ESG und Nachhaltigkeit im FM
Offenlegungsverordnung mit der Verpflichtung zu Nachhaltigkeitsberichten, ESG-Scorings, das neue GEG oder weitere Regularien – der Handlungsdruck im Bereich Nachhaltigkeit nimmt in der Immobilienbranche immer mehr an Fahrt auf. Angesichts dieser Herausforderungen ist die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus einer Immobilie, von der Planung und Errichtung über den Betrieb bis hin zum Rückbau und der Wiederverwertung von Baustoffen, wichtiger denn je. Für Facility Manager bringt diese Entwicklung der Branche auch ein neues Rollenverständnis…
Durch globale Herausforderungen wie den Klimawandel und Ressourcenknappheit ist es unerlässlich, dass die Branche nachhaltige Lösungen entwickelt und umsetzt. Die Transformation des Immobiliensektors ist ein wichtiger Baustein, um die europäischen Klimaziele zu erreichen. Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft bezieht sich jedoch nicht nur auf den Neubau, sondern auch auf die energetische Sanierung und den Betrieb bestehender Gebäude – denn in der Nutzungsphase wird mit knapp 80 % der Mammutanteil an Energie verbraucht und CO2 ausgestoßen [1]. Im Fokus steht die Reduzierung des Energieverbrauchs, die Nutzung erneuerbarer Energien, die Optimierung des Wasserverbrauchs, die Minimierung von Abfällen und die Verwendung umweltfreundlicher Materialien. Dies erfordert eine ganzheitliche Betrachtung des gesamten Lebenszyklus einer Immobilie, von der Planung und Errichtung über den Betrieb bis hin zum Rückbau und der Wiederverwertung von Bauprodukten.
Um die Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft weiter voranzutreiben, ist eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren der Branche unabdingbar. Projektentwickler, Investoren, Bauunternehmen, Facility Manager, Mieter und Regierungen müssen gemeinsam nachhaltige Standards definieren. Dies erfordert ein Umdenken großer Teile der Branche und natürlich die Bereitschaft, in nachhaltige Technologien, Prozesse und Innovationen zu investieren.
Neue Rolle des Facility Managers
In der Vergangenheit waren Facility Manager in erster Linie Dienstleister, die für das reibungslose Funktionieren der Gebäudeinfrastruktur sorgten. Digitalisierung, der demografische Wandel, fehlende Fachkräfte und zunehmende Anforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit haben das Berufsbild entscheidend verändert. So befasst sich Facility Management heute beispielsweise mit der Integration von Datenerfassungs- und Datenanalyse-Tools. Durch die Erfassung und Analyse von Daten kann das Facility Management wertvolle Einblicke in die Gebäudebetriebsabläufe erhalten und deren Effizienz verbessern. Konkret: Mit Hilfe von Daten können Energieeinsparpotenziale identifiziert, ineffiziente Systeme erkannt und Optimierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Sensoren können Daten über den Zustand von Gebäudekomponenten liefern, Predictive Maintenance-Modelle Ausfälle vorhersagen. Daten zur Raumnutzung liefern die Grundlage, um Büroflächen effektiver zu bewirtschaften.
ESG als nächster Entwicklungsschritt
Vor allem vor dem Hintergrund der EU-Taxonomie ist die Auseinandersetzung mit dem Thema ESG (Environmental, Social, and Governance) auch für Facility Manager unumgänglich geworden. Um den Wert eines Gebäudes nachhaltig zu sichern, müssen Facility Manager den nächsten Entwicklungsschritt gehen und ihre Fähigkeiten erweitern.
Als ESG-Berater unterstützt der Facility Manager seinen Auftraggeber nicht nur bei der Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien. Er ist als „Macher vor Ort“ auch am nächsten an der Immobilie, kennt deren Tücken, den Energieverbrauch, die Mieterstruktur, die Möglichkeiten zur Digitalisierung am besten. Er berät bei der Optimierung des Energieverbrauchs und der Ressourcennutzung. Der Facility Manager wird zum ESG-Lösungspartner für das Asset Management.
