Seminargebäude in Modulbauweise erweitert den Campus Haarentor der Uni Oldenburg

Flexible Bauten für Forschung und Lehre

Seit Jahren schon vertraut die Universität bei der Erweiterung ihrer Gebäude auf ­Modulbauweise. Nach dem 2012 errichteten Büro- und Seminargebäude sowie zwei ­Labor- und Forschungsgebäuden für die European Medical School auf dem Campus ­Wecheloy von 2017 ist nun das vierte Bauwerk – diesmal auf dem Campus Haarentor – wieder in Zusammenarbeit mit dem Anbieter ALHO entstanden.

Anders als bei den ersten drei Modulgebäuden auf dem Universitätsgelände agierte die Carl von Ossietzky Universität bei dem neuen Seminar- und Verwaltungsgebäude selbst als Bauherrin. Carsten Steinbrenner, Abteilungsleiter für Flächen- und Bauplanung an der Uni Oldenburg, beauftragte das Bauprojekt: „Die Modulbauweise hat sich bei uns inzwischen als solide qualitativ hochwertige Bauweise mit schneller ­Abwicklung etabliert“, bestätigt er. „Auch bei diesem Gebäude waren die systembedingten Besonderheiten der Modulbauweise wieder klar von Vorteil: Die Qualität durch präzise Vorfertigung der 24 Module, die Schnelligkeit sowie die leise und saubere Abwicklung auf der Baustelle bei laufendem Semesterbetrieb.“ ­Was außerdem für die Modulbauweise spricht, sei ihre enorme Flexibilität, so Steinbrenner. Bereits das Seminargebäude aus dem Jahr 2012 wurde von Anfang an für einen späteren Anbau um einen Erweiterungstrakt vorbereitet. Zwei Jahre später wurde diese dann auch schnell und unkompliziert umgesetzt. Am Campus Haarentor wurde das Fundament für eine spätere Aufstockung entsprechend dimensioniert, und das erste Obergeschoss für eine spätere Aufstockung mit einem zweiten Obergeschoss vorbereitet: „Dass bei der Modulbauweise zukünftige Bauwerkserweiterungen, Aufstockungen wie Anbauten, frühzeitig baulich mit einkalkuliert und statisch vorbereitet werden können, ist ein klarer Vorteil für eine wachsende Universität wie unsere“, erklärt Steinbrenner. „Sogar die vertikale Verlängerung der Aufzugsanlage ist bereits vorgesehen.“ 

Gestaltungsvielfalt und Vorfertigung 

Wie schon den beiden Labor- und Forschungsgebäuden von 2017 zeichnet bei dem neuen Bauwerk das Oldenburger Architekturbüro SEK Architekten Simon Exner Kersten für den Entwurf verantwortlich. „Die enorme Schnelligkeit und vor allem die große Gestaltungsvielfalt, die sich mit den präzise vorgefertigten Modulen umsetzen lässt, sind für uns als Architekten die wohl größten Vorteile“, sagt Christian Kersten. „Zwar muss man beim Entwerfen mit Modulen etwas anders vorgehen als konventionell“, so der Architekt. „Doch mit Alho haben wir einen versierten Partner an der Seite, mit dem wir zielgerichtet kommunizieren können, sodass alle unsere Ideen sehr schnell und problemlos umsetzbar waren.“ Doch nicht nur die Architekten profitieren vom seriellen Bauen mit Raummodulen: Für die Bauherrin stehen neben den Faktoren Schnelligkeit und Flexibilität ganz klar die verlässliche Termintreue sowie die absolute Kostensicherheit im Vordergrund, mit der die Bauwerke realisiert werden.  

Anders als andere Verwaltungsbauten

Das zweigeschossige Seminar- und Verwaltungsgebäude beherbergt auf einer Bruttofläche von rund 880 m² das Sprachenzentrum, das seinen Schwerpunkt auf Anglistik und Deutsch als Fremdsprache legt sowie die Räume für den Psychologischen Beratungsservice der Universität. Im Gebäudeinneren achtete man besonders auf eine helle und freundliche Atmosphäre und Ausstattung: Im Erdgeschoss sind auf einer Seite der zentral angelegten Erschließungszone sieben Arbeitsräume für das Sprachenzentrum untergebracht. Ein Raum für die Leitung und das Sekretariat befinden sich ebenfalls dort. Auf der anderen Seite sind drei komfortable Büroräume sowie sanitäre Anlagen und eine Teeküche angeordnet. 

