So können mit einem intelligenten Planungstool die Besucherströme im Shopping Center optimal geleitet werden­

Verkehrsplanung in der Mall of Switzerland

Seit November 2017 ist die Mall of Switzerland in Ebikon im Kanton Luzern das zweitgrößte Einkaufs- und Freizeitzentrum der Schweiz. Auf einer Gesamtfläche von rund 65.000 m² beherbergt die Immobilie eine Vielzahl von Läden, Gastronomiebetrieben, Sport- und Freizeiteinrichtungen, sowie ein Multiplex-Kino mit zwölf Sälen und insgesamt 1962 Sitzplätzen. Wichtig bei einem Gebäude dieser Größenordnung ist eine reibungslose Verhkehrsplanung.

Die Promenade «La Strada» verbindet Markengeschäfte und gastronomisches Angebot auf drei Ebenen vom Erdgeschoss bis hinauf auf die Dachterrasse der Mall of Switzerland. Das Gebäude ­befindet sich an der Ebisquare-Straße in Ebikon. Es ist über öffentliche Verkehrsmittel und das Auto direkt und schnell zu erreichen. Die Mall gliedert sich in drei Baukörper: das Einkaufs­zentrum, das Sport- und Freizeitgebäude sowie das Parkhaus.

Besucher intelligent leiten

Ein Gebäude mit diesen Dimensionen und seinem vielfältigen Angebot zieht seiner Bestimmung gemäß eine hohe Anzahl von Besuchern an, die täglich zu unterschiedlichen Zeiten kommen und das Angebot nutzen. Deshalb bestand für die Planer und Investoren eine besondere Herausforderung darin, die zu erwartenden Besucherströme intelligent zu leiten. ­
Um die in der Mall of Switzerland unterschiedlich großen Menschenmengen zu befördern, Waren zu transportieren und nicht zuletzt den Autoverkehr zu lenken, wurden bereits in einem frühen Planungsstadium diverse Verkehrsanalysen durchgeführt.

Dabei wurden alle Eckdaten der geplanten Gebäude, deren Nutzung und Funk­tionstypen und die zu erwartenden Besucherströme in ein Berechnungs- und Simulationsprogramm eingegeben. Dieses errechnete die erforderliche Anzahl und Art an Anlagen mit entsprechender Förderleistung. Verschiedene Lösungsansätze sind dabei unter dem Einfluss veränderbarer Parameter sofort überprüfbar. Auch außergewöhnliche Situa­tionen, wie z.B. starker Besucherverkehr und der gleichzeitige Ausfall eines oder mehrerer Auf­züge, können am Computer durchgespielt und bei der anschließenden Projektierung berücksichtigt werden. Bei der Mall of Switzerland ­umfasste die Verkehrsanalyse die Personenaufzüge im Einkaufszentrum und im Parkhaus sowie die Fahrtreppen ­und Lasten­aufzüge.

Verschiedene Szenarien

Die ursprüngliche Planung sah im Hauptgebäude zwei Aufzugsgruppen (Gruppe Mall 1 und Mall 2) für den Personentransport vor. Die durchgeführte Verkehrsanalyse beschränkte sich auf die Gruppe Mall 1 und untersuchte den Personentransport ohne Einkaufswagen. In diesem Bereich werden neben den Aufzügen auch Fahrtreppen in paralleler Anordnung eingesetzt. „Fahrtreppen ­haben auf die Verteilung des Verkehrsflusses einen großen Einfluss. Bei der Parallelanordnung von Fahrtreppen wird häufig ­beobachtet, dass die Passagiere eher die Aufzüge benutzen, um lange Wege und Fahrzeiten zu vermindern“, erklärt Theo Huber, Senior Sales Engineer bei Schindler Aufzüge. In der Analyse wurden deshalb sowohl parallele als auch eine gekreuzte Anordnung der Fahrtreppen berücksichtigt.

Aufgrund der Gebäudegegebenheiten wurden verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Transportsystemen und -anordnungen sowie wechselnden Annahmen mit hohem Verkehrsaufkommen untersucht. Die Verteilung des Verkehrsflusses auf Aufzüge und Fahrtreppen basieren auf Erfahrungswerten der Schindler Aufzüge. „In der Praxis können diese aber stark abweichen, tendenziell werden die Passagiere bei überlasteten Aufzügen, auf die Fahrtreppen ausweichen“, betont Theo Huber. Um eine Überfrequentierung  der Aufzüge zu vermeiden, wurden die Fahrtreppen als Haupttransportmittel an zentralen Stellen der Mall platziert. So kommen die mittig angeordneten Fahrtreppen in den Bereichen der Haupteingänge sofort in den Blick, während die Aufzüge, die als Ausweichmöglichkeit für Personen mit Einkaufs- oder Kinderwagen in den Randbereichen zunächst weniger auffallen.

