Entrauchung für Großbäckerei
Die Glocken-Bäckerei, eine Tochter des REWE-Konzerns, begann Ende 2008 mit dem Neubau einer der modernsten Großbäckereien Europas in der Nähe von Dachau. Die Verarbeitung von Lebensmitteln hatte besondere Konsequenzen für das Brandschutz- und Entrauchungskonzept. Bei dem Neubau handelt es sich um ein teilweise zweigeschossiges Industriegebäude mit einer Länge von 234 m, einer Breite von 84 m und einer Höhe von 12 m. Insgesamt wurden sechs Brandabschnitte mit 27.000 m² Produktions-, Lager- und Bürofläche mit einer flächendeckenden Brandmeldeanlage geplant. Aufgrund der besonderen Anforderungen an einen Backbetrieb wurde keine Sprinkleranlage vorgesehen. Für die Errichtung des Gebäudes lag ein umfangreiches Brandschutzkonzept vor. Bestandteil des Konzeptes war auch die Entrauchung nach DIN 18232-2 und 5. Bei der Detailplanung stellte sich aber heraus, dass das vorliegende Konzept technisch nicht umsetzbar war. Die vorgesehenen Zulufttüren wurden nicht eingebaut. Die maschinelle Entrauchung mit einem Abluftvolumen von ca. 1.100.000 m³/h war mit den technischen Möglichkeiten der Industrie und den baulichen Gegebenheiten zu verwirklichen. Folglich musste ein neues Konzept entwickelt werden. Die maschinelle Entrauchung wurde nur noch im zweigeschossigen Bereich vorgesehen. Die eingeschossigen Gebäudeteile erhielten natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte (NRWG). Gemeinsam mit den Bauherren optimierte man die Höhe der Rauchschürzen, so dass einerseits die für die Produktion erforderlichen Mindesthöhen eingehalten und andererseits der abzuführende Volumenstrom reduziert werden konnte. Dadurch verringerte sich das Absaugvolumen auf rund 400.000 m³/h. Die maximale Luftgeschwindigkeit im Absaugkanal betrug dann 14 m/s. Als weitere Aufgabe wurde die Belichtung und Entlüftung der Büro- und Sozialräume mit Lichtkuppeln sowie die Belichtung in der Produktion durch Lichtbänder mit zusätzlicher Entlüftung definiert. Die erforderlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräte (RWA-Geräte) sollten jeweils integriert werden. Diese haben häufig den Zusatznutzen der Belichtung und Lüftung.
Zum Zeitpunkt der ersten Brandschutzplanung sind häufig noch nicht alle baulichen- und produktionstechnisch relevanten Daten vorhanden. Daher müssen Annahmen getroffen werden, die in der Realisierungsphase oft nicht mehr gegeben sind. Eine Optimierung des Entrauchungskonzeptes ist nur im engen Dialog mit Bauherren, dem Planer und dem ausführenden Unternehmen möglich. Gerade bei der Planung maschineller Entrauchungsanlagen ist das errechnete erforderliche Volumen mit den physikalischen Möglichkeiten und dem Ventilatoren-hersteller abzugleichen. Ein Aufwand, der sich bezahlt macht. Liegt die Investitionssumme für eine normale natürliche Entrauchung unter 0,5 % der Bausumme, kann die Investition bei einer maschinellen Entrauchung bis zu 4 % der Bausumme betragen und ohne Optimierung auch noch überschreiten.