So gelingt der regenerative Umbau von Industrieimmobilien

Industrie trifft Energieeffizienz

Für die Dekarbonisierung des Gebäudebetriebs, reicht der Ausbau regenerativer Energieträger allein nicht aus. Energieeffizienz macht den Unterschied. Gebäudetechnik, die diesen Zustand vollständig möglich macht,
ist der Schlüssel für den klimaneutralen Gebäudebetrieb. Nicht nur ausschließlich für Wohnimmobilien – gerade für Industrieimmobilien gilt ­dieser Leitsatz, da zu viele Objekte in diesem Segment noch energie­ineffizient laufen. Welche Stellschrauben für die grüne Revolution von Industrieimmobilien am bedeutsamsten sind, zeigt diese gemeinsame Case Study zwischen Danfoss und Caverion.

Wegweisende Initiativen des Gesetzgebers geben die Richtung vor. Unter anderem mit Energieeffizienzgesetz, EU-Gebäuderichtlinie, Gebäudeenergiegesetz oder auch EU-Energieeffizienzrichtlinie sollen auf Bundes- und Europaebene verbindliche Rahmen für eine grüne Branche geschaffen.

Da überrascht es, dass sich die öffentliche Debatte beim Thema Energieeffizienz zu wenig auf Nicht-Wohnimmobilien konzentriert. So wichtig eine Abkehr von der Nutzung fossiler Energieträger wie Öl und Gas bei Wohnimmobilien für die Klimabilanz Deutschlands auch ist – allein damit wird das Problem nicht gelöst werden. Industrieimmobilien fehlen häufig in der Betrachtung, sind aber für das Erreichen des wichtigen Ziels ein entscheidendes Puzzle-Stück.

Jede dritte Immobilie hierzulande ist ein gewerbliches Objekt. Und die große Mehrzahl davon wird klassisch fossil betrieben. 2022 ging der Ausbau von PV-Leistung auf Gewerbeimmobilien bundesweit sogar um 31 % zurück.  Auch in anderen Bereichen der Energieeffizienz, selbst bei schnell umsetzbaren Maßnahmen, gibt es im Bestand der Industrieimmobilien viel Luft nach oben.

 

Effizienz ohne Produktions­einschränkung

Dazu würden etwa die Verbesserungen bei Heizungsanlagen und der Warmwasserbereitung, einfache Dämmverfahren, Effizienzgewinne bei der Beleuchtung, bei Antrieben, Pumpen, Motoren oder Druckluft gehören. Speziell die Beleuchtung ist in vielen Betrieben leider immer noch nach dem Prinzip „Der Letzte macht das Licht aus“ konzipiert, was symbolisch als ein Beispiel unter vielen für Energiein­effizienz steht.

Auch bei der Energieversorgung von Antrieben, Pumpen und Motoren sowie der Anwendung von Druckluft in der Industrie gäbe es nach vielen Studien in der Industrie noch eine Menge einzusparen. Primär bei der Abwärme verschenken Unternehmen in ihren Werkshallen und Fabriken derzeit regelrecht Energie – und lassen die Abwärme von Maschinen ungenutzt in die Umwelt verpuffen, während diese optimal für die Erwärmung der Raumluft oder andere Zwecke genutzt werden könnte.

Acht große Kern- oder Kohlekraftwerke und dazu die Kapazität von vier der sechs neuen LNG-Terminals: So groß ist umgerechnet in Kraftwerkskapazitäten das Effizienzpotenzial der deutschen Industrie. Errechnet haben dies Wissenschaftler der Hochschule Niederrhein in einer zum März dieses Jahres präsentierten Studie.

Die deutschen Industrieunternehmen könnten laut der Untersuchung 44 % ihres Endenergiebedarfs des Jahres 2021 – in absoluten Zahlen 410 von 940 Terrawattstunden – mit standardmäßig verfügbaren Energieeffizienz-Technologien und bei hoher wirtschaftlicher Zusatzrendite erschließen. Wichtige Botschaft für Industrieunternehmen, die keine Betriebsunterbrechungen akzeptieren können: Das Ganze funktioniert laut der Studie „ohne Produktionseinschränkungen“.

