FM-Branche wächst rasant, steht aber vor einer großen Herausforderung
Der Boom geht weiter: Die 25 führenden Facility Service-Anbieter (FS) steigerten ihren Inlandsumsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um durchschnittlich 8 %. Dies ist das stärkste Wachstum seit 2009. Gleichwohl steht die Branche laut aktueller Lünendonk-Liste vor einer großen Herausforderung – der Digitalisierung.
Der Boom geht weiter: Die 25 führenden Facility Service-Anbieter (FS) steigerten ihren Inlandsumsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um durchschnittlich 8 %. Dies ist das stärkste Wachstum seit 2009. Gleichwohl steht die Branche laut aktueller Lünendonk-Liste vor einer großen Herausforderung – der Digitalisierung.
Sonderkonjunktureffekte trugen zu dieser Entwicklung bei. Neben einer stabilen Nachfrage und weiteren Übernahmen ist insbesondere der Bedarf an Catering- und Sicherheitsdienstleistungen für die Versorgung und Bewachung von Flüchtlingsunterkünften angestiegen. Der gesetzliche Mindestlohn seit dem 1. Januar 2015 hatte keine wesentlichen Effekte auf die Facility Service-Anbieter, da die Vergütung in vielen Leistungsgebieten bereits vorher oberhalb dieser Lohnuntergrenze lag.
Die 25 nach Inlandsumsatz führenden FS-Anbieter blicken auf eine im Mittel doppelt so starke Entwicklung zurück wie alle 70 in die Lünendonk-Studie einbezogenen Anbieter (Vorjahr: 65), die eine Steigerung von 4,1 % (2014: 3,5 %) erreichten. Das sind Ergebnisse der Lünendonk-Liste und -Studie 2016 „Führende Facility-Service-Unternehmen in Deutschland“, die das Marktforschungsinstitut Lünendonk bei einem Pressegespräch in Frankfurt präsentierte.
In die Lünendonk-Studie 2016, die im Juli veröffentlicht wird, sind insgesamt 70 FS-Unternehmen einbezogen. Das Ranking ist traditionell nach Inlandsumsatz geordnet – bereinigt um Umsätze mit Servicegesellschaften und Organschaften. Aus Gründen der Vergleichbarkeit werden nur diejenigen Dienstleister berücksichtigt, die mehr als zwei Drittel ihres Umsatzes mit infrastrukturellem und technischem Gebäudemanagement sowie mehr als 66 % des Geschäfts auf dem externen Markt erzielen.
Bilfinger und Wisag wachsen deutlich, Strabag hält Umsatz stabil
Der jüngst von EQT übernommene Marktführer Bilfinger baut seine Position an der Spitze aus. Mit nun 1,29 Mrd. € Inlandsumsatz oder einem Zuwachs von 3,9 % vergrößert das Unternehmen den Abstand zum Verfolgerfeld. Im Ausland steigerte Bilfinger die Leistung sogar um 23,5 % von 801 Mio. € auf 989 Mio. € und kommt somit auf einen Gesamtumsatz von 2.279 Mrd. €.
Auf Rang zwei liegt weiterhin Strabag Property and Facility Services, die ihren Umsatz um 3 Mio. € auf 1,018 Mrd. € steigern konnte (2014: 1,015 Mrd. €). Die 2014 unterjährig übernommene ehemalige DIW ist bereits seit 2015 vollständig in die Kennzahlen der Strabag PFS für die Lünendonk-Liste integriert.
Auf Rang drei folgt unverändert Wisag Facility Service, die ihre Leistung um 7 % oder 59,5 Mio. € auf 911,5 Mio. € steigerte. 29.411 Mitarbeiter trugen zu diesem Ergebnis bei – mehr als bei jedem anderen Gebäudedienstleister in Deutschland.
Dussmann Service ist mit einem geschätzten Umsatz von 870 Mio. € (2014: 830 Mio. €) weiter auf Rang vier des Rankings platziert. Der Gesamtumsatz des Unternehmens stieg von 1,571 auf 1.659 Mrd. €. Die Dussmann Group, die zusätzlich die Kursana und das Kulturkaufhaus in Berlin beinhaltet, übersprang erstmals die Umsatzmarke von zwei Milliarden Euro (2015: 2.082 Mrd. €).
Mit geschätzten 700 Mio. € folgt Spie auf Rang fünf. Auch das Essener Unternehmen steigerte den Gesamtumsatz, der das Geschäft in Mittel- und Osteuropa beinhaltet, deutlich von 787 Mio. € auf 901 Mio. €.
Die Compass Group aus Eschborn bei Frankfurt am Main wuchs nach einer Stagnation im Vorjahr nun von 647,3 Mio. € auf 661,2 Mio. €. Mit nun 536,1 Mio. € setzte auch die ENGIE Deutschland Gruppe mehr um als im Vorjahr (2014: 528,0 Mio.). Bis zum 8. Juni 2016 trat das Unternehmen als Cofely am Markt auf.
Sodexo mit Sitz in Rüsselsheim überschritt in 2015 erstmals die Marke von 500 Mio. €. Inklusive der Umsätze mit Service-Gesellschaften und Organschaften generierte die deutsche Gesellschaft des französischen Konzerns 599 Mio. € .
