Ein Tag im Leben eines Aufzugtechnikers
Matthias Gerkens ist Servicetechniker bei Kone. Er wartet Aufzüge,
setzt sie nach Störungen wieder instand, repariert sie. Auch die Personenbefreiung gehört zu seinen Aufgaben. Wie spannend seine Arbeit ist, wird deutlich, wenn man ihn einen Tag lang begleitet.
Es ist ein schöner, wenn auch frostiger Tag im März. In Großburgwedel, östlich von Hannover, strahlt die gelbe Sonne am blauen Himmel. Die genannten Farben finden sich beim schwedischen Möbelhaus wieder, das Matthias Gerkens als erstes anfährt – lange bevor sich Kunden durch die Gänge schlängeln. Die Anmeldung beim Pförtner, die Begrüßung des Hausmeisters: Es herrscht ein gutes Verhältnis, man spürt das partnerschaftliche Miteinander.
Eine Reparatur steht an: Die Tür eines Aufzugs öffnet sich im Erdgeschoss nicht mehr. Am Vortag hat Gerkens den Fehler identifiziert: Der Kollektor am Motor für die Aufzugstür ist defekt. Den gestern bestellten Ersatzmotor hat der Servicetechniker heute erhalten. Schneller geht’s nicht. Länger dauern darf es aber auch nicht: Die Verfügbarkeit des Aufzugs ist für das Möbelhaus essentiell und vertraglich garantiert.
In der ersten Etage öffnet Gerkens die Aufzugstür manuell mit einem Dreikantschlüssel, steigt auf die Kabine und macht sich an die Arbeit. Zügig ist das defekte Teil aus-, das neue eingebaut. Nach Prüfung der Polung lässt sich die Tür mittels Steuerung wieder einwandfrei öffnen und schließen. Der Techniker ist zufrieden: „Das sieht gut aus.“
Nach zwei Probefahrten ist der Aufzug einsatzbereit. Der Hausmeister freut sich, dass die Anlage wieder in Betrieb geht – bestellt aber für den Fall der Fälle einen weiteren Türmotor, der als Ersatz vor Ort gelagert werden soll. Über etwaige Kosten muss er sich keine Gedanken machen: Das Möbelhaus setzt bei der Aufzugswartung auf „Kone Care Premium“, ein Wartungspaket, bei dem alle Reparaturen und Ersatzteile inklusive sind.
Personenbefreiungen
haben Priorität
Gerade hat Gerkens die Reparatur in der Instandhaltungskladde des Aufzuges dokumentiert und die benötigte Zeit erfasst – obligatorisch nach Arbeitsbeendigung an einer Anlage –, als sein Diensthandy klingelt. Ein Anruf aus dem Kone Service Center (KSC), der an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr besetzten Notrufzentrale, das einen Personeneinschluss in Celle meldet. Der Interventionpartner, der bei Notrufen unterstützt, ist informiert und unterwegs; allerdings ist nicht klar, wie schnell er vor Ort sein wird. Gerkens macht sich sofort auf den Weg: „Personenbefreiungen haben Priorität.“
Die Fahrt nach Celle bietet Gelegenheit, Matthias Gerkens besser kennenzulernen. Der 48-jährige gelernte Elektrotechniker ist seit 1994 für Kone tätig. Während dieser Zeit hat er viele Entwicklungen miterlebt, zum Beispiel die Einführung des ersten maschinenraumlosen Seilaufzuges MonoSpace im Jahr 1996. „Das war eine echte Revolution“, sagt Gerkens – da schwingt Stolz mit. Gleichzeitig hat sich die Instandhaltung von Aufzügen verändert: „Früher waren Fehler in erster Linie mechanischer Natur. Heute haben wir es mit komplexen elektronischen Steuerungen zu tun, die Fehlersuche wird da oft zur Herausforderung.“
Kurz vor Erreichen der Celler Liegenschaft erhält Gerkens einen weiteren Anruf aus dem KSC: die eingeschlossenen Personen wurden in der Zwischenzeit befreit. Auf Gerkens’ Miene breitet sich Skepsis aus: „Gut, dass die Leute da raus sind. Ich hoffe nur, dass bei der Befreiung kein Schaden entstanden ist. Unser Interventionspartner ist zwar in der Personenbefreiung geschult, aber kein Aufzugsexperte.“
Störungen beheben
und dokumentieren
Vor Ort ist stellt sich heraus, dass der Aufzug zwischen der ersten und zweiten Etage stehen geblieben ist. Wie nach dem manuellen Öffnen der Schachttür im zweiten OG deutlich wird, steht die Kabinentür schräg. Gerkens hat die Erklärung schnell parat: „Bei der Personenbefreiung wurde offenbar kräftig an der Tür gezogen, die Rolle an der Tür ist dabei von der Führungschiene gesprungen – eine Kleinigkeit.“ Spricht’s, schraubt die Rolle ab, richtet die Tür neu aus und bringt die Rolle wieder an – die Tür öffnet und schließt anschließend tadellos.
