Wiener Walzer
Gerade haben wir uns mit der Ruhe des Sommers arrangiert: genießen die Sonne und die Ferienzeit, da reißt uns die Meldung vom Verkauf der DeTeImmobilien jäh aus der hochsommerlichen Lethargie. Denn nachdem die bislang heißesten Kandidaten Hochtief und Bilfinger Berger nicht mehr als potentielle Käufer in Frage kamen, waren die Mutmaßungen, wer denn nun die Telekom-Tochter übernähme, kurzfristig zum Erliegen gekommen.
Und dann ging alles doch ganz schnell, denn am 23. Juli unterzeichneten der Strabag-Chef Dr. Hans Peter Haselsteiner und Telekom CFO Dr. Karl Gerhard Eick eine „Vereinbarung über den Verkauf der Deutsche Telekom Immobilien und Service GmbH“. Damit sind die
Österreicher sprichwörtlich von null auf hundert in den deutschen FM-Markt eingestiegen.
In der offiziellen Pressemitteilung der Strabag wird Dr. Hans Peter Haselsteiner, mit den Worten „sehr erfreut“ zitiert – kein Wunder, dass man in Wien erfreut über eine solche Neuerwerbung ist, denn so ebnet sich der Baukonzern den Weg für die angestrebte europäische Expansion und hat gleichzeitig zu den Mitbewerbern Bilfinger und Hochtief aufgeschlossen. „Mit dem Kauf der DeTeImmobilien verfolgen wir unsere Strategie, die Kompetenzen im Bereich der baunahen Dienstleistungen auszubauen. Das Baugeschäft schwankt sowohl im Jahresablauf wie auch mit dem Konjunkturzyklus. Das Facility Management mit seiner Charakteristik langfristiger Verträge trägt hier zu einer Glättung saisonaler und zyklischer Schwankungen bei.“
„Bisher war Strabag nur im Bau die Nummer eins in Deutschland. Ab heute haben wir auch eine führende Rolle im Facility Management. Wir werden das Know-how der DeTeImmobilien nutzen, um auch in diesem Segment eine führende europäische Position zu erlangen“, so Strabag-Chef Haselsteiner.
Auch DeTeImmo-Chef Dr. Gerhard Niesslein sieht mit dem neuen Eigentümer „gute Möglichkeiten, die bisherige Marktposition und auch Komptenzen weiter auszubauen.“ Schon in einigen Wochen, zum 1. Oktober, soll die DeTeImmobilien durch die Deutsche Telekom veräußert werden. Für die rund 6200 Mitarbeiter der Telekom-Tochter wurden weitreichende Vereinbarungen zur Sicherung der Beschäftigungsverhältnisse getroffen. Das Umsatzvolumen betrug im Geschäftsjahr 2007 rund
1 Mrd. €, wobei der größte Kunde die bisherige „Mutter“, die Deutsche Telekom, ist. Parallel zur Veräußerung wurde unter Zugrundelegung von Markt- und Branchen-Benchmarks ein umfangreicher Dienstleistungsvertrag mit einer Laufzeit von zunächst zehn Jahren abgeschlossen. Damit soll gesichert sein, dass auch künftig die benötigten FM-Leistungen für die Deutsche Telekom durch DeTeImmobilien erbracht werden. Mittelfristig will die Strabag jedoch maximal die Hälfte des FM-Umsatzes mit der Telekom machen und den Rest am Drittmarkt generieren.
Beruhigt können wir uns – als interessierter FM-Markt-Beobachter – nun wieder in den Gartenstuhl sinken lassen und fragen uns kurz, wie gut sich die Frankfurter mit Wiener Walzer auskennen…
Ihre
Kerstin Galenza