Kötter erstmals in Top 10
Kötter aus Essen ist in 2016 das erste Mal in den Top 10 der Lünendonk-Liste vertreten. Das Unternehmen wächst sowohl organisch als auch durch die anteilige Konsolidierung der im zweiten Halbjahr 2014 übernommenen OSD Schäfer und eines Teils der Sicherheitssparte der ISS auf nun 502 Mio. € – nach einem Vorjahresumsatz von 418 Mio. €. Erstmals erbringen somit neun Unternehmen eine Leistung von mehr als 500 Mio. €.
Die Piepenbrock-Gruppe aus Osnabrück setzt das stabile organische Wachstum der Vorjahre fort, kommt nun auf einen Umsatz von 462 Mio. €. Nicht enthalten sind die Umsätze mit Industrieservices, die in der separat erscheinenden Lünendonk-Liste Industrieservice ausgewiesen werden. Würden diese eingerechnet, lägen alle zehn Top-10-Unternehmen jenseits der Marke von 500 Mio. € Umsatz in 2015.
Die Unternehmen der Top 10 erwirtschafteten in 2015 zusammen 7,5 Mrd. €. Das entspricht einem Plus von rund 300 Mio. € gegenüber dem Vorjahr. Auch Gegenbauer aus Berlin (2,8 %) und Klüh aus Düsseldorf (5,9 %) steigerten ihre Leistungen. Klüh generierte erstmals mehr als 400 Mio. €. Inklusive des Auslandsumsatzes und der Service-Gesellschaften kommt der Düsseldorfer Dienstleister auf 685,3 Mio. €.
ISS wächst auch dank großem Outsourcing
ISS verbesserte sich um einen Platz auf Rang 13. Das Unternehmen übernahm in einem der größten Outsourcings der letzten Jahre die Vattenfall Service Gesellschaft von dem schwedischen Energieunternehmen. Zusammen mit der organischen Entwicklung entspricht dies einer Umsatzsteigerung von 31,7 % auf nun 326,5 Mio. €.
Vinci Facilities mit Sitz in Mannheim vollendete in 2015 die Umstrukturierung im Konzernverbund. Diese ist aktuell mit einem weiteren Umsatzrückgang verbunden. Das Geschäftsjahr 2015 schloss das Unternehmen mit einem Ergebnis von 215 Mio. € ab (2014: 221,9 Mio.).
Caverion behauptet mit einem Anstieg von knapp zehn Millionen Euro auf nun 184,2 Mio. € Umsatz mit Facility Services Listenplatz 16 im Ranking. Sauter, das den starken Wachstumskurs der vergangenen Jahre fortsetzen konnte, tauschte den Rang mit CBRE und ist nun auf Platz 17 gelistet. CBRE übernahm die Gebäudedienstleistungssparte Global Workplace Solutions von Johnson Controls und befindet sich nun auf Listenplatz 18.
RGM verbesserte sich auf Rang 19. Das Dortmunder Unternehmen setzt den ebenfalls starken Wachstumskurs der vergangenen Jahre fort, der sowohl auf organisches Wachstum als auch Übernahmen zurückzuführen ist.
Der Dortmunder Anbieter konnte den Rückgang des Vorjahres, in dem sich das Unternehmen von einem unrentablen Großauftrag trennte, vollständig kompensieren.
b.i.g. und Stölting neu in
Lünendonk-Liste
Lattemann & Geiger sowie Clemens Kleine behaupteten auch in 2015 den knappen Unterschied im Ranking, der bereits 2014 bestand. Beide Unternehmen verteidigen ihre Listenplätze gegen die b.i.g.-Gruppe aus Karlsruhe, die nach einem Jahr Pause wieder im Ranking der Top 25 einsteigt. Das Unternehmen wächst auch dank Sondereffekten um 38,1 % gegenüber dem Vorjahr und verweist die Dr. Sasse AG auf Rang 24. Das Münchner Familienunternehmen erwirtschaftete in 2015 121 Mio. €. Der Auslandsumsatz wuchs ebenfalls, so dass die Gesamtleistung nun bei 151 Mio. € liegt.
Die Stölting Service Group aus Gelsenkirchen ist ebenfalls neu im Ranking der führenden Dienstleister vertreten und belegt Rang 25. Stölting profitiert ebenfalls von Sonderkonjunktureffekten und steigerte die Leistung um 35,1 %.
„Die deutliche Umsatzsteigerung der 25 nach Inlandsumsatz führenden Unternehmen ist zu einem Teil auf Sondereffekte zurückzuführen und wird sich in 2016 voraussichtlich nivellieren“ kommentiert Thomas Ball, Consultant bei Lünendonk, die neue Lünendonk-Liste. „Darüber hinaus werden die Auswirkungen der Marktkonsolidierung in kommenden Jahren wieder stärker sichtbar werden.“
Tiefgreifende Änderungen durch Digitalisierung
Die Digitalisierung wird in den nächsten Jahren auch im professionellen Gebäudemanagement spürbare Auswirkungen entfalten. Die begleitend zur Lünendonk-Liste erscheinende Studie enthält in diesem Jahr hierzu ein Sonderkapitel. Alle befragten Studienteilnehmer arbeiten derzeit an Produkten, die die Vorteile der Digitalisierung nutzen. Angesichts der disruptiven Mechanismen sehen die FS-Anbieter einerseits die Gefahr, dass ihr bisheriges Geschäftsmodell erodiert. Andererseits erwarten sie positive Auswirkungen auf die Professionalität und das Image der Branche.
Das aktuelle Ranking gibt es kostenfrei unter //www.luenendonk.de" target="_blank" >www.luenendonk.de:www.luenendonk.de