beschäftigen, haben dies bereits erkannt und fragen nach Optimierungsmöglichkeiten. Intelligente Fassadensysteme, Betonkernaktivierungen, Geothermie- oder Photovoltaik-anlagen werden deshalb in immer mehr Bürohäuser integriert. Deutschland nimmt hier eine führende Stellung, denn nachhaltige Immobilien sind und bleiben eine lukrative Wertanlage.
Dass Immobilien einen großen Wert an sich haben und für Anleger erfahrbar sind, gilt besonders für qualitativ hochwertige Gebäude. Prof. Dr. Bernhard Bürklin, Leiter Corporate Projects von HOCHTIEF, wies in seiner Rede auf das veränderte Bewusstsein in der Branche hin. Investoren interessiere nicht nur die „Lage“ – sie wollen „Green Properties“ - nachhaltige Immobilien, die während ihres gesamten Lebenszyklus‘ über hohe Qualität verfügen. Denn daraus resultierende Wettbewerbsvorteile steigern Image und Attraktivität der Branche enorm.
Auch im Ausland wird das deutsche Ingenieur Know-how weiter stark nachgefragt. Das bestätigte die Talkrunde mit Ruprecht Eser. Aber auch, dass – wie der Logistikexperte Dr. Roland Zibell feststellte – „die Gier nach schnellem Geld“ beginne den Markt kaputt zu machen. Gier fresse Hirn – so das geflügelte Wort der Runde. Diese Gier werde zu einem akuten Problem für die Realwirtschaft, d.h. für Handels- und Industrieunternehmen und Dienstleister, die kaum noch bezahlbaren Raum oder Grundstücke finden. Unternehmen aus Europa können dennoch erfolgreich sein. Das bestätigte z.B. Michael Zimmermann, dessen Architekturbüro derzeit die große Moschee von Algier baut. Ein Projekt, das auf der ILM ebenfalls präsentiert wurde.