Interview

Ökologische Reinigung
ganzheitlich betrachtet

Wenn am 16. September 2015 in Frankenberg a. d. Eder das „Piepenbrock Fachforum“ Wissen für die Praxis vermittelt, wird auch er seine Erfahrung teilen: Martin Lutz. Der Geschäftsführer und wissenschaftliche Leiter des Forschungs- und Prüfungsinstituts für Facility Management (FIGR) diskutiert die scheinbar widersprüchlichen Zielgrößen Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit bei den Facility Services.

Es entsteht noch immer der Eindruck, dass bei der Vergabe von Facility Services vorrangig der Preis entscheidet. Welche Rolle spielt der Faktor Umwelt?

Martin Lutz: Es stimmt. Ich habe zwar das Gefühl, dass sich immer mehr Auftraggeber eine umweltverträgliche Reinigung mit schonenden Reinigungsmitteln wünschen, die mit einem Ecolabel versehen sind. Die Bereitschaft mehr dafür zu bezahlen ist allerdings gering, selbst wenn diese Produkte allein schon aufgrund der Zertifizierung in aller Regel mehr kosten.

Kommen wir noch einmal näher auf die „umweltfreundlichen Reinigungsmittel“ zu sprechen: Worin genau liegt die Problematik bei diesem Begriff?

Martin Lutz:Was ist schon freundlich zur Umwelt? Ich verweise gerne auf mehr oder weniger umweltbelastende Produkte, bei denen die guten umweltverträglich sind. Je umweltverträglicher sie aber sind, desto weniger können sie in bestimmten Anwendungsgebieten leisten – spätestens wenn hartnäckige Verschmutzungen zu entfernen sind oder Schmutzaufbauten aufgrund unzureichender Reinigungshäufigkeit entstehen. Dann werden wiederum aggressivere Reiniger benötigt. Es wäre weniger problematisch, wenn umweltverträgliche Reiniger tatsächlich jeden Tag
zum Einsatz kämen. Aber aus Kostengründen wird häufig der Reinigungsturnus reduziert.

Die ökologische Gebäudereinigung umfasst mehr als den Einsatz zertifizierter Reinigungsmittel. Was ist unter dem Begriff zu verstehen?

Martin Lutz: Ökologische Gebäudereinigung fängt bereits bei der Materialauswahl an. Schon in der Planungsphase eines Gebäudes kann die Entscheidung für den richtigen Fußboden bewirken, dass Grundreinigungen de facto gar nicht erst erforderlich werden. Hinzu kommt eine Vielzahl unterschiedlicher Verfahrenstechniken. Wasser lässt sich zum Beispiel einsparen, indem man in der Unterhaltsreinigung verstärkt staubbindend wischt, anstatt immer nur nass zu wischen. Statt einer chemischen Nassgrundreinigung lässt sich außerdem auf beschichteten Fußböden eine sogenannte trockene Pflegefilmsanierung durchführen.

Welche Mehrwerte lassen sich für den Auftraggeber durch eine ökologische Gebäudereinigung erzielen?

Martin Lutz: Der Auftraggeber profitiert davon, dass das Objekt länger sauber ist – wenn in angemessener Häufigkeit gereinigt wird. Der Vorteil ist, dass die Räumlichkeiten repräsentativer wirken und im Wert erhalten werden, weil Verschmutzungen kontinuierlich und kurzfristig entfernt werden. Nicht zuletzt ist das auch gut fürs Image.

Inwiefern werden die aktuellen Veränderungen der CLP-Verordnung die ökologische Gebäudereinigung beeinflussen?

Martin Lutz:Viele Produkte, die vorher kennzeichnungsfrei waren und im Prinzip als ökologisch galten, werden kennzeichnungspflichtig, weil sie jetzt als Gefahrstoff eingestuft sind. Sicherlich werden daher Akzeptanzprobleme bei einigen Kunden entstehen. Die Dienstleister werden Aufklärung betreiben müssen. Jeder Hersteller arbeitet natürlich an kennzeichnungsfreien Reinigungsmitteln. Etwa bei sauren Sanitärreinigern ist es extrem schwierig eine entsprechende Leistungsfähigkeit zu erzielen.

Wie wird sich das Thema mittel- bis langfristig entwickeln?

Martin Lutz: Ich denke, dass wir weiter sind, als so manchem bewusst ist. Die ökologische Gebäudereinigung ist bereits ein Stück weit Realität oder gar Normalität geworden. Die Hersteller sorgen bereits seit vielen Jahren dafür, dass ihre Erzeugnisse umweltverträglich sind. Es gibt aber trotzdem immer noch die Möglichkeit „mit Kanonen auf Spatzen“ zu schießen. Ich denke aber schon, dass noch mehr Umweltbewusstsein gefordert wird und zwar, weil die Auftraggeber selbst unter einem gewissen Druck stehen, wenn sie bestimmte Umweltziele erreichen müssen.

Bitte sagen Sie uns in einem Satz, warum sich die Teilnahme an Ihrem Workshop lohnen wird.

Martin Lutz: Weil die Teilnehmer erfahren werden, weshalb die ökologische Reinigung mehr als nur der Einsatz zertifizierter Produkte ist – gerade in Bezug auf moderne Verfahren und Methoden.

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