[1] www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/bbsr-online/2020/
bbsr-online-17-2020-dl.pdf?__blob=publicationFile&v=3
Interne versus externe Weiterbildung
Diese neue Rolle kann das Facility Management nicht von heute auf morgen übernehmen und ist ihr auch nur mit ständiger Weiterbildung gewachsen. Wichtig ist, dass Facility Manager dazu ermuntert werden, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und sich aktiv in den Wertschöpfungsprozess einzubringen. Der Vorteil: Facility Manager bringen zumeist immense Branchenkenntnisse mit, die „nur noch“ mit dem zusätzlichen ESG-Wissen angereichert werden müssen, um einen ganzheitlichen Ansatz für nachhaltiges Facility Management zu entwickeln. Erfahrungen in der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen, Nachhaltigkeitsprojekten und Umweltzertifizierungen sind besonders wertvoll.
Die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zum ESG-Berater sind vielfältig. Es gibt mittlerweile zahlreiche Zertifizierungsprogramme, Kurse und Schulungen, die sich auf Nachhaltigkeit, Umweltmanagement, soziale Verantwortung und Governance spezialisiert haben.
Ist das entsprechende ESG-Know-how bereits im Unternehmen vorhanden, machen auch interne Weiterbildungen durchaus Sinn. Darauf setzt beispielsweise Goldbeck. Das Bau- und Dienstleistungsunternehmen hat erkannt, dass seine Bereiche „Facility Services“ und „Sustainability Consulting“ deutliche Synergiepotenziale aufweisen. Die Sparte „Sustainability Consulting“ bietet nicht nur umfassende Dienstleistungen für Kunden, um diese bei ihrer nachhaltigen Transformation zu unterstützen, sondern auch interne Schulungen: Sie teilt ihr Wissen mit allen Services-Einheiten des Unternehmens. Ein selbst entwickelter ESG-Guide spielt dabei eine wichtige Rolle: Als internes Tool stellt er alle Informationen und Maßnahmen für das nachhaltige Management von Bestandsimmobilien bereit – zum Beispiel in Bereichen wie Smart Metering, Energiemonitoring oder Zertifizierungen. Er ermöglicht einen strukturierten internen Wissensaustausch zwischen den Bereichen „Sustainability Consulting“ und „Facility Services“, zeigt unterschiedliche Perspektiven aus Sicht der Mitarbeitenden auf und schult so die Facility Manager und viele weitere Mitarbeitende der Services-Sparte bei Goldbeck. Die Resonanz der Zielgruppe (Vertriebler, Führungskräfte sowie Facility und Property Manager) ist durchweg positiv, da das Tool praxisnahe Informationen auf den Punkt bringt und die Handelnden dazu befähigt, ihrer veränderten Rolle gerecht zu werden.
Im Vergleich zu externen Weiterbildungen bietet der ESG-Guide den Vorteil, dass er speziell auf interne Abläufe, Ansprechpartner und relevante Informationen zugeschnitten ist. Dadurch erhalten die Facility Service Mitarbeitenden eine umfassende Wissensbasis, die sie bei Kundenberatungen und bei der internen Umsetzung von Maßnahmen unterstützt.
Goldbeck
1969 mit sieben Mitarbeitern als Goldbeck KG Hallenbau und Stahlbau gegründet, beschäftigt die Goldbeck GmbH heute mehr als 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an über 100 Standorten in ganz Europa. Dabei realisiert das Unternehmen mit Hauptsitz in Bielefeld für seine Kunden nicht nur Design und Bau der Immobilien, sondern bietet auch Serviceleistungen während des Betriebs an. Damit betrachtet Goldbeck Immobilien ganzheitlich über ihren gesamten Lebenszyklus und richtet sein Leistungsspektrum daran aus.