Hannover Messe 2019
Ob in der industriellen Produktion, ob im Gebäudebereich oder in der Mobilität: Die Digitalisierung hat im Bereich Energiemanagement noch nicht das bewegt, was potenziell in ihr steckt. Welche weiteren Potenziale gehoben werden können, um durch digitale Prozesse am Ende Energie, Ressourcen und Kosten zu sparen, diskutieren Experten vom 1. bis zum 5. April auf der Hannover Messe.
Das Zentrum der Digital Energy befindet sich in Halle 12. Dort präsentieren innovative Unternehmen aus Deutschland und aller Welt, wie die Digitalisierung die gesamte Energiewirtschaft verändern wird. Ein zentrales Thema ist das Rollout der Smart-Meter, das in Deutschland mittlerweile an Fahrt gewinnt. Dass es ohne den Einbau der digitalen Zähler in Sachen Energieeffizienz nicht vorangeht, unterstreicht Hans-Jürgen Schmitt, Geschäftsführer von PCVue Solutions und stellvertretend für viele Branchen-Insider. „Die Gebäudeautomatisierung und damit die gesamte Energietechnik können nur dann wirklich funktionieren, wenn alle Netzzähler die Verbrauchsstände auch digital übermitteln können und dadurch ein effizientes Energiemanagement gewinnbringend möglich wird“, erklärt Schmitt eines der Nadelöhre der Digitalisierung.
Dabei ist die Technik längst in der Lage, den Stromverbrauch eines jeden Gerätes, ob nun im Privathaushalt oder in großen öffentlichen Gebäuden oder in der Industrie zu messen. Solche Stromzähler hat beispielweise die B+G E-Tech GmbH aus Lauchhammer in verschiedenen Varianten im Angebot.
„Die Nachfrage wächst, unsere Kunden reichen vom Endverbraucher bis zur Industrie“, erklärt Geschäftsführer Mathias Bruchholz. Die steigende Nachfrage erklärt er sich damit, dass das Energiebewusstsein offenbar gestiegen ist. Viele Kunden nutzen inzwischen die Chancen der Energiereduzierung. Auch Werner Derlet, Produktmanager des Software-herstellers FlowChief GmbH aus Fürth sieht eine höhere Sensibilität für energieeffizientes Handeln. So entwickelt FlowChief im Austausch mit Ingenieurbüros angepasste Energiemanagement-Systeme für Unternehmen beispielsweise in der Chemie oder in der Abwasseraufbereitung. Auf der Messe präsentiert das fränkische Unternehmen am Digital Energy Gemeinschaftstand seinen so genannten „e-Gem“, eine direkt im Browser abrufbare Energiemanagement-Software. Diese ermöglicht dem Nutzer die volle Transparenz über seine Energieverbräuche – egal wo er sich aufhält.
Allerdings gibt es auf vielen Ebenen noch Nachholbedarf. Das gilt zum Beispiel für die öffentliche Hand und deren großen Gebäudebestand. „Unsere Kunden identifizieren durch unsere Software Energieeinsparpotenzial von fünf bis zu 30 % ohne den Klimakomfort dadurch zu reduzieren“, verspricht Stefan S. Hindrichs, Geschäftsführer von synavision GmbH einem Anbieter von Software für intelligente Überwachung von Automationsfunktionen der Gebäudetechnik aus Bielefeld. Einsparungen von einem Drittel der Energiekosten klingen verlockend. Hindrichs ergänzt aber: „Um eine bessere Energieeffizienz im Gebäudebestand tatsächlich zu erreichen, benötigen wir die Präzision digitaler Werkzeuge und Prozesse von der Planung bis in den Betrieb.“
Rechtzeitiges Planen und langfristige Planungssicherheit spielten auch beim Betrieb und beim Ausbau der Stromnetze eine wichtige Rolle. In Zeiten ständig steigender Einspeisung von Strom aus Sonne, Wind, Wasser und Biogas stehe auch die Qualität des Stroms auf dem Prüfstand. Darauf weist Daniel Fierus-Beyer vom Aussteller PQ Plus GmbH hin, der unter anderem zur Überprüfung der Netzqualität mehrkanalige Messgeräte anbietet. Aber nicht nur die Zunahme der volatilen grünen Energien, sondern auch die Sektorenkoppelung stellt die Energiebranche vor großen Aufgaben. „Plötzlich hat ein Wohngebiet durch das nächtliche Auftanken von E-Autos einen Strombedarf wie ein Industriegebiet“, beobachtet Geschäftsführer Fierus-Beyer eine sich ändernde Energielandschaft.
Wie eng Industrie, Netze, Gebäude, erneuerbare Energien und eben auch Mobilität durch die Digitalisierung zusammenwachsen werden, verdeutlichen weitere Aussteller im Digital Energy Aussstellungsbereich wie Athion GmbH, econ solutions GmbH, GreenPocket GmbH oder auch die TQ-Systems GmbH, die nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr wieder in Halle 12 dabei sein wird. „Wir legen diesmal den Fokus auf intelligentes Lademanagement in Richtung E-Mobilität. Wir werden unsere Produktlösung präsentieren, mit der man Ladeinfrastruktur in Industrie und im Gewerbe verwirklichen kann. Zudem stellen wir unseren patentierten Energy Manager vor, der modulare Energieautomatisierung im Eigenheim ermöglicht“, verrät Jörg Jungbauer, Leiter der TQ-Automa-tion im Vorfeld der kommenden Hannover Messe. Auf der im Übrigen auch die Enapter GmbH ausstellen wird. Das Start-up-Unternehmen offeriert Elektrolyseure für den Endverbraucher. „Wir werden den bisherigen Wasserstoffmarkt mit kosteneffizienten und einfachen Techniken neu aufmischen“, geht Marketing-Leiterin Vaitea Cowan schon mal in die Offensive. Kein Zweifel: Es kommt Bewegung in eine sich weiter digitalisierende und sich erneuernde Energiewelt.