Zeit für ein professionelles Real Estate Management
Autorin: Dr. Veronika Deuser, Projektpartnerin bei Drees & Sommer
Wie genau die Corporates, also Unternehmen ohne ein immobilienwirtschaftliches Kerngeschäft, ihre Immobilienaktivitäten steuern, ist in der Praxis sehr unterschiedlich und branchenabhängig. Allein in Deutschland gehören sie zu den größten Bestandshaltern von Liegenschaften und weisen auch den größten Flächenbedarf auf. Dennoch findet das Corporate Real Estate Management, kurz CREM, hierzulande immer noch zu wenig Beachtung.
Der Grund: Immobilien gehören nicht zum Kerngeschäft der Corporates. Oft sind sie strategisch gar nicht in die übergreifenden Konzernstrukturen eingebunden. Als Folge fehlt den Unternehmen die Transparenz über die einzelnen Objekte und der Überblick über das gesamte Portfolio. Dabei ist in Unternehmensimmobilien in der Regel ein Großteil des Unternehmenskapitals gebunden und insbesondere die immobilienbezogenen Kosten, wie zum Beispiel für laufende Instandhaltung, beeinflussen maßgeblich die Kostensituation der Unternehmen.
Ein professionelles, nachhaltiges sowie wert- und konsensorientiertes Immobilienmanagement zu betreiben, sollte also das Ziel dieser Unternehmen sein. Mit der zentralen Wahrnehmung von immobilienwirtschaftlichen Aufgaben und Einrichtung entsprechender Steuerungssysteme kann das Kerngeschäft entlastet, Wert- und Kostenpotentiale realisiert, Risiken reduziert, aber auch das Portfolio in Abstimmung mit dem Kerngeschäft entwickelt und damit wertvolle Potentiale für das Unternehmen generiert werden.
Chancen erkennen und ergreifen
Dass CREM in Deutschland noch nicht flächendeckend zum Einsatz kommt, ist häufig der Unternehmenshistorie und -philosophie geschuldet. Beispielsweise sieht sich das Kerngeschäft als Eigentümer der Immobilien und verzichtet nicht zuletzt aus Besitzstandwahrung und vielleicht auch aus Bequemlichkeit nur ungern auf gewachsene Strukturen, Mitarbeiter und interne Budgets. Hohe Betriebskosten, niedrige Börsenbewertungen und nicht effektiv eingesetztes Kapital sind die Folgen.
Das Verbesserungspotenzial für viele Corporates besteht vor allem darin, den Immobilienbestand im Sinne eines aktiven Portfoliomanagements zu steuern und kontinuierlich zu optimieren. Die Grundlage dafür – aber auch die Herausforderung – stellt ein standardisiertes und durchgängiges Datenkonzept dar. Dabei gilt es, Informationen von der Objektebene bis hin zur Portfolioebene sinnvoll zu verknüpfen und für das Immobilienmanagement zentral zu nutzen.
Mit gutem Beispiel voran
Die Paul Hartmann AG, Hersteller von Medizin- und Pflegeprodukten, hat die Chancen, die dieses Instrument bietet, erkannt und auf ein globales Real Estate Management gesetzt. Bislang haben die unterschiedlichen Unternehmen und die weltweit verteilten Standorte der Hartmann-Gruppe weitgehend eigenständig agiert, was Rolle, Aufgaben und Verantwortlichkeit ihrer Immobilien anbelangt. Nun ist das Ziel des Unternehmens, alle immobilienbezogenen Themen wie Planung, Bau, Betrieb, Mietmanagement oder Controlling zu bündeln. Die Real Estate Management-Experten von Drees & Sommer begleiten die Neuausrichtung des Immobilienmanagements und unterstützen die Paul Hartmann AG beispielsweise bei der Ausgestaltung der Organisation, Implementierung eines durchgängigen Daten- und Informationsmanagements, sprich Computer-Aided-Facility-Managements (CAFM) oder der Anlagenaufnahme mit Zustandsbewertung und Lebenszykluskostenbetrachtung.