Doch der Grund für die Störung, die zum Personeneinschluss geführt hat, bleibt unklar. Im Maschinenraum gibt Gerkens über die Relaissteuerung Kommandos, der Aufzug hält in jeder Etage, die Türen öffnen ohne Auffälligkeiten. Eine zweite Probefahrt verläuft ebenfalls normal. „Die Störung ist nicht reproduzierbar“, stellt Gerkens fest, bevor er eine letzte Probefahrt vornimmt – dieses Mal aus der Kabine heraus.
Ob er während einer solchen Situation selbst schon stecken geblieben ist? „Klar“, lacht Gerkens, „das passiert, wenn man meint, alle Fehlerquellen überprüft zu haben, dabei aber etwas übersieht.“ Dem ist heute nicht so, der Aufzug läuft einwandfrei. Gerkens ruft im KSC an und informiert die Kollegen, dass die Störung behoben wurde, die Anlage wieder in Betrieb ist.
Das Thema Sicherheit
Als nächstes steht eine Reparatur in Ahlten (östlich von Hannover) an. Während der Fahrt spricht Gerkens über seinen Job: „Ich mag die eigenständige Arbeit und dass ich dabei flexibel bin“, sagt der Servicetechniker. Im Gebiet nordöstlich von Hannover betreut er mehr als 100 Anlagen. „Das sind Aufzüge von etwa zehn verschiedenen Herstellern. Das macht die Arbeit abwechslungsreich, manchmal braucht man bei der Fehlersuche allerdings einen langen Atem, denn jede Anlage ist anders.“ Wichtig ist ihm auch ein vertrauensvolles Verhältnis zu seinen Kunden: „Nicht immer ist jemand vor Ort. Dann führe ich Wartungen oder Reparaturen auf Vertrauensbasis durch.“
Der zu reparierende Lastenaufzug in einer Ahltener Gewerbeimmobilie dient der Belieferung der Kantine. Der Koch begrüßt Gerkens, man duzt sich. „Ich muss in einer Stunde weg, schaffst Du das?“, fragt der Koch. „Müsste klappen“, erwidert Gerkens, und macht sich umgehend an die Arbeit. Das Problem: Der Aufzug hält nicht bündig in der Etage. „Das stellt ein Risiko dar, weil man beim Ein- und Aussteigen stolpern oder gar stürzen kann“, sagt Gerkens. Das Thema Sicherheit ist ihm, wie all seinen Kollegen, sehr wichtig – schließlich steht Sicherheit an erster Stelle.
Verantwortlich für das nicht bündige Halten ist ein defekter Verriegelungsmagnet, der bei Drehtüren benötig wird. Er sorgt dafür, dass der Aufzug erst dann losfährt, wenn die Tür verriegelt ist – ein wichtiger Sicherheitsaspekt. „Ein Kunststoffteil hat sich verzogen, so dass der Verriegelungsmagnet nicht mehr zuverlässig funktioniert. Das erklärt auch das unbündige Halten“, sagt Gerkens. Wie schon in Großburgwedel geht ihm der Austausch der defekten Komponente zügig von der Hand. Der Koch ist noch im Haus – und freut sich, dass er den Aufzug wieder benutzen kann.
Der Trend geht zu mehr Komfort
Gerkens’ Arbeitstag nähert sich dem Ende. Heute standen Reparaturen auf dem Programm, morgen werden es Wartungen sein. Diese bestehen aus einer Basisinspektion, bei der unter anderem Notruf, Fahrkorbbeleuchtung Bedien- und Anzeigeelemente geprüft werden. Darüber hinaus nimmt der Techniker pro Wartung ein bis zwei Anlagenkomponenten genauer unter die Lupe, von der Schachttür über die Signalisation und Steuerung bis hin zum Antrieb. „Wie oft ein Aufzug gewartet werden sollte, hängt stark von der Nutzung ab“, sagt Gerkens. „Die meisten Anlagen besuche ich vier Mal pro Jahr.“ Dabei legt der Techniker jährlich rund 30.000 km rund um Hannover zurück.
Fragt man Gerkens, in welche Richtung sich die Aufzugbranche entwickeln wird, antwortet er ohne langes Überlegen: „Der Trend geht eindeutig zu mehr Komfort. Viele Kunden haben Aufzüge mit klassischen Zwei-Wicklungsmotoren, die aufgrund ihrer einfachen Bauweise unheimlich robust und langlebig sind. Ein Ruck beim Anfahren und besonders beim Abbremsen ist allerdings nicht zu vermeiden. Für mehr Fahrkomfort bedarf es eines Antriebs mit einer elektronisch gesteuerten Frequenzregelung, durch die sich die Fahrtgeschwindigkeit stufenlos anpassen lässt.“ Womit wir beim Seilaufzug „MonoSpace“ wären – doch das ist eine andere Geschichte.
Stathi Vassiliadis, MT-Medien,
30163 Hannover