Dr. Sasse AG: Auf Wandel eingestellt
31.05.2023Am 1. Januar 2022 hat der neue Vorstand der Dr. Sasse AG seine Arbeit aufgenommen. Mit der Entwicklung im zurückliegenden ersten Geschäftsjahr unter ihrer gemeinsamen Verantwortung zeigten sich bei der jährlichen Bilanzpressekonferenz am 25. Mai 2023 Dr. Christine Sasse, Dr. Laura Sasse, Clara Sasse und Katja Böhmer zufrieden. Allerdings sei das Geschäft, analog der generellen Entwicklung in der deutschen und europäischen Wirtschaft, von starkem Veränderungsdruck und hoher Innovationsfähigkeit getrieben. Strukturen und Prozesse im FM müssten dazu in weiten Teilen neu gedacht und angepasst werden.
v.l.n.r.: Dr. Christine Sasse, Clara Sasse, Dr. Laura Sasse, Dr. Eberhard Sasse und Katja Böhmer
Foto: Sasse AG
„Wirtschaftlich blicken sowohl die Dr. Sasse AG als auch die in der Gruppe verbundenen Unternehmen auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurück“, konstatierte Finanzvorständin Dr. Laura Sasse vor Medienvertretern in München. „Wir konnten in der Gruppe den konsolidierten Umsatz von 250 auf rund 280 Mio. Euro steigern – allerdings ist das nicht der entscheidende Maßstab für unsere Performance.“ Das Unternehmen folge vielmehr weiter der schon stets beherzigten Strategie der langfristigen und nachhaltigen Stabilität verbunden mit der Sicherheit und dem Spielraum für Veränderungen am Markt. „Wir sind nicht umsatzgetrieben, sondern richten unseren Blick auf die Werte, die wir in fünf, zehn oder mehr Jahren erwirtschaften wollen.“ Außerhalb der Konzernbilanz fließt auch die Beteiligung an der FraSec Aviation Security GmbH (Umsatz 2022 130 Mio. Euro) ein, einem Unternehmen für Luftverkehrssicherheit, an dem die Dr. Sasse AG 2022 noch zu 26 % beteiligt war und seit 1. Januar 2023 die Mehrheit von 51 % hält.
Volatile Märkte verändern das Geschäftsmodell FM
Eine umwälzende Veränderung des Geschäftsmodells „Facility Management“ registriert die Dr. Sasse AG. Als Ursache dafür nannte der Vorstand des Unternehmens „die anhaltend starke Volatilität des Marktes“. Diese geht zurück auf einerseits grundlegend veränderte Geschäftsmodelle in Folge der Pandemie sowie andererseits auf verstärkte Anstrengungen der Wirtschaft, ihre Resilienz zu erhöhen. Außerdem trügen politische Entscheidungen in Berlin und Brüssel dazu bei, dass kurzfristiger Entscheidungsdruck an die Stelle von langfristigen Planungen trete. „Allen voran die Energiekrise bewegt sowohl große Konzerne als auch KMU, getroffene Entscheidungen in immer kürzeren Abständen auf den Prüfstand zu stellen und ihre Strategien anzupassen. Dies wirkt sich unmittelbar auf unternehmensnahe Dienstleistungen wie das Facility Management aus“, sagte Sales-Vorständin Clara Sasse. „Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht unsere Services auf neue Anforderungen unserer Auftraggeber anpassen.“
„Integriertes FM“ als neuer Standard
Umso bedeutender, so Operations-Vorständin Katja Böhmer, werde das Angebot eines „integrierten FM“, das Kunden wie Dienstleistungen ganzheitlich betrachte. „Wir haben hier während der Pandemie vielfältige Erfahrungen gesammelt, die wir jetzt auf das ganze Unternehmen und alle Serviceebenen übertragen. Während der Corona-Krise gab es sehr kurze Intervalle, innerhalb derer wir Prozesse und Service-Inhalte neu gestalten mussten. Auch wurden oft von heute auf morgen neue Zielsetzungen relevant, die es zu erfüllen galt. Wir haben das als lernende Organisation unmittelbar aufgegriffen und zum Nutzen unserer Kunden in die Tat umgesetzt.“ Die dabei etablierten Tools und Abläufe würden nun im laufenden Betrieb ständig verfeinert und – auftragsbezogen – individualisiert. „Das ist der neue Standard im FM, ein Zurück wird es nicht geben.“
Digitalisierung ermöglicht ganzheitlichen Ansatz
Entscheidend „für das Gelingen dieser Umgestaltung gestern, heute und morgen ist eine durchdachte, ganzheitliche Digitalisierung aller Prozesse in unserem Unternehmen“, bekräftigte Dr. Laura Sasse, in der Unternehmensgruppe verantwortlich für Finanzen, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. „Weil wir schon früh begonnen haben, alle unsere Geschäftsbereiche und Arbeitsebenen digital zu denken und zu gestalten, konnten wir die Herausforderungen der jüngsten Zeit, insbesondere aber des Krisenjahres 2022, souverän und zielgenau meistern.“ Was sich an Airports, im Öffentlichen Nahverkehr oder beim Management von Tagungszentren bewährt habe, liefere konkretes Anwendungswissen für die entsprechenden Veränderungen. Für die Zukunft erwartet sie auf breiter Ebene die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in diversen geschäftlichen Prozessen wie auch in der operativ eingesetzten Technik. „Wir haben zum Beispiel damit begonnen, den Einsatz von ChatGPT beim Erstellen einfacher Dokumente für den Vertrieb oder im Rahmen interner Abläufe zu testen und damit schon gute Erfolge erzielt“, so Laura Sasse. „Der Nutzen liegt auf der Hand, die Anwendung wird sich dauerhaft durchsetzen.“
