Facility-Service-Unternehmen zwischen neuen Arbeitswelten und ESG
Die führenden Facility-Service-Unternehmen kehren nach dem ersten durchschnittlichen Umsatzrückgang seit Beginn der Lünendonk-Marktbeobachtung auf den Wachstumspfad zurück. Die weiterhin schwache Nachfrage nach Catering-Services dämpft die Unternehmensentwicklung. Die Top 25 steigern den Umsatz um durchschnittlich 3,0 %. Der Zentralwert liegt mit 4,9 % deutlich höher und im Bereich des langjährigen Durchschnitts.
Die Stimmung in der Branche war insbesondere im zweiten Halbjahr 2021 von Aufbruch geprägt. Die angestiegene Inflation und die unsichere Wirtschaftslage angesichts des Krieges in der Ukraine führen zu einer eher abwartenden Haltung im Markt. Neben dem Beitrag der Gebäudedienstleister zu ESG-Transparenz und Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen prägen aktuell mehrere Übernahmen den deutschen Facility-Service-Markt.
Auf Rang eins des Rankings verbleibt Spie Deutschland & Zentraleuropa mit einem geschätzten Service-Umsatz in Höhe von 1.860,0 Mio. € (+7,5 %). Mit der Übernahme der Dürr Group, der Wiegel Gebäudetechnik sowie der Wir lieben Kabel setzt Spie seinen Wachstumskurs weiter fort. Zudem wurden mit der KEM und der Energotest je ein Unternehmen in Österreich und in Polen übernommen. Auf Rang zwei folgt Apleona, die mit einem Plus von 3,2 % oder 55 Mio. € nun 1.751,9 Mio.€ Umsatz erreichen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Neu-Isenburg konnte mehrere Großaufträge gewinnen und wächst überwiegend organisch.
Auf Rang drei folgt die Wisag Facility Service Holding mit 1.223,3 Mio. € und 31.008 Mitarbeitenden. Damit bleibt die Wisag, die um 3,9 Prozent wächst, der größte Arbeitgeber im Markt. Engie auf Rang vier rückt mit einem Umsatz von nun 896,0 Mio. € nahe an die 900-Millionen-Euro-Marke heran. Gegenbauer (814,8 Mio. €, Rang 5), ISS (734,9 Mio. Euro, 6) und Piepenbrock (707,5 Mio. €, 7) überschreiten jeweils erstmals die Marke von 800 respektive 700 Mio. € Umsatz. Piepenbrock verzeichnet mit einem Plus von 11,6 % das größte Wachstum der Top 10, die mit Dussmann auf Rang acht (652,0 Mio. €, +5,3 %), Kötter 589,0 Mio. €, 9) und Klüh (531,4 Mio. €, 10) komplettiert werden.
Die Strabag PFS steigerte ihren Umsatz um 5,6 % auf nun 516,0 Mio. € und verringert damit den Abstand zu Klüh von rund 40 auf 16 Mio. €. Sodexo ist, wie weitere Unternehmen mit Schwerpunkt im Catering, von der anhaltend schwachen Nachfrage geprägt und verringert den Umsatz um geschätzte 50 Mio. Euro auf nun geschätzte 460,0 Mio. €. Dies gilt auch für die zur Compass Group gehörende Plural aus Laatzen bei Hannover, deren Gruppenumsatz sich um 129,0 Mio. € weiter gegenüber dem Pandemie-bedingt schwachen Jahr 2020 auf nun 340,0 Mio. € reduziert.
Die Dr. Sasse AG (Rang 20, 195,0 Mio. €) und Caverion (21, 193,8 Mio. €) trennen im aktuellen Ranking nur 1,2 Mio. € Inlandsumsatz. Ähnlich gering ist der Abstand zwischen der ISD (155,0 Mio. €, Rang 23) und der seit 2022 zur Vebego-Gruppe gehörenden Hectas (153,3 Mio. €, 24).
Neu im Ranking ist die Lieblang Gruppe mit Hauptsitz in Mannheim auf Rang 25. Das Unternehmen ist unter anderem durch die Übernahme zweier Gesellschaften um 46,0 % auf nun 128,9 Mio. € gewachsen.
Integration des DACH-Marktes schreitet voran
Die Integration der deutschsprachigen Märkte schreitet zunehmend voran. Bereits jetzt sind einige Top-25-Unternehmen in zwei oder allen drei Märkten aktiv. Mit der Übernahme der Hectas durch die Vebego, dem viertgrößten Anbieter in der Schweiz mit Hauptsitz in den Niederlanden, steigt das Angebot an Dienstleistern an, die Kunden länderübergreifend betreuen. In Deutschland ist Vebego bisher unter anderem mit der Servico aktiv. Die Übernahme wird sich auf die Lünendonk-Liste 2023 auswirken.
Auch Apleona stärkt mit der Übernahme der Siemens Gebäudeservice in Österreich ihr länderübergreifendes Angebot ebenso wie Wisag mit der Akquisition der Schweizer Reasco AG. Zu den weiteren Unternehmen mit Gesellschaften in der Schweiz und Österreich zählen Spie, ISS, Dussmann, Strabag PFS, Sodexo, CBRE, Vinci, Sauter, Götz, Dr. Sasse AG, Caverion und Dorfner.
Lünendonk-Partner Thomas Ball ordnet die Marktentwicklung ein: „In der durch eine zunehmende Unsicherheit und Volatilität geprägten Wirtschaftswelt wirkt das Facility Management stabilisierend. Trotz des im Zuge der veränderten Arbeitswelten nachhaltigen Nachfragerückgangs nach Catering Services wächst der Markt wieder. Angesichts der großen Herausforderungen der Immobilienwirtschaft zu Transparenz und mehr Nachhaltigkeit kommt dem Facility Management eine Schlüsselrolle bei der Senkung der Energieverbräuche zu. Der Markt agiert flexibel mit der Anpassung des Service-Angebots sowohl hinsichtlich Gewerken als auch der Flächenabdeckung. Der Krieg in der Ukraine wirkt sich bisher vergleichsweise wenig auf den deutschen Facility-Management-Markt aus.“
Viele Auftraggeber setzen in Zeiten von Homeoffice auf flexibel nutzbare Büroräume und eine bedarfsorientiertere Gebäudesteuerung. Dies stellt neue Anforderungen an die hierfür benötigten Facility Services und hat Folgen sowohl für den Personalbedarf als auch die Service-Organisation.
Das sind erste Ergebnisse der Analyse der 25 führenden Unternehmen der Lünendonk-Studie 2022. Die umfassende Studie, in die 62 Anbieter einbezogen wurden, erscheint im Juli 2022 – die korrespondierende Lünendonk-Liste steht ab sofort unter www.luenendonk.de zum kostenfreien Download bereit.