Zutrittssystem in der Elbphilharmonie unterstützt die Veranstaltungslogistik
Vom Start weg hat das neue Wahrzeichen Hamburgs alle Erwartungen übertroffen, was Öffentlichkeitswirkung, Besucherfrequenz und Raumauslastung angeht. Für die Betreiber der Elbphilharmonie war es deshalb eine große Erleichterung, dass das auf dem Reißbrett entwickelte Schließkonzept auch im Praxisbetrieb auf Anhieb funktionierte. Verantwortlich dafür zeichnen die Velberter Schließanlagenspezialisten von CES. Bis zu 16.000 Menschen besuchen täglich die Aussichtsplattform der Elbphilharmonie, die in 37 m Höhe den markanten Backsteinsockel vom lichten Glasaufbau trennt und einen 360-Grad-Blick über den Hafen und die Elbmetropole freigibt. Rekordverdächtig auch die weit mehr als 2500 Kulturbegeisterten, die Abend für Abend die Konzertsäle füllen. Die Architektur, die Ausstattung, der Raumklang und nicht zuletzt die Lage: Die Elbphilharmonie ist ein Gesamtkunstwerk, das jeden in seinen Bann zieht. Gleichzeitig stellen das konstant hohe Besucheraufkommen und die Veranstaltungsdichte besondere Anforderungen an die Logistik und das Sicherheitsmanagement.
„In den ersten Monaten nach der Eröffnung mussten sich die Betriebsabläufe noch einspielen. Ob G20-Gipfel, Popkonzert oder Verleihung des Klassik-Echos, jede Veranstaltung ist auch für uns eine Premiere in Bezug auf Technik und Logistik“, berichtet Dennis Just, bereits seit 2013 technischer Leiter der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle. Umso erfreuter ist der gelernte Techniker, Beleuchtungs- und Bühnenmeister, dass das komplexe Schließkonzept mit einer Vielzahl von Gruppen und Überschneidungen nahezu Eins zu Eins aufgegangen ist.
Just erinnert sich noch gut an die zahlreichen Schließplanbesprechungen, in denen die Anforderungen an die Schließhierarchie definiert wurden – ein umfangreicher Anforderungskatalog, vor dem eine Software schlichtweg kapituliert hätte. Nicht so die Systemanalytiker von CES, die die Vorgaben in eine detaillierte Schließplanmatrix für den gesamten Gebäudekomplex übersetzten, zu dem neben dem Konzertbereich auch ein Parkhaus, ein Verwaltungs- und Techniktrakt, die öffentliche Plaza sowie ein Hotel- und Gastronomiebereich gehören.
Die Herausforderung bestand darin, angesichts dieser Komplexität sinnvolle funktionale Einheiten zu bilden, etwa für das Sicherheits-, Technik- und Reinigungspersonal oder die Künstler mit jeweils unterschiedlichen Schließberechtigungen. Allein der Konzertbereich umfasst mehr als 500 Räume, dazu Lastenaufzüge und Revisionsklappen sowie Schleusen und Übergänge zu den anderen Gebäudetrakten. Dass die quasi auf dem Reißbrett entwickelte Zuordnung einer Vielzahl von Schlüsseln und Zylindern zu den verschiedenen Funktions- und Nutzungsbereichen im Praxisbetrieb auf Anhieb so gut funktioniert, freut den gebürtigen Hamburger: „Eine echte Punktlandung.“
Seinen Praxistest hat das Schließsystem auch im Zusammenspiel mit der elektronischen Zutrittskontrolle und Fluchttürsteuerung (FTS) bestanden. So können die Haustechniker mit ihrem Bereichsschlüssel gleichzeitig die in die FTS-Terminals integrierten Schlüsselschalter bedienen und damit Verbindungstüren und Lastenaufzüge flexibel steuern. Im Normalfall erfolgt der Zutritt über eine Transponderkarte – allerdings nur für eine Kurzzeitfreigabe. Bleiben die stromführenden Türen länger geöffnet, etwa für einen Transport, löst dies unmittelbar einen Alarm in der Leitstelle, dem Gefahren-Management-System, aus. Im Konzertbereich aber sind aufwendige Transporte an der Tagesordnung. „Die meisten der hier gastierenden Orchester bringen ihre eigenen Musikinstrumente mit, Abend für Abend müssen hunderte Instrumente an- und abtransportiert werden. Da kommt es auf Effizienz und Schnelligkeit an“, so Dennis Just. Um dies zu gewährleisten, können die Türen und Aufzüge mithilfe der mechanischen CES-Schließung auf Dauerfreigabe geschaltet werden. Ein Plus an Sicherheit gewährleistet die Verknüpfung von elektronischer Zutrittskontrolle und mechanischem Schließsystem auch bei der Steuerung der Besucherströme – etwa durch die Fluchttreppenhäuser vom Parkhaus in Richtung Konzertsaal und umgekehrt. Bei einem potenziellen Ausfall der Elektronik steht dem 17-köpfigen Technik-Team um Dennis Just so immer eine Rückfallposition zur Verfügung.
Man stelle sich vor: Der Konzertsaal ist bis auf den letzten Platz besetzt, alles wartet auf die ersten Takte des Orchesters, doch der Kontrollraum ist wegen einer Störung der Elektronik nicht zugänglich. Um auch in solchen Situationen einen zuverlässigen Betrieb zu gewährleisten, sieht das Sicherheitskonzept ein weiteres, grundlegendes Backup speziell für den Konzertbereich vor.
Auf der gesamten Fläche des Konzerthauses – vom Kaispeicher mit der „Instrumentenwelt“ im Untergeschoss bis hoch hinaus in die 20. Etage – sind dezentrale Schlüsseltresore angebracht. Die Idee dahinter: Mithilfe eines untergeordneten Schlüssels kann die Entnahme eines ranghöheren Schlüssels elektronisch abgesichert erfolgen, so dass im Bedarfsfall der Zugang zu zentralen Gebäudebereichen möglich ist. „Auf dem Schlüsseltresor befindet sich ein elektronischer Leser. Mithilfe eines mitgeführten Kombischlüssels identifiziert sich der Nutzer über den Leser. Der ebenfalls auf dem Schlüsseltresor angebrachte Bereichsschlüssel wird damit ‚freigeschaltet’ und über die mechanische Schließung ausgegeben. Der untergeordnete Schlüssel bleibt als Pfand zurück,“ erklärt Dennis Just das Prinzip.
Die in dieser Form einmaligen Schlüsseltresore wurden samt Software und spezieller Zahnradmechanik eigens von den Elektronik-Spezialisten von CES entwickelt und umgesetzt. Sie sind ebenso wie die Fluchttürsteuerung in das zentrale Gefahren-Management-System eingebunden, das rund um die Uhr besetzt ist und jede Entnahme und Rückgabe der Bereichsschlüssel dokumentiert. Bei Manipulationsversuchen schlägt das System unmittelbar Alarm und sendet eine Sabotagemeldung. Für Dennis Just eine „rundum sichere Sache“. Durch die Redundanz in der Zutrittskontrolle kann sich der technische Leiter ganz auf seine übrigen Aufgaben konzentrieren und dafür sorgen, dass die Konzertbesucher voll auf ihre Kosten kommen.