Tag der Immobilienwirtschaft 2017
Fast 1800 Teilnehmer waren der Einladung des ZIA zum diesjährigen Tag der Immobilienwirtschaft am 21. Juni gefolgt. Den mittlerweile neunten Branchentag – in diesem Jahr im Berliner Admiralspalast – hatten die Veranstalter unter das Motto „Kurs halten in global unruhigen Zeiten“ gestellt.
Das Programm bot mit Fachvorträgen zu den Themen Energie, BIM und Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft, einer Prop-Tech-Lounge und Ausstellungsbereich vielfältige Möglichkeiten zum Gedankenaustausch und Netzwerken.
Die Reden der geladenen Bundespolitiker im Plenum des großen Theatersaales am Nachmittag zeigten, dass das Thema Bauen und Wohnen in 2017 – natürlich auch mit Blick auf die Bundestagswahl – wieder auf der politischen Agenda steht. Bundesbauministerin Barbara Hendriks wies darauf hin, dass „in dieser Legislaturperiode voraussichtlich mehr als eine Million neuer Wohnungen fertiggestellt werden.“ Dies sei zwar ein Erfolg, sehr wohl wisse man, dass dies Zahl nicht ausreiche. Sie sprach sich dafür aus, steuerliche Sonderabschreibungen für den Mietwohnungsbau in Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt nochmals prüfen zu wollen. Dies gelte ebenso für den Bestand und für energetische Modernisierungsmaßnahmen. Hendriks wies in diesem Zusammenhang auch auf das „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen“ hin, dass in ihren Augen „die richtige Antwort auf die Herausforderungen der Bundespolitik sei.“
ZIA Präsident Andreas Mattner begrüßte die Ankündigungen der Ministerin, zumal die Immobilienwirtschaft mit mehr als 3 Mio. Beschäftigten, 800.000 Unternehmen und einer Bruttowertschöpfung von mehr als 500 Mrd. € eine zentrale Säule der deutschen Wirtschaft sei. „Wichtig“, so Mattner, „sei die Schaffung von Anreizen zur energetischen Gebäudesanierung. Denn sie seien das Investitionssignal für die Immobilienwirtschaft, da gerade Bestandimmobilien das größte Potenzial für CO2-Einsparungen besäßen.
„Die Immobilienwirtschaft ist ein verlässlicher Partner, wenn es darum geht die klimaschutzpolitischen Ziele“, erläuterte Mattner weiter. „Wir dürfen allerdings nicht zulassen, dass durch den Klimaschutz die Herstellungskosten weiter steigen. Aus diesem Grund haben wir u.a. die ZIA Task Force Energie gegründet und eigene Maßnahmen zur Verbesserung der Ökobilanz im Gebäudesektor erarbeitet. Um nur einige zu nennen sind das
·die Optimierung der Energieverbräuche im Bestand
·die Anrechnung nicht am Gebäude erzeugter Energie
·die Energetische Quartierssanierung und
·die Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedingungen und vieles mehr.
„Und“, so fügte Mattner abschließend hinzu, „das Motto müssen lauten bauen, bauen, bauen!“
Auch die sich anschließende Diskussionsrunde mit der Präsidentin des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen Dr. Eva Lohse, dem Oberbürgermeister von Düsseldorf Thomas Geisel, der Baupolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Marie-Luise Dött sowie Michael Groß, de wohnungs- und baupolitischem Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, nahm unter dem Titel „Herausforderungen für unsere Städte – wie wird bezahlbares Wohnen und Bauen ermöglicht“ die Forderungen der Vorredner auf.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der seine Rede danach mit dem launigen Ausspruch: „Vielen Dank für den Applaus – bei mir ist es auch besser, wenn Sie am Anfang klatschen!“ begann, erklärte den Anwesenden, dass die deutsche Immobilienwirtschaft in sehr guter Verfassung sein. „Man gerade in diesen Zeiten aufpassen muss, dass man die Risiken im Blick hat. Er sieht allerdings trotz steigender Preise am Wohnungsmarkt keine „kreditfinanzierte Immobilienblase - denn nicht jede Preisübertreibung gefährdet automatisch die Finanzstabilität. Dies sei erst der Fall, wenn steigende Immobilienpreise eine übermäßige Kreditvergabe und nachlassende Standards für die Kreditvergabe zusammenkommen“, betonte er weiter. Allerdings hätten sich die Standards für die Kreditvergabe seit 2010 etwas gelockert „Das kann ein erstes Warnsignal sein“, stelle er fest. Wie auch schon zuvor Barbara Hendricks sprach sich Schäuble ebenfalls für die Bildung von mehr Wohnungseigentum und für weitere Schritte beim Thema Sonder-AfA aus.
