Energieeffizienz im Fokus
Energieeffizienz durch neue Technologien, energetische Sanierung und Modernisierung von Gebäuden sowie marktgerechte Dienstleistungen standen im Fokus der Jahrestagung 2011 der HEA - Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e. V. Rund 120 Teilnehmer aus Politik, Energiewirtschaft, Industrie, Wissenschaft, Handwerk und Handel diskutierten im September in Berlin die Herausforderungen der geplanten Energiewende.
„Deutschland steht vor einer energiewirtschaftlichen Aufgabe, die in ihrer Dimension mit den Herausforderungen der Deutschen Einheit vergleichbar ist. Energieeffizienz
spielt dabei eine Schlüsselrolle.“ Mit diesen Worten eröffnete Uwe Schöneberg, Vorstandsvorsitzender der HEA-Fachgemeinschaft, den renommierten Branchentreff. Eine wichtige Grundlage für die Debatte der nächsten Zeit bildet der Vorschlag für eine „Richtlinie zur Energieeffizienz“, den die EU-Kommission am 12.
Juni 2011 vorgestellt hat. Dr. Jan Vosswinkel vom Centrum für Europäische Politik in Freiburg Mahnte angesichts der darin geforderten enormen Investitionen,
Energieeffizienz nicht zum einzigen Ziel der Politik zumachen. Diese allein führe nicht automatisch zu einer nachhaltigen Wirtschaftsstruktur.
Einig sind sich Experten über die entscheidende Rolle des Smart Meter für den effizienten Einsatz von Energie. Der digitale Stromzähler schafft nicht nur Transparenz für den Kunden; bis zu 10 Prozent Stromeinsparung seien bei ganzheitlicher Einbindung in die Versorgungsstruktur eines privaten Haushalts möglich. Das Gerät spielt seine Stärken auch bei innovativen Dienstleistungen (Smart Home) und dem Betrieb moderner Stromnetze (Smart Grid) aus. Die Einführung hierzulande verläuft jedoch noch eher zögerlich. Einen Blick auf die europäischen Nachbarn warf Dr. Stephan Renner von der Österreichischen Energieagentur. Demnach ist man etwa in den Niederlanden, Österreich und
Irland schon weiter. Der Erfolg der Umsetzung hängt laut Renner entscheidend davon ab, wie Fragen hinsichtlich Datenschutz, Datenaufbereitung oder Kundenmotivation beantwortet werden.
Auf Energieversorger kommen durch den digitalen Zähler enorme Datenmengen zu: rund 35 000 Datensätze pro Jahr und Haushalt, wenn der Stromverbrauch nicht jährlich, sondern viertelstündlich gemessen wird. Das ist einer der Gründe, weshalb sich zunehmend IKT-Unternehmen wie die Deutsche Telekom in diesem Markt engagieren. In Friedrichshafen betreibt sie bereits ein erfolgreichesPilotprojekt. Bereichsleiterin Gabriele Riedmann de Trinidad betonte, dass erst die Mehrwerte eines Smart Home den Aufwand für den Kunden attraktiv machten.
Als hochkompliziertes Instrument zur Förderung und Entwicklung des Dienstleistungsmarktes kennzeichnete Thorsten Müller, Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), die Energieeinsparverpflichtung der EVU. Die Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE), die mit der Überwachung und Umsetzung des Energiedienstleistungsgesetzes betraut wurde, sieht Schwerpunkte der Arbeit in der Unterstützung der Energieversorger, beispielsweise durch Studien oder die Implementierung einer Anbieterliste.
Contracting wird bundesweit von etwa 150 Energieversorgungsunternehmen angeboten. Die Mini-Version ist laut Dr. Klaus-Dieter Clausnitzer vom Bremer Energie Institut stark nachgefragt. Sie sei insbesondere für Eigenheimbesitzer eine Option, während in der gewerblichen Wohnungswirtschaft das Problem der Umlage noch nicht überall befriedigend gelöst sei.
Die Nutzermotivation sieht auch Gerhard Bressler, Leiter Energiedienstleistung, Vattenfall Europe, als entscheidenden Faktor. Am Beispiel der Energiesparpartnerschaft mit einem Berliner Krankenhaus erläuterte er die Vorteile für beide Marktpartner. Etwa 150 solcher Verträge hat der Versorger inzwischen mit öffentlichen Liegenschaften abgeschlossen.
Die Hebung schon jetzt vorhandener Einsparpotentiale prognostizierte Gerd Marx von der Energieagentur Nordrhein-Westfalen durch den konsequenten Einsatz von Energiemanagementsystemen (EnMS). So sind organisatorische Veränderungen oft schneller, leichter und günstiger durchzusetzen als technologische. Basis dafür ist die Analyse des Einsparpotenzials durch verhaltensbezogene Maßnahmen und deren Einbeziehung in tägliche Routinen. Ein entsprechendes Pilotprojekt zur stufenförmigen Einführung von EnMS läuft derzeit in 100 Unternehmen in NRW für die Dauer von drei Jahren. Ziel ist die bundesweite Anwendung des Systems.