Im 1. OG befinden sich über dem Sprachzentrum die Räume des Psychologischen Beratungsservice mit einem großen hellen Gruppenraum gegenüber den Einzelberatungsräumen und ihren Wartebereichen. Hier wurden Vorgaben der gedämmten Raumakustik durch schalldichte Wände und Türen und gestalterische Besonder­heiten, wie gedeckte Farben und Kugelgarnfußböden baulich umgesetzt.

Ein großer Seminarraum, weitere Verwaltungsbüros und Sanitärzonen komplettieren das Raumangebot. „Eine besondere Herausforderung war es, die beiden jeweils rund 45 m² großen Gruppen- bzw. Seminarräume in den Grundriss zu integrieren“, sagt Kersten. „Dazu wurden Module auch in Längsrichtung verbaut. Die größten Module, die ALHO dafür im Werk vorfertigte, hatten eine Abmessung von 3,25 x 14  m.

Integration in eine heterogene Umgebung

„Es ist ein ausgesprochen schönes Gebäude geworden“, findet Carsten Steinbrenner. Die Architekten entschieden sich für eine Vorhangfassade aus zementgebundenen Faserplatten in unterschiedlichen mattierten Naturfarben. Der Nutzung des Gebäudes angemessen, konnten sie so eine sehr viel wohnlichere Anmutung erzeugen, als man das von anderen Seminargebäuden auf dem Campus kennt. Versatz- und Rücksprünge in der Fassadenflucht sorgen für lebendige Gebäudeansichten. In Portalrahmen gefasste Fensterbänder betonen einzelne Bereiche und gliedern die rund 34 m lange Nord- bzw. Südfassade. Auf dem Gelände – inmitten von Bauten aus unterschiedlichen Bauepochen und unterschiedlichen Materialien – setzt das neue Seminargebäude damit ein gestalterisches Statement ohne zu dominieren.

Gutes Raumklima 

Im November 2018 wurde mit den Planungen begonnen, bereits Ende Juni dieses Jahres war das Gebäude bezogen. Die erste „heiße Phase“ im Jahr 2019 haben die Nutzer des Gebäudes mit sommerlichen Rekordtemperaturen also schon hinter sich. „Was das Raumklima im Gebäudeinnern angeht, haben wir bereits begeisterte Rückmeldungen von den Nutzern erhalten“, berichtet Carsten Steinbrenner. „Im Vergleich zu den Seminargebäuden in der Nachbarschaft war es im neuen Modulbau angenehm kühl und die Lern- und Arbeitstemperatur damit stets komfortabel. Das zeigt, dass die energieeffiziente Gebäudehülle die in der EnEV geforderten Werte bestens erfüllt – und das freut uns als Betreiber besonders.“

Alles aus einer Hand

Die konventionelle Bauweise beinhaltet eine Vielzahl verschiedener Gewerke – das gilt für die Modulbauweise genauso. Bei der Modulbauweise tritt jedoch der Modulhersteller als Generalunternehmer auf, der eine schlüsselfertige Leistung erbringt und „ein Stück Gebäude” zum Pauschalpreis liefert. Der Modulbau-­Hersteller bindet die unterschiedlichen Gewerke Just-In-Time in seine Fertigungsprozesse ein und koordiniert sie. So erhält der Bauherr „alles aus einer Hand”. 

„Da das neue Gebäude das erste Modulgebäude ist, das die Uni Oldenburg in eigener Bauherrenschaft realisiert hat, haben wir erst jetzt tatsächlich alle Vorteile, die die Modulare Bauweise bietet, sozu­sagen am eigenen Leib erfahren. Das gewerkeweise Ausschreiben beim konventionellen Bauen ist sehr viel aufwendiger und auch riskanter”, sagt Carsten Steinbrenner. „Gibt man das Projekt jedoch in die Hände eines Generalunternehmers wie Alho wird einem diese Arbeit abgenommen: Ist der Auftrag einmal vergeben, läuft alles wie von selbst!”

Universität Oldenburg

1973 gegründet, gehört die Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg zu den jungen Hochschulen Deutschlands. Mit interdisziplinärer Spitzenforschung und Lehre hat sie sich in den Jahren ihres Bestehens den Ruf eines national wie international hoch angesehenen Forschungsstandorts erarbeitet. Rund 16.000 Studierende zählt die Uni im laufenden Studienjahr.

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