Als, wie selbst sagte „einziger Oppositionspolitiker auf dem Immobilientag“, machte der Bundesvorsitzender FDP, Christian Lindner in seiner gut 45-minütigen Rede durchaus auch Wahlkampf. Aber er wolle der angespannten Lage auf dem deutschen Wohnungsmarkt mit mehr Anreizen für den Bau von Wohnungen und Häusern begegnen. Außerdem sähe er einen Freibetrag von 250.000 € für die Grunderwerbssteuer durchaus als sinnvolles Mittel an, um eben die Bildung von Wohneigentum zu fördern.
Den Abschluss des hochkarätigen Kreises der Politiker an diesem Tag bildete die Rede der Bundeskanzlerin. Sie unterstrich, dass die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft günstig seien. „Die Konjunkturaussichten, so wird es uns zumindest gesagt, bleiben gut", sagte sie. „Dies sei das Ergebnis eines erfolgreichen Zusammenspiels von Arbeitgebern und Arbeitnehmern und einer Politik, die für vernünftige Rahmenbedingungen sorge“, so Merkel weiter. Außerdem kndiogte sie in ihrer Rede an sich für einen neuen Anlauf stark zu machen, die energetische Gebäudesanierung steuerlich zu fördern. Das sei "eine Sache, die sich sicher rechnet.“. Die Haushaltslage biete "Spielräume für Investitionen".
Abschließend fügte Merkel hinzu: „Wo, wie und was wir bauen, entscheidet wesentlich darüber, wie wir morgen leben. Fehlentwicklungen später zu korrigieren, ist schwieriger und teurer, als von Beginn an in die richtige Richtung zu steuern. Vor diesem Hintergrund – und auch wenn es um Wachstum in unserer Gesellschaft geht – zeigt sich die besondere Verantwortung der Immobilienwirtschaft.
Am Rande des Immobilientages gaben der ZIA und SAP ihre kurz zuvor beschlossene Systempartnerschaft bekannt. „Um die Stabilität der Immobilienwirtschaft nachhaltig zu gewährleisten, muss sich die Branche auch auf aktuelle Einflüsse wie die Digitalisierung und Automatisierung einstellen“, erklärt Andreas Mattner. Daher freuen wir uns, in der Arbeit unseres Verbands künftig auch auf die jahrelange Expertise von SAP in der Digitalisierung im Immobiliensektor, aber auch zahlreichen anderen Wirtschaftssektoren zurückgreifen zu dürfen. Gemeinsam mit unseren weiteren Mitgliedsunternehmen und -verbänden wollen wir das ambitionierte Ziel der Digitalisierung mit aller Kraft verfolgen.“
Bei über 70 % der deutschen Immobilienwirtschaft liegen Informationen bereits digital und strukturiert vor, doch gemäß der Studie des ZIA sind die deutschen Entscheider entschlossen, die Digitalisierung bis ins Detail voranzutreiben. Im Rahmen der Systempartnerschaft holt sich der ZIA das Wissen und die Erfahrung von SAP in punkto „Internet of Things“ (IoT), Big Data sowie Blockchain-Technologie und Echtzeit-Datenverarbeitung ins Haus. Im Rahmen dieser Partnerschaft wurde in der ZIA-Mitgliederversammlung am Vormittag die Gründung eines Digitalisierungsausschusses beschlossen. Den Vorsitzdes Ausschusses hat Dr. Tanja Rückert, President IoT & Digital Supply Chain, SAP: „Die SAP-Anwendungen im Bereich Immobilien werden mit SAP Leonardo rund um das Internet der Dinge als auch Industrie 4.0 erweitert. So treiben wir bei unseren Kunden die Digitalisierung weiter voran. Zusätzlich sind wir gerade dabei, Real Estate Management neu zu erfinden“, so Rückert. „Mit SAP Cloud for Real Estate und dem SAP Project Information Network bieten wir bereits viele Möglichkeiten zur Erfassung eines Gebäudes über seinen kompletten Lebenszyklus von der Planung, über den Bau bis hin Betrieb – doch wir werden noch weitergehen. Die Blockchain-Technologie wird rund um die Welt dezentralisiert Transaktionen ermöglichen. Machine Learning wird den Digitalen Zwilling eines Gebäudes so intelligent machen, dass das reale Bauwerk, wirklich zum vielbeschworenen Smart Building wird.“
Welche dieser Themen im kommenden Jahr bereits abgearbeitet sind, davon können die Besucher am nächsten Tag der Immobilienwirtschaft – dann am 13. Juni –überzeugen. Weitere Informationen finden Sie auch unter www.zia-deutschland.de.
kgal