Legionellen – was für Betreiber zu tun ist
Wenn es um das Thema Legionellen geht, herrscht häufig eine gewisse Unsicherheit. Die Reaktionen schwanken, auch bei Baufachleuten, zwischen großer Angst vor „Vergiftung durch unser Trinkwasser“ und vollkommener Gleichgültigkeit, nach dem Motto, „wird schon nicht so schlimm sein“. Der Artikel gibt Grundlagenwissen über Kontrolle und Maßnahmen im Rahmen der geltenden Trinkwasserverordnung.
Legionellen
Legionellen sind Bakterien, und das klingt schon mal nicht angenehm. Wenn der Volksmund dann noch von Bazillen spricht, assoziieren wir automatisch Krankheiten mit den Kleinstlebewesen. Tatsächlich ist der menschliche Körper permanent von etwa einer Billion (Billion = tausend Milliarden, also eine 1 mit zwölf Nullen) Bakterien besiedelt, und das ist auch gut so. Ohne die nützlichen Bakterien in der Darmflora wären wir zum Beispiel nicht überlebensfähig.
Von der Familie der Legionellen sind knapp fünfzig Arten bekannt. Zwar gelten alle diese Arten als potentiell humanpathogen, also als möglicherweise krankheitserregend, doch werden die allermeisten uns Menschen kaum gefährlich. Bei der „Legionella pneumophila“ sieht das jedoch anders aus, dieses Bakterium kann zu ernsthaften Erkrankungen und sogar zum Tod führen.
Startet die „Legionella pneumophila“ einen erfolgreichen Angriff auf den menschlichen Körper, können zwei Krankheitsbilder mit unterschiedlichen Verläufen auftreten, das sogenannte Pontiac Fieber und die Legionärskrankheit. Beide Bezeichnungen leiten sich aus konkreten Vorfällen ab. Das Pontiac Fieber erhielt seinen Namen nach einem Ausbruch der Krankheit im Jahr 1968 in der Stadt Pontiac (Michigan, USA). Der Begriff Legionärskrankheit geht auf das Treffen von ca. 180 meist älteren Kriegsveteranen in einem Hotel in Philadelphia (Pennsylvania, USA) zurück. Die meisten von ihnen erkrankten lebensbedrohlich, und als Erreger wurde Legionella pneumophilia ausgemacht, die sich in einer schlecht gewarteten Klimanlage in großer Zahl angesiedelt hatte.
Der Verlauf des Pontiac Fiebers ist unangenehm aber harmlos und wird in vielen Fällen gar nicht diagnostiziert. Nach wenigen Tagen sind die Betroffenen wieder gesund.
Die Legionärskrankheit führt jedoch zu einer Lungenentzündung, welche dringend ärztlich behandelt werden muss. Insbesondere für Menschen mit geschwächtem Immunsystem stellt die Krankheit eine ernsthafte Bedrohung dar. Das Statistische Bundesamt sieht bundesweit ca. 20.000 tödlich verlaufende Lungenentzündungen, wobei vermutlich ca. 1300 durch die Legionärskrankheit ausgelöst wurden. Man sieht also, die Legionellen-Problematik muss von allen Beteiligten sehr ernst genommen werden, wobei jedoch kein Anlass zur Hysterie besteht.
Entstehung und Verbreitung
Die Trinkwasserqualität in Deutschland gilt als hervorragend, auch im weltweiten Vergleich. Umfassende Regelwerke und Normen sowie die Trinkwasserverordnung, die in ihrer aktuellen Form am 09. Januar 2018 in Kraft getreten ist, sorgen dafür, dass das Lebensmittel Nr. 1, unser Trinkwasser, fast überall und rund um die Uhr zur Verfügung steht. Auf Bedrohungen der Trinkwasserqualität, wie die seit Jahrzehnten ständig steigende Nitratbelastung des Grundwassers, reagieren die Versorger rasch, gegebenenfalls mit ständig steigendem technischen Aufwand. Auch wenn Legionellen anderenorts entstehen könne, dürfen wir grundsätzlich davon ausgehen, dass das Trinkwasser, welches im Haustechnikraum an ein Gebäude übergeben wird, von höchster Qualität ist.
Legionellen leben in nicht fließendem Süßwasser und vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 20 °C und 45 °C; oberhalb von 60 °C sterben sie zuverlässig ab. Man hat also immer dort mit einer Legionellen-Belastung zu rechnen, wo Wasser selten ausgetauscht wird. Sogenanntes Stagnationswasser kann sich in Totleitungen, welche deshalb grundsätzlich zu vermeiden bzw. abzuklemmen sind bilden. Aber auch in normalen Zapfstellen, die über einen längeren Zeitraum unbenutzt geblieben sind. Ein über mehrere Wochen unbenutztes Hotelzimmer kann so eine Gefährdung darstellen, ebenso ein (öffentliches) Schwimmbad oder ein Krankenhaus.