Nachhaltigkeit ist Qualitätsmerkmal
Gleiches gelte für den fortlaufenden Prozess, die Nachhaltigkeit der Dr. Sasse Gruppe und ihrer Kunden zu verbessern. „Die Arbeit an unserem inzwischen zweiten CSR-Report im DNK-Standard, den wir unlängst veröffentlich haben, macht zweierlei deutlich: Wir können auf das Erreichte und die gemachten Fortschritte stolz sein. Aber wir dürfen uns auch nicht damit zufriedengeben, sondern müssen immer neue Quellen erschließen, wie wir Ressourcen schonen und noch stärker zum Klimaschutz beitragen. Wir befassen uns damit sowohl im eigenen Interesse wie auch als aktiven Beitrag zur ESG-Bilanz unserer Auftraggeber.“ Gerade in diesem Zusammenhang werde deutlich, welch bedeutende Rolle mittlerweile Digitalisierung und Automatisierung spielten, um der vielfältigen Aufgaben und Ansatzpunkte zur Optimierung gerecht zu werden. „Das betrifft die zielgenaue Steuerung und Prüfung genauso wie das Sammeln und Analysieren der vorhandenen Daten,“ so Dr. Laura Sasse. „Erst recht aber können wir heute mit Mitarbeitenden wie Kunden so schnell und effizient kommunizieren, wie es der nachhaltigen Entwicklung und Entscheidungsfindung bedarf.“
Verantwortung und Wertschätzung für Mitarbeitende
Personalvorständin Dr. Christine Sasse sieht genau dort auch den Ansatzpunkt, um langfristig qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und ihnen persönliche Perspektiven innerhalb des Unternehmens aufzuzeigen. „Wir verstehen und betreiben ein FM, das nicht mehr nachgeordneter Aufräumer ist, sondern vorgeschalteter Gestalter. Gerade mit unseren Daten und unserem konkreten Anwendungswissen liefern wir auf vielerlei Ebenen die Grundlagen dafür, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei uns selbst sichtbar werden. Gleichzeitig sind wir in der Lage, nennenswerte Beiträge zu den ESG-Bilanzen unserer Kunden liefern. Das versetzt unsere Mitarbeitenden in eine neue Dimension von Verantwortung und Wertschätzung. Dies sind wertvolle Beiträge für eine Personalarbeit, die nicht nur qualifizierte Menschen suchen und finden muss, sondern diese auch von der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit überzeugen will.
Werterhalt und die Wertentwicklung betreuter Objekte
Als Fazit aus aktueller Entwicklung und Zukunftserwartungen wird sich die Dr. Sasse Gruppe vor diesem Hintergrund konsequent auf „Integriertes Facility Management“ fokussieren und ihr Dienstleistungsportfolio entsprechend darstellen. „Die Erkenntnis ist so alt wie unsere Branche: Eins greift ins andere. Nur, wer den Gesamtzustand eines Objekts, einer Anlage oder einer Aufgabe in den Blick nimmt, kann auch dauerhaft seinen Kunden den Werterhalt und die Wertentwicklung liefern“, so Clara Sasse. „Das bedeutet auch, dass wir nicht erst anrücken, wenn ein Bedarf akut wird, sondern dass wir potenzielle Bedarfe schon im Vorfeld erkennen, sie unseren Kunden kommunizieren und ihnen dafür durchdachte und belastbare Lösungen anbieten.“ Weil auf diesem Weg auch ein klar nutzerzentriertes Facility Management das Ziel sei, zeichne die Roadmap auch den Wechsel vom nachgeordneten Dienstleister zum systemrelevanten Partner vor.
Vertragsgestaltung erfordert grundsätzlich neue Ausrichtung
Damit einher wird eine neue Gestaltung von Verträgen gehen müssen, unterstricht Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Eberhard Sasse die eingeschlagene Strategie des Vorstands. „Die Zeiten, in denen auf Jahre hinaus Pflichtenhefte aufgelegt und abgearbeitet wurden, sind vorbei – zumindest dort, wo FM seinen wahren Wert zeigt.“ In aktuellen Verhandlungen sei es schon Thema, ausgehend von einem Gesamtbudget die darin enthaltenen Komponenten flexibel anpassbar und gewichtet anzubieten. Das gebe sowohl dem Dienstleister wie dem Auftraggeber die Sicherheit, dass Veränderungen während der Vertragslaufzeit unkompliziert umsetzbar sind. „Wir sehen unser Unternehmen mit diesem Ansatz auf einem guten Weg, auch um neue Kunden zu gewinnen oder potenzielle Auftraggeber zu adressieren, die FM bisher nur als Nebensache betrachtet haben.“ Sasse ist überzeugt: „Über kurz oder lang wird sich unsere ganze Branche mit diesem Gedanken anfreunden, weil er die Antwort auf viele Herausforderungen ist, denen wir uns stellen müssen – und weil er den Wert von FM transparent und glaubwürdig macht.“