Kolumne

Die Zeit ist reif für BIM im FM!

Building Information Modeling (BIM)­ ­
ist bereits seit einigen Jahren ein heiß diskutiertes Thema in der Immobilienbranche. Fachveranstaltungen, Ausschüsse, Cluster – und mittlerweile auch Referenzprojekte – gibt es im deutschsprachigem Raum zu genüge. Die meisten davon legen allerdings den Fokus auf das Planen und Bauen. Dem Betreiben und Verwalten einer Immobilie wird dagegen kaum Beachtung geschenkt. Dabei wird gerade an dieser Stelle viel Potenzial verspielt. Bedenkt man die Tatsache, dass die Planungs- und Bauzeit eines Gebäudes im Durchschnitt ca. vier bis fünf Jahre beträgt und die Betriebszeit dagegen bei rund 30 bis 40 Jahren liegt, so muss man sich zwangsläufig die Frage stellen, welchen Nutzen das Facility Management aus der digitalen Planungsmethode ziehen kann. Die Wertschöpfung des BIM-Modells endet nämlich nicht mit der Fertigstellung der Immobilie. Vielmehr stellt BIM einen integralen Ansatz dar, der sich über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes erstreckt. So können auch die Belange des Facility Managements viel früher – bereits zu Beginn eines Bauprojekts – im BIM-Modell antizipiert werden.

Vereinfacht ausgedrückt folgt BIM dem zwar schlichten, aber äußerst bewährten Motto: „Erst planen, dann bauen.“ Ein grundlegender Unterschied zu den herkömmlichen 2D CAD- Planungsmodellen ist: Mit BIM lässt sich nicht nur ein einfaches digitales Abbild eines Bauwerks erstellen, sondern eines mit großer Informationstiefe. Grafische und alphanumerische Daten bilden gemeinsam mit der Dokumentation die Grundpfeiler des BIM-Informationssystems. Diese „Single Source of Truth“ stellt eine hohe, validierte Datenqualität sicher. Die zentrale „BIM-Bibliothek“ ist für alle Beteiligten jederzeit zugänglich und sorgt dafür, dass sämtliche Entscheidungen frühzeitig und auf einer belastbaren Datengrundlage getroffen werden.

So kann ein datentechnisch erfasstes Objekt, zum Beispiel ein Großraumbüro, vom Architekten mit den Anforderungen an Farbe und Oberfläche, vom Bauphysiker mit Anforderungen an den Schallschutz, vom Brandschutzexperten mit den Anforderungen an Feuerwiderstand und vom Facility Manager mit den Anforderungen zur Wartung der Heizungsanlage hinterlegt werde. Auf diese Weise können Daten, die für den wirtschaftlichen Gebäudebetrieb relevant sind, bereits in der Planungsphase im BIM-­Modell abgebildet werden. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: zum einen lässt sich bereits während der Planungsphase im „digitalen Zwilling“ ein optimierter Gebäudebetrieb simulieren und die späteren Kosten verlässlich prognostizieren. Zum anderen können die Daten aus dem BIM-Modell in die CAFM-Systeme automatisiert überführt und dort genutzt werden. Dieser nahtlose Übergang reduziert die manuelle Datenerfassung und zusätzliche Dokumentation im CAFM-System auf ein Minimum. Auch im Falle eines späteren Verkaufs profitieren beide Parteien von einer einfachen Übergabe der Gebäudedaten aus Bau und Betrieb.

In den USA und in Großbritannien ist Facility Management in BIM-Projekten bereits voll etabliert.

Im deutschsprachigem Raum besteht hingegen noch großer Aufholbedarf. Es gilt, im Facility Management entsprechendes BIM-Know-how aufzubauen. Wem das gelingt, der profitiert durch ­den „digitalen Gebäudezwilling“ der Immo­bilie von einem durchgängigen Lebens­zyklus-Management.

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