Bei der Einschätzung des Gefahrenpotentials ist zu berücksichtigen, dass eine Übertragung kaum jemals durch den Genuss von belastetem Trinkwasser erfolgt. Vielmehr werden die gefährlichen Bakterien durch in Luft gelöste Wasserteilchen, sogenannte Aerosole, aufgenommen. Das heißt, dass ein Erkrankungsrisiko insbesondere dort besteht, wo entsprechend verunreinigtes Wasser verwirbelt wird, also etwa in Duschen, bei Raumbefeuchtern, Whirlpools, Zimmerspringbrunnen etc. Auch Klimageräte und -anlagen sollten aus diesem Grund regelmäßig überprüft und gewartet werden.
Kontrolle und Maßnahmen
Die bereits erwähnte Trinkwasserverordnung (TrinkwV) definiert in ihrem
§ 3 die zu betrachtende Trinkwasserinstallation als die Gesamtheit der Rohrleitungen, Armaturen und Apparate, die sich zwischen dem Punkt des Übergangs von Trinkwasser aus einer Wasserversorgungsanlage an den Nutzer und dem Punkt der Entnahme von Trinkwasser befinden. Untersuchungspflichtig sind die Trinkwasserinstallationen in allen öffentlichen Gebäuden und gewerblich genutzten Immobilien (auch Mehrfamilienhäuser).
Deren Wasserversorgungsanlagen sind in regelmäßigen Abständen (1 bis 3 Jahre) mit Hilfe von hygienisch-mikrobiologischen Untersuchungen auf Legionellen-Verunreinigungen zu testen.
Zur Verfügung stehen „Orientierende Untersuchungen“, „Weitergehende Untersuchungen“ sowie „Nachuntersuchungen“. Orientierende Untersuchungen sollen an einer ausreichenden Zahl geeigneter Probeentnahmestellen belegen, dass ein Legionellen-Befall nicht vorliegt. Als nicht oder gering kontaminiert gelten Proben, bei denen weniger als 100 KBE/100 ml gemessen werden. Das Kürzel KBE steht für „Koloniebildende Einheit“.
Ergeben die Messungen Werte > 100 KBE/100 ml, werden die weitergehenden Untersuchungen fällig, welche bereits das Ziel verfolgen, geeignete Sanierungsmaßnahmen zu benennen. In diesem Fall sind außerdem Nachuntersuchungen vorgeschrieben, welche die Wirksamkeit der Sanierungsmaßnahmen kontrollieren sollen. In jedem Fall ist die Ursache des Legionellen-Befalls zu ermitteln und abzustellen.
Bei Werten > 1000 KBE/100 ml spricht man von einer hohen Kontamination, die umgehende Sanierungsmaßnahmen erforderlich macht. Eine „extrem hohe Kontamination“ ist bei Werten > 10.000 KBE/100 ml gegeben; hier ist sofortiges Handeln in Form von Nutzungsverboten und einer unverzüglichen Sanierung vorgeschrieben. Eine Woche nach Abschluss der Sanierung wird eine Kontrolluntersuchung angesetzt.
Geeignete Maßnahmen zur Desinfektion stellen die thermische und die chemische Desinfektion sowie die UV-Bestrahlung dar. Bei der thermischen Desinfektion ist das gesamte System mit einer Temperatur von mindestens 70 °C zu durchspülen, wodurch die Bakterien zuverlässig abgetötet werden. Bei der chemischen Desinfektion stehen verschiedene Mittel zur Verfügung. Hier ist allerdings streng darauf zu achten, dass nur solche Substanzen eingesetzt werden, die durch die TrinkV zugelassen wurden. UV-Licht tötet Bakterien ebenfalls ab, allerdings müssen solche Bestrahlungen permanent erfolgen. Außerdem können sich Legionellen an nicht bestrahlten Stellen weiter vermehren, sodass zusätzlich regelmäßige Spülungen, bzw. thermische oder chemische Desinfektionen nötig sein können.
Dem Durchspülen der Leitungen als prophylaktischer Maßnahme ist eine große Bedeutung beizumessen. Neben dem regelmäßigen händischen Durchspülen (mit dem Risiko von Anwenderfehlern) gibt es Spülprogramme – sowie hydraulische Hilfsmittel, welche zuverlässig im Verborgenen wirken.
Installationen sind möglichst ohne Stichleitungen auszuführen und sollten stattdessen mit Hilfe eines Doppelwandwinkels an der Entnahmestelle so beschaffen sein, dass ein stark genutzter Verbraucher am Ende stets für einen ausreichenden Wassertransport in der Installation sorgt; das gleiche gilt analog für eine fachgerecht ausgeführte Ringinstallation.
Zusätzliche Sicherheit bietet ein Bauteil, welches selbst dann für eine Durchspülung der Ringleitung sorgt, wenn keine der dort angeschlossenen Entnahmestellen benutzt wird. Der sogenannte Strömungsverteiler sorgt, unabhängig vom Nutzerverhalten, für ein hohes Maß an Sicherheit. Wird Wasser an einer Zapfstelle entnommen, welche in Fließrichtung nach dem Strömungsverteiler liegt, zweigt der Strömungsverteiler ca. 10 % davon ab und schickt diesen Anteil durch die Ringleitung. Sobald also die Strangleitung in Betrieb genommen wird, findet in allen angeschlossenen Ringleitungen automatisch ein Wasseraustausch statt: ein wichtiges Hilfsmittel, das mit geringem Aufwand einen großen Nutzen stiftet.