Trotz Corona: Nachhaltiges Bauen auf dem Vormarsch
13.01.2021Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. geht gestärkt aus dem Coronajahr 2020 hervor. So verzeichnet der Non-Profit-Verein zum Jahreswechsel eine Rekordzahl an Mitgliedsorganisationen. Bei der DGNB Akademie gelang die Umstellung auf digitale Fortbildungsangebote. Die Marke von 5000 qualifizierten Experten für nachhaltiges Bauen wurde überschritten. Und auch bei der Zertifizierung konnte die DGNB ihren Erfolgsweg fortsetzen. Mit der offiziellen Einführung des DGNB Systems im spanischen Markt gelang ein wichtiger Meilenstein bei der weiteren Internationalisierung.
„Das Jahr 2020 hat uns auch bei der DGNB vor besondere Herausforderungen gestellt. Unser Netzwerk lebt vom persönlichen Austausch und in der DGNB Akademie waren wir zuvor fast ausschließlich auf Präsenzveranstaltungen ausgerichtet“, sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Im Rückblick können wir aber sagen, dass wir vieles gut gemeistert haben. Außerdem stellen wir fest, dass Nachhaltigkeit in der Branche im vergangenen Jahr weiter an Bedeutung gewonnen hat.“
Ein Indiz ist der große Zugewinn an Mitgliedsorganisationen, den der Verein 2020 erzielen konnte. Zum Jahresabschluss stieg die Mitgliederzahl auf 1337 – mehr als je zuvor bei der DGNB. „Wir haben erfreulicherweise nur wenige coronabedingte Kündigungen erhalten und im Gegenzug ein gestiegenes Interesse von Unternehmen wahrgenommen, die sich bislang nicht so intensiv mit dem nachhaltigen Bauen beschäftigt haben“, erklärt Lemaitre. Besonders stark war das Wachstum im Bereich der Architektur- und Planungsbüros.
Fort- und Weiterbildungsangebot deutlich erweitert
Die Zahl der durch die DGNB Akademie qualifizierten Experten für nachhaltiges Bauen stieg im vergangenen Jahr auf rund 5100. In diesem Bereich ist es der DGNB im letzten Jahr gelungen, das eigene Geschäftsmodell grundlegend anzupassen, indem sämtliche Fort- und Weiterbildungsangebote auf digital umgestellt wurden. „Dabei haben wir nicht einfach unsere bestehenden Präsenzangebote 1:1 online abgehalten, sondern uns didaktisch auf die besonderen Anforderungen von digitalem Lernen eingestellt“, so Lemaitre.
Zusätzlich wurde das Fortbildungsangebot über die Einführung neuer Seminarreihen ausgeweitet. Diese ergänzen ab sofort dauerhaft das Programm der DGNB Akademie. Die Themenschwerpunkte reichen vom klimaneutralen Planen, Bauen und Betreiben, über Circular Economy und Holzbau bis zu Lowtech und Suffizienz. Ganz neu ist ein Kompaktkurs zum Klimaschutzmanagement mit Gebäuden, der erstmal vom 10. bis 12. Februar stattfindet.
DGNB Zertifizierung wächst weiter auf hohem Niveau
Bei der Zertifizierung stieg die Zahl der von der DGNB ausgezeichneten Projekte bis zum Ende des Jahres 2020 auf rund 7200. Auch hier gab es keinen negativen Coronaeffekt. Vielmehr zeigte sich, dass Projekte, die sich bereits im Zertifizierungsprozess befinden, diese auch fast ausnahmslos abschließen. Noch wichtiger mit Blick auf die Weiterentwicklung der DGNB Zertifizierung ist darüber hinaus die Zahl der neuen angemeldeten Projekte. Auch diese blieb weiterhin hoch.
„Wir spüren eine zunehmende Sensibilisierung für die Bedeutung einer qualitätsvollen, zukunftsfähigen Bauweise. Mehr Bauherren verstehen, dass die projektbegleitende Zertifizierung ihnen echte Mehrwerte bietet, etwa durch eine Risikominimierung und eine höhere Investitionssicherheit.“ Erfreulich ist, dass z.B. die DGNB Zertifizierung für Gebäude im Betrieb immer mehr Zulauf findet. Diese zielt darauf ab, Bestandsgebäude systematisch zu optimieren und in Richtung Klimaneutralität zu führen. Auch bei der 2020 neu eingeführten DGNB Zertifizierung für den nachhaltigen Gebäuderückbau gibt es bereits erste ausgezeichnete Projekte.
Internationale Bedeutung der DGNB nimmt weiter zu
Im Dezember konnte die DGNB einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum führenden Qualitätsstandard in Europa erreichen. So wurde die Adaption des Zertifizierungssystems für den spanischen Markt erfolgreich abgeschlossen. Damit wird das DGNB System nun in Dänemark, Österreich, der Schweiz und Spanien von eigenen Partnerorganisationen angewandt und lokal weiterentwickelt. Dies ist einzigartig in Europa. Weltweit wurden inzwischen in 25 Ländern Projekte nach den Anforderungen der DGNB zertifiziert.
Auf europäischer Ebene hat die DGNB zudem mit ihren Partnergesellschaften aus Dänemark, Österreich und Spanien eine Machbarkeitsstudie zu den Kriterien der EU-Taxonomie durchgeführt. Erste Ergebnisse der Studie, an der sich über 80 Projekte beteiligt haben, wurden Mitgliedern der EU-Kommission bereits vorgestellt und fließen in die Evaluation der Taxonomie-Kriterien mit ein. Der vollständige Bericht zur Taxonomie-Studie erscheint in den kommenden Wochen.