TÜV Süd stellt White Paper vor

Optimierungspotenziale für Gebäude identifizieren und ausschöpfen

Um die Vorgaben des europäischen Green Deals und des deutschen Klimaschutzgesetzes für den Gebäudesektor zu erfüllen, müssen bestehende Gebäude schnellstmöglich optimiert werden. Das ist eine zentrale Aussage des TÜV Süd White Papers „Klimaschutz im Gebäudesektor – Optimierungspotenzial identifizieren und ausschöpfen“. Zudem müssen Neubauten bereits heute die Standards erfüllen, die für die Jahre 2045/2050 gefordert werden.

Ausgehend vom Pariser Klimaabkommen und vom Green Deal der Europäischen Kommission konzentriert sich das White Paper auf die Umsetzung der klimapolitischen Ziele in Deutschland und auf die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben für den Gebäudesektor. Eine dringende Empfehlung: Das im Gebäudeenergiegesetz (GEG) definierte Referenzgebäude muss nachgebessert werden. „Leider berücksichtigt das Referenzgebäude nicht einmal die bereits zur Verfügung stehenden technischen Lösungen“, sagt Marc-Andre Einert vom Bereich Technical Advisory Services der TÜV Süd Advimo GmbH. Um die Klimaziele zu erreichen, müssten nach einer vorsichtigen Schätzung alle Gebäude – sowohl Neubauten als auch Bestandsgebäude – bis zum Jahr 2045 den Effizienzhaus-Standard 55 erfüllen. „Das ist bei einer faktischen Sanierungsquote von rund 1 % aber nicht zu schaffen“, betont Einert. „Wir haben nur dann eine Chance, wenn die Anforderungen nachgeschärft werden.“ Nach Einschätzung der Experten geht es darum, im Gebäudesektor mit pragmatischen Lösungen eine möglichst schnelle Reduktion von Treibhausgas-Emissionen zu erreichen. Die konkreten Empfehlungen des White Papers für die Optimierung des Referenzgebäudes umfassen bessere Dämmungen an der Gebäudehülle in Richtung eines Passivhauses, einen höheren Wärmerückgewinnungsgrad von über 80 % bei Lüftungsanlagen, die Beleuchtung mit LEDs und den Wegfall aller Leuchtstofflampen sowie die Optimierung und Vernetzung der gesamten Technischen Seite 2 von 2 Gebäudeausrüstung (TGA) und der Gebäudeleittechnik (GLT).

„Zudem müssen wir bei Neubauten den gesamten Lebenszyklus betrachten“, erklärt Yannick Renaud, der wie Marc-Andre Einert zum Bereich Technical Advisory Service von TÜV Süd Advimo gehört. „Hier wird häufig vernachlässigt, dass die durch Baumaterialien wie Beton und Stahl verursachten Emissionen einen Anteil von 30 bis 50 % an den im gesamten Lebenszyklus auftretenden Emissionen haben können.“ Die Empfehlung: Beim Neubau sollte der Fokus auf der Materialauswahl liegen, während bei Bestandsgebäuden die energetische Sanierung und Optimierung im Vordergrund steht. Digitale Werkzeuge und Prozesse könnten nach Einschätzung von TÜV Süd wesentlich dazu beitragen, dass die klimapolitischen Maßnahmen und Vorgaben umgesetzt werden. Auch beim Einsatz von Instrumenten wie Building Informationen Modeling (BIM) und bei der Erstellung von Ökobilanzen muss der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet werden.

„Um den weltweiten Energiebedarf im Gebäudesektor zu senken, müssen vor allem auch Bestandsgebäude optimiert werden“, sagt Yannick Renaud. „Denn bis zu 30 % der im Lebenszyklus entstehenden Emissionen stecken aufgrund der ‚grauen Emissionen‘ bereits in den Gebäuden.“ Zwar gelten für Sanierungen von Bestandsgebäuden ähnliche Vorgaben wie für Neubauten, aber Vorgehen und Methodik unterscheiden sich. Die Aufnahme des Ist-Zustandes in Form eines Energiechecks oder einer ESG Due Diligence ist Voraussetzung für die Definition konkreter Einsparpotenziale und eines „Fahrplans“ zur Erreichung der Klimaschutzziele. Wichtig ist die Festlegung von messbaren Zielen un

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