Die Ergebnisse der Verkehrsanalyse ergaben sehr schnell, dass die geplanten Aufzüge mit zweimal 1000 kg Lastaufnahme bei Weitem nicht ausreichen würden. Die kostengünstigste Variante welche die minimalen Anforderungen an die Verkehrsleistung erfüllt, erfordert bei konventioneller Steuerung mindestens drei Aufzüge mit einer Nennlast von 1600 kg. Durch den Einsatz einer Zielwahlsteuerung ließe sich die Verkehrsleistung markant steigern. Voraussetzung wäre in diesem Fall außerdem eine gekreuzte Fahrtreppenanordnung. Falls die Fahrtreppenanordnung allerdings parallel gewählt würde, empfahlen die Analysten den Einsatz von drei Aufzügen mit einer Nennlast von 2500 kg und Zielwahlsteuerung oder vier Aufzüge mit einer Nennlast von 1600 kg und konventioneller Steuerung.

 

Ergebnisse wichen von den
Planungen deutlich ab

Auch die Analyse der Verkehrsströme im Parkhaus ergab deutliche Abweichungen zu den ursprünglich geplanten vier Aufzügen mit einer Nennlast von 3200 kg und einer Geschwindigkeit von 1,0 m/s. bei konventioneller Steuerung. Erst die Erhöhung der Geschwindigkeit auf 1.6 m/s und die Reduzierung der maximalen Nennlast auf 2500 kg erfüllt mit­­ ­einer Zielwahlsteuerung wie „Port“ die minimalen Anforderungen. Bei einer konventionellen Steuerung wäre ein zusätzlicher Aufzug erforderlich. Theo Huber erklärt: „Zudem bietet die Zielwahlsteuerung einen nicht vernachlässigbaren Vorteil im Energieverbrauch, sodass die Betreiber unseren Vorschlag, „Port“ sowohl im Parkhaus als auch im Einkaufszentrum einzusetzen, gerne angenommen haben.“

Die Lastentransporte sollten über Aufzugsgruppen in drei Kernen sichergestellt werden. Täglich werden etwa 150 LKW-Anlieferungen über die Rampe abgewickelt. Bei einer durchschnittlichen Beladung von acht Paletten je Fahrzeug ergibt sich ein Volumen von rund 150 Paletten in der Stunde. Die Zulieferungen wurden auf Kern A mit 40 %, Kern B mit 25 % und Kern C mit 35 % verteilt. Die Kabine ist 220 cm breit, und 270 cm tief. Die Nennlast beträgt 3200 kg. Mit diesem Aufzug können drei Paletten mit Handhubwagen und Begleitperson oder zwei Paletten mit Hubstapler und einer Begleitperson transportiert werden.

Die Analysen zeigten, dass für alle Gruppen jeweils zwei Aufzüge mit einer Nennlast von 3200 kg ausreichen. Gerechnet mit einer Kabinenbeladung von drei Paletten ergaben sich folgende Transportkapazitäten: Kern A mit drei Aufzügen und ca. 250 Paletten/h oder zwei Aufzügen für rund 150 Paletten/h, Kern B mit zwei Aufzügen und etwa 210 Paletten/h und schließlich Kern C mit zwei Aufzügen und 150 Paletten/h.

 

Fazit

Die Verkehrsanalysen von Schindler Aufzüge zeigten zum Teil signifikante Abweichungen von den ursprünglichen Planungen. Dank der intelligenten Simu­lationen gelang es, den Verkehrsstrom in der Mall of Switzerland genauer zu erfassen und voraus zu sagen. Die Projektverantwort­lichen schlossen sich den Empfehlungen der Aufzugprofis an.
Die ersten Erfahrungen zeigen, dass sich die Verkehrsströme im neuen Einkaufs- und Freizeitzentrum so entwickelt haben, wie die Verkehrsanalysen ergeben hatten. Die Kunden sind zufrieden, nicht zuletzt weil sie an den Fahrtreppen und Aufzügen keine langen Wartezeiten in Kauf nehmen müssen.

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