Punktuelle Einzelmaßnahmen ­erforderlich

Nur wie wird ein Gebäude am Ende des Tages energieeffizient? Die Antwort dafür liegt in einer Vielzahl punktueller Einzelmaßnahmen. Dies beinhaltet eine angepasste Regelungstechnik, Hydraulik verbessernde Maßnahmen sowie die Installation von Messtechnik.

Darüber hinaus muss die Gebäudeleittechnik auf Vordermann gebracht und ein digitales Energiemonitoring eingeführt werden. Besonders das Monitoring macht Sinn: Derzeit wissen viele Industrieunternehmen wenig bis kaum, wofür sie im Gebäude genau wieviel an Strom und Wärme verwenden. Doch wer den Verbrauch und Einsatz nicht richtig überwacht, kann auch wenig einsparen.

All diese Aufgaben erfordern Spezialwissen ohne Ende. Das Unternehmen Danfoss und die Energie-Consultants von Caverion Deutschland gehen seit nunmehr zwei Jahren am Werksstandort Flensburg denselben Weg zu höherer Energieeffizienz.

 

Das Danfoss-Werk in Flensburg

Das dänische Unternehmen mit Deutschlandsitz in Offenbach am Main entwickelt Technologien, die schon heute eine intelligentere und effizientere Vernetzung ermöglichen. In den weltweit wachsenden Städten helfen Danfoss-Lösungen, u.a. dabei, energieeffiziente Infrastrukturen sowie vernetzte Systeme aufzubauen und regenerative Energie besser zu nutzen.

Die Lösungen von Danfoss kommen in Bereichen wie Kälte, Klima, Heizung, Motorregelung und mobilen Maschinen zum Einsatz.

Für die eigene Produktion verfolgt Danfoss sehr ehrgeizige Klimaziele. Bereits für das Jahr 2030 will das Unternehmen klimaneutral sein. Ambitionen des deutschen Gesetzgebers spielen hier nur eine ungeordnete Rolle. Doch zum Erreichen dieses Ziels – gerade für das Umstellen der komplexen Werksprozesse – sucht Danfoss den Schulterschluss mit den Spezialisten von Caverion welche auch in der Lage sind „Out of the Box“ zu denken und den ganzheitlichen Überblick zu behalten. Bei Danfoss arbeiten überwiegend bestens geschulte Servicetechniker, aber keine Spezialisten für den gesamten Effizienz-Change.

Vor alldem die Energieanalyse brauchte Zeit. Vor zwei Jahren analysierten und protokollierten die Experten von Caverion den Energiestatus im Flensburger Werk. Gespräche ab Ende 2021 mit Verantwortlichen bei Danfoss mündeten einige Monate später in konkreten Maßnahmen zur Modernisierung des Gebäudebetriebs. Das mittlerweile abgeschlossene Ziel ist es gewesen, mit der Neugestaltung des Reinraums auf die Dekarbonisierung des Betriebes am Werk in Flensburg einzuzahlen.

Gefragt war auch das besondere Know-how des Dienstleisters bei Reinräumen. Nicht nur in Sachen Reinheit, sondern auch bei der Energieeffizienz gilt ein Reinraum als einer der Meisterprüfungen in der Branche. Aufgrund der marktführenden Expertise bekam Caverion den Auftrag, den Reinraum im Wert von rund 15 Mio. € zu bauen. Er umfasst die gesamte Produktionsstrecke. Das Mandat umfasst die gesamte Erneuerung und Erweiterung der Energie, Wärme und Kälteerzeugung vor Ort mit absolutem Fokus auf die internen Klimaziele.

Auch nach der umfassenden Analysephase gibt es für das hauseigene Team vor Ort damit viel zu tun. Sie begleiten und projektieren den Umbauprozess des Reinraums in den kommenden Jahren. Zwei Personen sind dafür exklusiv abgestellt.

Dieses kontinuierliche Begleiten und Aufstellen eines sauberen Projektmanagements ist neben der gründlichen Aufnahme und Analyse des Ist-Zustands eine der Grundvoraussetzungen für mehr Energieeffizienz in Industrieimmobilien. Gut Ding will Weile haben. Auch wenn schnelles Handeln mit Blick auf das Klima und die steigenden Energiekosten notwendig ist, so sind Schnellschüsse verboten.

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