Spreizung zwischen Spezialisten und Multidienstleistern
Die führenden Sicherheitsunternehmen in Deutschland setzen ihren Wachstumskurs fort. Die nach Inlandsumsatz größten Anbieter sind im Jahr 2011 durchschnittlich um 4,1 % gegenüber 2010 gewachsen. Bei ausschließlicher Betrachtung der Sicherheitsleistungen wird deutlich, dass das Geschäft um durchschnittlich 6,6 % zunahm und damit über dem Niveau von 2010 liegt (+5,8 %). Auch für das Jahr 2012 wird ein positiver Geschäftsverlauf prognostiziert (+6,9 % mit Sicherheitsleistungen).
Die in die aktuelle Lünendonk-Analyse einbezogenen Anbieter steigerten den Umsatz in Deutschland in diesem Jahr in Summe auf 3,9 Mrd. € (2010: 3,7 Mrd. €). Davon entfallen 1,98 Mrd. € auf Security Services (2010: 1,86 Mrd. €). Dies sind Ergebnisse der dritten Lünendonk-Liste und ‑Marktsegmentstudie „Führende Sicherheitsdienstleister in Deutschland“, die die Lünendonk GmbH, Kaufbeuren, im Ende September im Rahmen der Security in Essen veröffentlichte.
„Der Mindestlohn hat der Branche gut getan“, sagt Jörg Hossenfelder, Geschäftsführender Gesellschafter der Lünendonk GmbH. „Er erfährt sowohl bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern als auch in der Öffentlichkeit eine hohe Akzeptanz. Dennoch ist der Preisdruck im Sicherheitsmarkt weiterhin spürbar. Erste Folgen sind bereits sichtbar; im Rahmen der Marktkonsolidierung werden Übernahmen und Fusionen stattfinden.“
Mit Abstand an der Spitze
In dem zur Marktsegmentstudie gehörigen Ranking der Top-15-Anbieter fällt auf: Die Spanne beim Inlandsumsatz mit Sicherheitsleistungen reicht von 600 Mio. € (Platz 1) bis zu 42,5 Mio. € (Platz 15). Securitas führt die Lünendonk-Liste 2012 mit einem Umsatz von 600 Mio. € deutlich an. Kötter konnte deutlich zulegen und belegt mit 285 Mio. € Rang zwei. Die Niedersächsische Wach- und Schließgesellschaft wuchs in 2011 auf 180 Mio. €. Mit Wisag (144,0 Mio. €) und Pond (101,2 Mio. €) folgen zwei Sicherheitsunternehmen, die ebenfalls dreistellige Millionenumsätze erwirtschaften. W.I.S. rangiert mit 90 Mio. € auf dem sechsten Platz, gefolgt von Dussmann (84,0 Mio. €), Klüh (76,5 Mio. €) und der Kieler Wach- und Sicherheitsgesellschaft (71,0 Mio. €). Die Top 10 beschließt die Deutsche Notrufzentralen und Sicherheitsdienste mit 57,0 Mio. €, knapp gefolgt von Wako Nord (56,0 Mio. €).
Zwei Unternehmen auf Rang 15
Nah beieinander liegen die beiden Service-Anbieter b.i.g.-Gruppe (53,8 Mio. €) und Piepenbrock (53,5 Mio. €), gefolgt von der Power Unternehmensgruppe mit 47,0 Mio. € Sicherheitsumsatz. Position 15 teilen sich erstmals zwei Unternehmen: Götz sowie die Nürnberger Wach- und Schließgesellschaft erwirtschafteten in 2011 einen Umsatz mit Sicherheitsleistungen von jeweils 42,5 Mio. €.
Prozentual gesehen hat das Unternehmen Kötter das größte Wachstum in 2011 aufzuweisen. Der Dienstleister aus Essen steigerte den Umsatz mit Sicherheitsdienstleistungen um 21,3 %, auch bedingt durch die Übernahme der Intergruppe. Die b.i.g.-Gruppe wuchs um 17,2 %, Piepenbrock um 11,5 %, Wisag um 6,7 %. Innerhalb der Top 15 hatten lediglich die Deutsche Notrufzentralen und Sicherheitsdienste (-1,7 %) und Pond (-3,8 %) Umsatzrückgänge zu vermelden.
Neben den Umsätzen steigerten die Top 15 in Summe die Anzahl der Beschäftigten. Während 2010 etwa 62.100 Mitarbeiter zu zählen waren, wuchs die Zahl 2011 auf über 65.500 an. Auffallend im Vergleich zu anderen Dienstleistungsbranchen ist der niedrige Pro-Kopf-Umsatz: Dieser lag im Jahr 2011 im Durchschnitt bei 29.900 €.
Baden-Württemberg, Bayern
und Sachsen präferiert
Die von Lünendonk analysierten Sicherheitsdienstleister sind am häufigsten in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen aktiv – gefolgt von Hessen. Wie im Vorjahr bildet der Objektund Wachschutz mit 40,0 Prozent den größten Leistungsanteil. Es folgen Flughafensicherheit (12,9 %), Empfangsdienste (8,2 %), Sicherungsposten bei Bahnarbeiten (6,1 %) sowie Revier- und Streifendienste (5,8 %). Alle anderen Services liegen unterhalb von 5 %. Die niedrigen Marktpreise machen der Sicherheitsbranche auch im aktuellen Geschäftsjahr zu schaffen. Auf einer Skala von -2 = „trifft gar nicht zu“ bis +2 = „trifft voll zu“ erhielt das Thema „Preisdruck“ als Behinderungsfaktor den Wert 1,3 (Vorjahr 1,3). Dass „die beschlossene Tariferhöhung nicht an den Kunden weitergegeben werden kann und auf die Marge drückt“, wird neutral bewertet. „Mangelnde Nachfrage“ herrscht indes nicht: Dieser Punkt wurde mit -0,9 als wenig relevant bewertet (Vorjahr -0,6).