Sanierung des „Glaspalastes Sindelfingen“ im laufenden Betrieb mit Tageslichtelementen

Mehr Energieeffizienz, Lichtqualität und Brandschutz

Seit mittlerweile 40 Jahren ist der „Glaspalast Sindelfingen“ nun in Betrieb. Die rund 3400 m² umfassende Sport- und Veranstaltungshalle im Westen Sindelfingens beherbergte während dieser Zeit zahlreiche sportliche Großereignisse. Um die großzügige Versammlungsstätte in puncto Brandschutz und Energieeffizienz auf den neuesten Stand zu bringen, wurde das Gebäude umfassend saniert.

Die 2500 m² große Veranstaltungsfläche wird von einer Vielzahl gläserner Sheddächer überspannt. Diese sowie die ausladenden, markanten Glasfassaden sorgen für eine lichtdurchflutete Umgebung und rechtfertigen damit den Namen „Glaspalast“. Bereits 1977 erbaut, steht diese Sport- und Versammlungsstätte seit 2016 unter Denkmalschutz. Bis zu 5200 Personen finden hier Platz. Neben sportlichen Großveranstaltungen beherbergte die Halle in den letzten 40 Jahren zahlreiche Messen, Kongresse und Konzerte. Doch auch die „Grand Dame“ der Veranstaltungshallen kam zuletzt merklich in die Jahre. Lesen Sie in FACILITY MANAGEMENT 6/2017 auch über die Implementierung der neuen Gebäudemanagement-Plattform im Sindelfingener Glaspalast. Ebenso bedurften auch das undicht gewordene Dach und die namensgebenden Glaselemente einer umfangreichen Erneuerung.

 

Schonend saniert

Besonders wichtig war es dem Architekturbüro Behnisch Architekten, keine großen Eingriffe in das bestehende Design der Halle vorzunehmen. Der Charakter des Gebäudes sollte in jedem Fall erhalten werden. Nicht zuletzt auch weil der Glaspalast bereits im Jahr seiner Eröffnung mit der Hugo-Häring-Auszeichnung des Bundes Deutscher Architekten (BDA) bedacht worden war. Die Sanierungsarbeiten sollten daher behutsam vorgenommen werden. Gerade bei den Sheddächern galt es einige wichtige Anforderungen zu beachten. So musste das eingesetzte Tageslichtsystem beispielsweise in jedem Fall blend- und schlagschattenfrei sein, um störende Einflüsse bei Sportereignissen oder Veranstaltungen zu vermeiden. Zudem sollte ein unangenehmes Aufheizen im Sommer verhindert werden, gleichzeitig aber ein ausreichender Lichtdurchlass gewährleistet sein. Der Einsatz von Kunstlicht sollte auch weiterhin tagsüber nicht nötig werden. Neben dem Erhalt beziehungsweise der Verbesserung der Lichtverhältnisse hatten besonders die energetische sowie die brandschutztechnische Sanierung Priorität.

Den geeigneten Partner zur Sanierung des Glaspalastes Sindelfingen fanden ­
die Verantwortlichen schließlich am Niederrhein: Die in Voerde angesiedelte JET Brakel Aero GmbH, ein Unternehmen der europaweit tätigen JET-Gruppe, erfüllt mit ihrem BA-Aufsatz-Verglasungssystem genau die gestellten An­forderungen.
„Die Konstruktion ist einerseits höchst wärmedämmend, andererseits bietet sie große Flexibilität im Aufbau und konnte perfekt an die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden“, erklärt Luis Garcia, Projektleiter der JET-Gruppe. Bei dem verwendeten BA-Aufsatzsystem handelt es sich um eine Pfosten-Riegel-Konstruktion, bestehend aus EPDM-Dichtungs- und Aluminiumprofilen, die auf verschiedene Unterkonstruktionen aufgebracht werden können. Bei dem allgemein bauaufsichtlich zugelassenen System wird die Verglasung mittels Deckleisten in die Profile eingespannt. Dies beugt temperaturbedingten Spannungen vor. Mit einer Verglasungsdicke von 55 mm können Uf-Werte bis 1,2 W/m²K – inklusive des Schraubenanteils – erreicht werden. Die Verglasung kann entsprechend der örtlichen Anforderungen gewählt werden, eine detaillierte Anpassung an die Bedürfnisse des ­Glaspalastes war daher kein Problem.

