Interaktion zwischen Gebäude und Stadt
Bereits im Jahr 2050 sollen 70 % der Weltbevölkerung ihr Zuhause im urbanisierten Lebensraum haben. In Deutschland leben schon drei Viertel der Menschen in Städten und die Einwohnerzahlen steigen weiter – nicht nur in Metropolen wie Berlin oder Hamburg, sondern unter anderem in Freiburg oder Augsburg. Damit hängen zahlreiche Herausforderungen zusammen, zum Beispiel die Infrastrukturauslastung oder der Klimawandel.
Um diesen zu begegnen, kommt den einzelnen Immobilien eine besondere Bedeutung zu. Gesund, flexibel, smart vernetzt, energieautark, emissionsneutral und integriert sollen Gebäude sein. Solche Blue Buildings stehen nicht für sich alleine, sondern interagieren mithilfe intelligenter Netzsysteme. Mit dem Blue-City-Ansatz berücksichtigt Drees & Sommer die Wechselwirkung unterschiedlicher Faktoren und Handlungsfelder, die eine Stadt beeinflussen.
Wie eine Immobilie die Stadt zukunftsfähiger machen kann, verdeutlicht das Beispiel Energieversorgung. Mit dem passenden Energiekonzept lassen sich einerseits Betriebskosten sparen, andererseits leistet die Immobilie einen Beitrag zum Klimaschutz. Ein Dreh- und Angelpunkt eines umweltverträglichen Konzepts ist der Einsatz von erneuerbaren Energien: Windkraft-, Geothermie- und Solaranlagen sowie die Kombinationen dieser Technologien. Auch die Gebäudehülle spielt eine tragende Rolle – sie bietet Platz für Solarmodule, dient als Wärmedämmung und hält Strahlung und Lärm ab. Fehlt zum Beispiel ein Sonnenschutzsystem, benötigt das Gebäude im Sommer viel Energie zur Raumkühlung. Das wirkt sich wiederum auf die Energiebilanz der Stadt aus. Der urbane Raum gleicht also einem komplexen Organismus, in dem jedes Element seine Funktion – und entsprechend Einfluss auf das Gesamtgefüge – hat.
Die Immobilien stehen in der Blue City nicht isoliert, sondern kommunizieren miteinander. Schon heute werden beispielsweise Gebäude entwickelt, die energetisch autark sind und sogar einen Stromüberschuss produzieren. Damit diese Energie nicht verloren geht, wird sie ins Netz abgeleitet oder aber an andere Gebäude der Anlage oder Nachbarschaft abgegeben. Im Sommer produzieren Gebäude mit Solarmodulen mehr Strom als sie benötigen und können andere damit versorgen. Im Winter leihen sie dagegen Strom vom Blockheizkraftwerk der Nachbarn. Ermöglicht wird dieses Verhältnis durch ein intelligentes Stromnetz – das sogenannte Smart Grid. Dieses umfasst die Erzeugung, die Speicherung, das Netzmanagement sowie den Verbrauch und bindet sie in einGesamtsystem ein. Zielführend ist es deshalb, größere Liegenschaften so zu planen, dass sie Gebäude mit verschiedenen Nutzungsprofilen umfassen. Zum Beispiel weisen Bürogebäude den höchsten Energiebedarf tagsüber auf, während es bei Wohngebäuden umgekehrt ist – dort benötigen die Menschen abends am meisten Strom. Im Fokus steht auch hier die Eigenschaft von Immobilien, sich auszutauschen und dadurch Mehrwert für die Stadt zu schaffen.
Projektbeispiel: Größtes Plusenergiehaus in Europa
Die Stadt Freiburg errichtet auf einer Bruttogrundfläche von über 24.000 m² ein neues Verwaltungszentrum. Es kombiniert mehrere Technologien: Die Hülle ist in Passivhaus-Standard gebaut, das Dach und die Fassade sind mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet, Heizen und Kühlen erfolgen mit Grundwasser. Das Gebäude produziert mehr Strom als es selbst benötigt – der Überschuss wird ins städtische Stromnetz eingespeist.