Hintergründe zum angekündigten Gebäuderessourcenpass
Die Auswirkungen des Klimawandels sind in den vergangenen Jahren enorm in den Fokus gerückt. Ein Großteil der energiebedingten CO2-Emissionen (> 40%) und des Ressourcenverbrauchs gehen auf die Bau- und Immobilienbranche zurück. Klar, dass hier Handlungsbedarf besteht! Neben Energieeffizienz im Gebäudebetrieb spielt auch kreislaufgerechtes Bauen eine große Rolle, um Lösungen für Klima- und Ressourcenprobleme zu liefern. In diesem Zusammenhang hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, kurz DGNB, einen Entwurf für einen digitalen Gebäuderessourcenpass veröffentlicht, der die wesentlichen Informationen rund um die Klimawirkung, den Ressourcenverbrauch und die Kreislauffähigkeit von Immobilien transparent dokumentieren soll. Was es damit genau auf sich hat, welche Informationen enthalten sein sollen und welche Vorteile die Einführung eines Gebäuderessourcenpasses mit sich bringt, nimmt blackolive heute unter die Lupe.
Bereits im November 2021 hatte die Bundesregierung im Koalitionsvertrag angekündigt, einen Gebäuderessourcenpasses einzuführen, allerdings ohne diesen inhaltlich näher zu konkretisieren. Die DGNB hat daraufhin einen Vorschlag entwickelt und zur Diskussion gestellt, um die Einführung des Instruments zu beschleunigen und mehr Akzeptanz für die Anwendung zu erreichen. „Der Gebäuderessourcenpass lehnt sich laut der DGNB an die Idee des erfolgreich etablierten Energieausweis an“, berichtet Oliver Schön, Geschäftsführer bei blackolive. „Er legt den Fokus aber nicht auf die Nutzungsphase, sondern auf die Baukonstruktion, die dort entstandenen negativen Umweltwirkungen und damit auf die für den Klimaschutz so wichtige Zielgröße der CO2-Emissionen.“ Er soll Grundlagen schaffen, um den Einsatz grauer Energie, also der gebündelten, nicht erneuerbaren Energie für Bau, Herstellung und Transport genauer zu beleuchten. Hierbei soll insbesondere die Entstehung grauer Emissionen mit hohem CO2-Ausstoß erfasst werden. Zudem sollen Lebenszykluskosten verstärkt betrachtet werden mit dem Bestreben, im Gebäudebereich zu einer Kreislaufwirtschaft zu gelangen. So sollen die beim Bau eingesetzten Materialien beim Abriss möglichst vollständig getrennt und recycelt werden können. „Ziel ist es, Rohstoffe nicht mehr neu gewinnen zu müssen bzw. später umweltbelastend zu entsorgen, sondern diese innerhalb eines Kreislaufes nie endend immer wieder zu verwenden. Man spricht hierbei von Urban Mining, also die Ausnutzung der Tatsache, dass Immobilien als riesiges Rohstofflager zu betrachten sind“, erklärt Schön. Dafür bedarf es einer vollständigen Transparenz über verbaute Materialien und Komponenten, ihre Werte und Besitzverhältnisse.
Um dem nachzukommen, gliedert sich der Entwurf für den digitalen Gebäuderessourcenpass der DGNB in sechs übergeordnete Bereiche. Zu Beginn werden allgemeine Informationen zur Immobilie wie Standort, Baujahr, Art der Bauweise und die Gesamtmasse des Gebäudes aufgelistet werden. Im zweiten Absatz finden sich Angaben zu den verbauten Materialien sowie zur Verwendung zirkulärer Wertstoffe, anschließend folgen Informationen zu Umweltwirkungen, bauwerks- bzw. materialgebundenen Treibhausgasemissionen und zum Energieeinsatz. Im vierten und fünften Absatz liefert der Pass Auskünfte zur zirkulären Nutzung sowie zur Umbau- bzw. Rückbaufreundlichkeit und Nachnutzung des Gebäudes. Zuletzt findet man Informationen, ob eine digitale Dokumentation der Zirkularität des Gebäudes vorhanden ist. Durch die verpflichtende Auseinandersetzung mit den verbauten Materialien sollen die nötigen Informationen zur Verfügung gestellt werden, um Ressourcen in verschiedenen Szenarien wie Urban Mining, Sanierung und Abbruch bestmöglich zu nutzen.
Der Gebäuderessourcenpass soll vor allem bei Neubauten, aber auch bei Bestandsobjekten zum Einsatz kommen und ein stärkeres Bewusstsein für den Wert von Ressourcen und Materialien schaffen. „Er bietet zudem die Möglichkeit umweltfreundlich konstruierte Gebäude entsprechend auszuweisen, was für Bauherren, Eigentümer und auch Gebäudenutzer interessant ist“, führt der Geschäftsführer bei blackolive aus. „Leerstandsrisiken werden minimiert und die Immobilie erlangt einen höheren Markt- und Wiederverkaufswert. Darüber hinaus kann die Anmietung in einem nachhaltigen, schadstoffarmen Bauprojekt zur Erfüllung unternehmerischer Nachhaltigkeitsziele beitragen.“ So wird es sich bei der Suche nach klimafreundlichen Büroflächen in Zukunft lohnen, den Gebäuderessourcenpass, mit dessen Einführung zu rechnen ist, genau zu prüfen. Der Entwurf der DGNB erhielt viel positive Resonanz und wird nun weiterentwickelt, um zeitnahe zu einer finalen Fassung zu gelangen. Wir bei blackolive werden uns intensiv mit dem neuen Tool auseinandersetzen, um unsere Kunden im Rahmen unserer umfassenden Nachhaltigkeitsberatung ganzheitlich zu unterstützen“, so Schön.