 

Besondere Anforderungen

Zusätzlich zur Blend- und Schlagschattenfreiheit stellte das Architekturbüro noch weitere Anforderungen an die neue Verglasung: Um eine energetisch möglichst effiziente Gebäudehülle zu schaffen, fiel die Wahl auf eine gehärtete 2-fach Isolier-Verglasung. Gefüllt mit Argon Gas garantiert diese eine gute Wärmedämmung. Eine vollflächig in den Glaszwischenraum eingebrachte Kapillarschicht mit Wabenstruktur verschafft einen zusätzlichen Zwischenraum und dient der Streuung des Lichts. Dank der bei den neuen Elementen verdoppelten Formatbreite wird zudem Hitze- und Formatspannungen vorgebeugt. Diese waren in den alten Gläsern immer wieder aufgetreten.

 

Einbau im laufenden Betrieb

In enger Absprache mit den Architekten vor Ort plante die JET-Gruppe die Glaselemente für die Sanierung in Sindelfingen. Die neuen Elemente mussten ab Werk genau auf die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden, um eine pro­blemlose Montage auf der bestehenden Unterkonstruktion zu gewährleisten. Besondere Herausforderung beim Einbau war der eng gesteckte Zeitrahmen. „Die Halle sollte auf keinen Fall zu lange beeinträchtigt sein“, erklärt Garcia. „Außerdem war es wichtig, dass der normale Betrieb auch während der Sanierung weiterlaufen konnte.“ Die angedachte Bauzeit für die Erneuerung der Glaselemente lag daher bei gerade einmal acht Monaten – eine zügige und problemlose Montage war damit ein Muss.

Um den Betrieb in der Halle während dieser Zeit zu ermöglichen, wurde unter einer sogenannten Einhausung gearbeitet. Dabei schützte ein auf Schienen gelagertes Schutzdach das Montageteam und das Gebäude vor den winterlichen Witterungsverhältnissen. Aus den 60 m langen Sheddächern wurde so Stück für Stück die alte Verglasung entfernt und die neue eingebaut. „Die Zusammenarbeit mit den JET-Montageteams war dabei sehr gut“, betont Architekt Achim Buhse. „So konnten wir neue Glas-Elemente realisieren, die sich sowohl in Größe und Optik, aber auch in Bezug auf die Energieeffizienz und die Lichtqualität deutlich verbessert haben.“

 

Licht und Luft

Was in einem lichtdurchfluteten Sportbau natürlich nicht fehlen darf, ist eine gute Frischluftversorgung. Hier bot das BA-Aufsatz-Verglasungssystem der JET-Gruppe verschiedene Varianten. Die ­integrierten VENTRIA-Systemflügel ­ermöglichen eine tägliche Lüftung. In regelmäßigen Abständen in die Lichtbänder eingelassen, sorgen sie für einen natürlichen Luftaustausch über die gesamte Hallenfläche. Die insgesamt 36 VENTRIA-Flügel haben jeweils Maße von 150 mal 60 cm und werden mittels eines Steuerpanels inklusive zugehörigen Antriebselementes der Firma Warema bedient. Um im Sommer eine ausreichende Verschattung der Sportstätte zu gewährleisten und damit eine Überhitzung der Halle zu vermeiden, wurden zudem innenliegende Sonnenschutzelemente jeweils auf der Nord- und Südseite innerhalb der Glasdächer eingebaut. Diese verschatten den Veranstaltungsraum im Bedarfsfall vollflächig. Mit seinen sieben umfassend modernisierten Sheddächern, welche jeweils 60 m lang und 5 m breit sind, ist der Glaspalast Sindelfingen nun auch für die nächsten 40 Jahre gut belichtet.

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