Digitale Lösungen und der Weg zur Klimaneutralität
Trends und Krisen – das sind teils gegensätzliche und teils sich gegenseitig bedingende Faktoren. Der Megatrend „New Work“ ist nicht zuletzt auf Grund der Krise des Fachkräfte-, oder wie manche noch eher sagen würden, des Personalmangels in der langfristigen Planung vieler FM- oder Personalabteilungen vertreten. Die Klimakrise sensibilisiert die Branche zunehmend hinsichtlich der Nachhaltigkeit im Immobilienbau und -betrieb. Plötzlich müssen wir auf die Konsequenzen des Ukraine Angriffskriegs reagieren: „Energiekrise verdrängt Klimakrise“ und „8,7 % Inflationsrate“.
Dieses Spannungsfeld nahm die gefma Lounge und Junior-Lounge-Leitung Niedersachsen/Bremen als Impuls für ihre März-Veranstaltung in Hannover. Neun Referenten und etwa 50 Teilnehmer sorgten für einen, mit unterschiedlichsten Inhalten sowie angeregtem Austausch, gefüllten Tag.
Die Lounge-Veranstaltung wurde, nach einer Begrüßung von Prof. Uwe Rotermund, dem langjährigen gefma Lounge Niedersachsen-Leiter, mit einem Eingangsplädoyer des Gastgebers VHV Versicherung eröffnet. Als Experte in der Welt der Bauversicherungen sensibilisierte Christian Schattenhofer die Teilnehmer hinsichtlich der sich verändernden Risikolage am Bau. Passend zum Thema „Krise“ bot die Vortragsreihe weitere Eindrücke aus der Perspektive eines Versicherers. Jakob Wischhusen von Wischhusen – Digitales Versicherungsmanagement stellte zusammen mit Roland Lass von tectareal, die Weiterentwicklung einer Klimarisikobewertung auf Objektebene vor.
Digitale Lösungen und der Weg zur Klimaneutralität
Klimarisiken und die daraus resultierende Hauptaufgabe, CO2-Emissionen zu reduzieren, bestimmten eine Vielzahl der Beiträge. Lukas Brinias von aedifion setzt dafür auf digitale und smarte Lösungen und plädierte für die Gebäudeleittechnik, welche vom Sofa aus und somit in Echtzeit zu bedienen und einzustellen ist. Außerdem, so Brinias, sei es nicht zukunftsweisend MS Office Kenntnisse weiterhin als „IT-Kenntnisse“ gelten zu lassen. Mark Hesse begleitet bei Engie seine Kunden auf dem Weg in die Klimaneutralität und stellte auf der Veranstaltung seinen Ansatz bei der Bewertung von CO2 -Risiken und dem Stranding Risk von Gebäuden dar. Die Unterteilung in Teilziele der politischen Maßnahmen sei dabei, so Hesse, ein wichtiger Hebel, um ins Handeln zu kommen.
Um Klimaziele umzusetzen braucht es zum einen Handlungswillen und zum anderen ganz simpel: Kapital.
Einen detaillierten Blick auf die aktuellen Gebäudenutzungskosten und -verbräuche warf Tobias Rotermund von rotermund.ingenieure. Inflation und Lieferengpässe waren nur einige der genannten exogenen Einflussfaktoren auf die Kostenentwicklung, welche sich über die nächsten Jahre in den Kennzahlen im fm.benchmarking Bericht (einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der nächsten Ausgabe FACILITY MANAGEMENT 3|2023) widerspiegeln werden. Der Bericht 2023 wertet, neben Kennzahlen zu den aktuellen Nutzungskosten von Gebäuden, auch die Marktumfrage zu „New Work aus Sicht des FMs“ aus, woraus hervorging, dass 81 % der befragten Unternehmen das FM in der Verantwortung zur Umsetzung von New Work sehen.
Büros der Zukunft: Wünsche der Mitarbeitenden stehen im Mittelpunkt
Wie wiederrum die Nutzer zum Bürobesuch stehen und was das Büro der Zukunft können muss, stellte Robin Ganninger von der FH Münster anhand einer Studie dar. Größter Treiber für die Büronutzung ist und bleibt das soziale Umfeld. Dabei muss das Büro aber auch die Erfüllung von Arbeitsaufgaben zeitgemäß unterstützen und auf die Wünsche bzw. individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen versuchen. Auf diese ist auch die HDI-AG in Hannover eingegangen und hat einen Leerstand innerhalb von neun Monaten in eine Kindertagesstätte umgewandelt. Marco Kampe, der in der Position des Konzerngebäudemanagements jetzt auch eine Kita betreibt, nahm die Teilnehmer*innen noch einmal mit in die Praxis und stellte deren Betrieb und Besonderheiten, u. a. im Energiemanagement in Krisenzeiten, vor.
Als Appetizer für die nächste Networking Veranstaltung in Hannover lud Hartwig von Saß zur zweiten Real Estate Arena, Deutschlands neuer Immobilienmesse für den Mittelstand und die B- und C-Städte, am 24. und 25. Mai ein.
Zum Abschluss der Veranstaltung baten die Junior-Lounge Leiter Tobias Rotermund und Mark Hesse die Teilnehmer um Echtzeit-Feedback via Smartphone zu der Frage, in welchem Themenbereich diese den dringendsten Handlungsbedarf in der Immobilienbranche sehen: Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Kosten.
Dem ist nichts weiter hinzuzufügen, abgesehen von dem Vortragstitel von Mark Hesse: „(…) – die wichtigsten Buchstaben bleiben T-U-N“.